Bis ganz zuletzt und gestern noch war Peter Rühmkorf nur wenigen ein Begriff. Die Bücher des altlinken Poeten lagen wie Blei in den Regalen, auch sein jüngstes Werk "Paradiesvogelschiß" hatte es bei amazon.de nur auf Platz 72.200 geschafft. Rühmkorf, der ein Leben lang für eine bessere Welt gedichtet hatte, lag damit nur knapp oberhalb der per Books on Demand vertriebenen Lebensbeichten semierfolgreicher Tischtennisbezirksmeister und schlesienvertriebener Lehrerinnen.
Dann aber meldete sich der «größte lebende deutsche Dichter» (FAZ), mit einem Paukenschlag zurück. Peter Rühmkorf, schon länger schwer erkrankt, starb. n-tv widmete ihm ad hoc ein rotes Laufband. Die Tagessschau erklärte ihn zum Volksdichter. Poeme wie Rühmkorfs Ablebensgesang "An den Tod" mit Zeilen wie "Fort - fort, dies kann die Welt noch nicht gewesen und bumms zu Ende sein. All diese Bücher wolln ja noch gelesen und diese Hosen aufgetragen sein" griffen den Menschen nun ans Herz.
Sechs Stunden nach der Todesnachricht war "Paradiesvogelschiß" bei amazon.de in die vierstelligen Ränge vorgestoßen. Zwölf Stunden danach lag es auf Platz 535. Am ersten Morgen, an dem Deutschland im Wissen erwacht, dass einer der ganz Großen heute nicht mehr mit aufstehen wird, hat Peter Rühmkorf Platz 101 erreicht.
UPDATE: Inzwischen ist Rühmkorfs "Paradiesvogelschiss" auf Platz 31 vorgestoßen.
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2 Kommentare:
er war vorhin bis auf 21 hochgeschossen. jetzt nur noch 28. ist das schon das ende?
aitmatow wird morgen nachziehen - diese pr-masche scheint inflationär zu werden.
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