Freitag, 6. Juni 2008

Das Herz schlägt rechts

der mann ist wirklich gut:

Vor einigen Tagen ging die Meldung um die Welt, dass Linke unglücklicher seien als Rechte. Diese Nachricht hat die Genossen nicht weiter betrübt. Schien sie doch lediglich zu bestätigen, was sie schon immer wussten: Dass sich Linke nämlich weit mehr Sorgen über die Ungerechtigkeit dieser Welt machen als Rechte. Oder, wie Oskar Lafontaine es formulieren würde: Das Herz schlägt nun einmal links.

Wenn sich die Linken die Not anderer Menschen weit mehr zu Herzen nehmen als Rechte, sollte man erwarten, dass sie auch weitaus mehr dagegen unternehmen. Interessanterweise ist das aber nicht der Fall, wie Arthur C. Brooks' kürzlich erschienenes Buch "Who Really Cares" zeigt. Das Spendenverhalten der Amerikaner bezeugt, dass Rechte großzügiger sind als Linke. So spenden Republikaner ein Drittel mehr Geld für wohltätige Zwecke als Demokraten. Während rechte Haushalte durchschnittlich 1600 Dollar pro Jahr spenden, geben linke Haushalte nur etwa 1200 Dollar im Jahr - und dies, obgleich demokratisch wählende Familien rund sechs Prozent mehr verdienen als republikanisch wählende Familien.

Der Hauptunterschied zwischen Linken und Rechten besteht bekanntlich in der Frage der "sozialen Gerechtigkeit". Wer nach mehr Gleichheit ruft, lässt seinen Worten jedoch nur selten Taten folgen. In einer Umfrage bejahten 33 Prozent der Amerikaner, dass der Staat die Aufgabe habe, die Einkommensunterschiede seiner Bürger auszugleichen; 43 Prozent verneinten dies. Dennoch spendeten die, die gegen eine staatliche Umverteilung waren, zwölf Mal so viel Geld wie die, die dafür waren.

Anders als weithin angenommen, verwenden Konservative ihre Spenden auch keineswegs nur auf religiöse Zwecke, wie etwa den Bau von Kirchen oder die Einrichtung von Sonntagsschulen. Sie geben auch weitaus mehr Geld für säkulare Zwecke, wie etwa den Bau von Krankenhäusern, die Einrichtung von Kindergärten, die Förderung von Universitäten oder die Unterstützung der Notleidenden in der Dritten Welt, aus.

Die größere Wohltätigkeit offenbart sich nicht nur in klingender Münze. Rechte verwenden auch mehr Zeit darauf, das Los der Armen zu verbessern. So kümmern sie sich etwa stärker um Obdachlose und verbringen mehr Zeit damit, die Hungrigen in Suppenküchen zu speisen.

Wie nichts anders zu erwarten, spenden die Reichen weit mehr Geld als die Armen. Rund 50 Prozent des gesamten Spendenaufkommens der USA gehen auf die sieben Prozent zurück, die Millionäre oder Milliardäre sind. Ein unbelehrbarer Marxist, der nach wie vor glaubt, dass die Reichen ihren Wohlstand der Ausbeutung der Armen verdanken, wird von der "Großzügigkeit" der oberen Zehntausend freilich nicht überrascht sein, sondern einfach sagen: "Es ist doch kein Wunder, dass sie mehr geben. Nachdem die Reichen den Armen das Geld aus der Tasche gezogen haben, wollen sie mit ihren Almosen nun ihr Gewissen beruhigen."

Doch das ist falsch. Obgleich die Reichen weitaus größere Summen als die Armen spenden, sind es letztlich doch nicht die Einkommensstarken, sondern die Einkommensschwachen, die mehr geben. Während die Reichen drei bis vier Prozent ihres Einkommens für wohltätige Zwecke spenden, geben die Armen vier bis fünf Prozent ihres Einkommens für soziale Zwecke aus. Und auch unter den Armen sind es wiederum die Republikaner, die mehr geben als die Demokraten.

Der Wohlfahrtsstaat scheint der Nächstenliebe zudem abträglich zu sein. Wenn man das Spendenverhalten der ärmsten Amerikaner untersucht, zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied. Von den Familien, die über ein Jahreseinkommen von weniger als 14 000 Dollar verfügen, sind die, die ihr Geld im Schweiße ihres Angesichts verdienen, großzügiger als die, die ihr Geld vom Staat empfangen. Die am Hungertuch nagenden Arbeiter spenden drei Mal so viel wie Sozialhilfeempfänger.

Es heißt oft: "Wer mit 20 kein Linker ist, hat kein Herz, wer es mit 40 immer noch ist, hat keinen Verstand." Möglicherweise offenbart sich das größere Herz junger Linker in ihrer Protestfreudigkeit, in ihrer Opferbereitschaft zeigt es sich jedenfalls nicht. Bei den 18- bis 30-jährigen Amerikanern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Geld für wohltätige Zwecke spenden, unter Republikanern zwölf Mal größer als unter Demokraten.

Das Fazit, dem man sich nur schwer entziehen kann, lautet denn auch: Während Rechte großzügig mit ihrem eigenen Geld sind, sind Linke nur großzügig mit dem Geld anderer Leute.


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