Ein ganzer Kontinent im Banne des Balls, ein ganzes Land im Fieber um Jogis Elf. 23 Millionen Deutsche sehen jedes Mal zu, wenn die deutsche Nationalmannschaft bei der Euro 2008 in Österreich und der Schweiz aufläuft, sie fiebern mit und zittern und bangen und hoffen, fahren mit Fähnchen am Auto herum und schmücken ihre Fenster mit der Nationalflagge. Auch die deutschen Medien kennen in diesen Tagen der Entscheidung über das schicksal der Nation kein anderes Thema mehr: Seitenweise werden Spieler porträtiert und bewertet, Trainer vorgestellt, Taktiken erörtert und Strategien beschrieben.
Was aber machen die 60 Millionen Deutschen, die nach den aktuellen Einschaltquoten von ARD und ZDF nicht zuschauen, wenn es gegen Polen, die Kroaten oder Österreich geht? Was wissen die von der EM, die keine kleine deutsche Fahne am Auto stecken haben? Die Jens Lehmann für den Sohn des Bäckers gegenüber, Lukas Podolski für einen polnischen Pop-Literaten, Oliver Pocher für einen Stürmer der Schweiz und Jogi Löw für einen ungarischen Kungfu-Lehrer halten?
Sie wundern sich darüber, dass die Holländer orangefarbene Leibchen tragen, sich aber französische Fahnen auf die Wangen malen. Dass es draußen in der Welt offenbar mehr Kroaten gibt als Deutsche, und dass die alle eine Vorliebe für T-Shirts mit Schachbrettmuster haben. Dass die USA nicht mitspielt. Und sie glauben, dass Brasilien nach der Vorrunde immer noch die größten Chancen auf den Titel hat.
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