Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann, früher als Offiziersschüler bei der NVA, heute als Landesvorsitzender bei der SPD, spricht sich dafür aus, Besuche in KZ-Gedenkstätten wieder zur Pflicht für alle Schülerinnen und Schüler im Land zu machen. „Der Ansatz des DDR-Schulsystems, dass jede Schülerin und jeder Schüler einen solchen Ort gesehen haben soll, war im Grundsatz richtig“, glaubt Hövelmann.
Das zeigt sich bereits daran, dass in allen Bundesländern, in denen KZ-Besuche im geschlossenen Klassenverband zu DDR-Zeiten obligatorisch waren, eine viel höhere Quote an rechtsradikalem Gedankengut in der Gesellschaft erreicht werden konnte.
Ein schöner Erfolg, findet Holger Hövelmann. In der ehemaligen DDR und mit deren antifaschistischer Tradition aufgewachsene Menschen haben ebenso wie ihre Nachkommen einen größeren Drang nach rechts, wie Wahlergebnisse, die Zahl rechtsradikal motivierter Straftaten und auch die nach einer neuen und wie stets "alarmierenden" (Der Spiegel) Studie des Institut für Medizinische Psychologie und Soziologie an der Uni Leipzig bis in die Mitte der Bürgergesellschaft reichende alltägliche Ausländerfeindlichkeit ist höher als in den alten Bundesländern.
Die haben es dennoch bis heute versäumt, Antifaschismus in packenden und mitreißenden Pflichtveranstaltungen zu vermitteln und "Schülerinnen und Schüler, die den Verbrechen der deutschen Geschichte nur Gleichgültigkeit entgegenbringen" (Hövelmann) auch mal durch eine "schockartigen Konfrontation mit den Tatorten in Auschwitz, Buchenwald" die "historische Wahrheit zumindest um die Ohren" zu hauen.
"Der Ansatz des DDR-Schulsystems, dass jede Schülerin und jeder Schüler einen solchen Ort gesehen haben soll", lobt der Sozialdemokrat die fundierte Ausbildung, die er seinerzeit in den zahlreichen FDJ-Stunden genießen durfte, "war im Grundsatz richtig". Struktureller und institutioneller Rassismus sei kein deutsches Thema, sondern könne in vielen europäischen Ländern beobachtet werden. Schuld daran seien "Geert Wilders’ unsäglicher antiislamischer Film, Dänemark mit seinem Karikaturenstreit und Österreich mit einem Wettstreit auf der politischen Rechten um rassistische und europafeindliche Provokationen" (Hövelmann). Eindeutig nicht schuld sind Flugzeugangriffe in New York, Bombenattentate in London und Madrid und Selbstmordanschläge in Bagdad und Thailand.
Das richtige Konzept sei "Gegenhalten, Mut zeigen, argumentieren", ist der früher eher für bewaffnete Verteidigung der sozialistischen Heimat einstehende Politiker überzeugt. "Unsere Aufgabe ist es, den Menschen zu zeigen, dass es sich ohne Feinde, ohne konstruierte Fremdheit und ohne Angst besser lebt."
Auf einer Missionstour durch die entlegenen Rückzugsgebiete von Al Kaida und den Taliban im "afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet" (Die Welt) und durch U-Bahnhöfe in Deutschland will Holger Hövelmann seine Friedensbotschaft ,Hingucken und einmischen‘ in der parlamentarischen Sommerpause auch zu Mullah Omar, Osama Bin Laden und verschiedenen gewaltbereiten anderen Gruppierungen mit migrantischem Hintergrund bringen. Die Hövelmann-Hand ist ausgestreckt, jetzt muss der Globus nur noch einschlagen: "Als Feindbild taugt doch immer nur jemand, der als fremd empfunden werden kann", weiß der Politiker, "aber wo Fremdheit überwunden wird, wird dem Rassismus der Boden entzogen."
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3 Kommentare:
"Ein Appeaser füttert ein Krokodil und hofft, es werde ihn dafür zuletzt fressen."
Stimmt. Der Fremde, der uns nicht mehr fremd ist, ist uns kein Fremder mehr. Aber wir sind es vielleicht für ihn. Fremde.
Oh Gott, jetzt versucht ihr auch noch P.I. zu imitieren, bringt Euch aber auch nicht mehr Clicks und Visitors...
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