Peter Hessler hat für The Atlantic einen Text zur Tibet-Frage geschrieben, der die Sicht ganz nomraler Chinesen verdeutlicht. Das Stück ist zwar schon etwas älter, da aber derzeit anscheinend niemand willens oder in der Lage ist, etwas Ähnliches zu fertigen,
steht Hesslers Beitrag hier noch mal sehr gut.
Politische Ansichten im Westen zu Tibet neigen dazu, so einfach zu sein wie die blaue Farbe des Himmels, der sich über Tibets Berge dehnt. In der westlichen Meinung wird die "Tibet-Frage" so gesehen: Tibet solle nicht ein Teil von China sein; denn bevor es gewaltsam 1951 eingegliedert wurde, war es schließlich ein unabhängiges Land. Die Chinesen nun seien grausame Besatzer, die versuchen, die traditionelle Kultur von Tibet zu zerstören. Mit dem Dalai Lama, dem traditionellen geistigen Führer von Tibet, der 1959 nach Indien floh, sollten Gespräche geführt werden, damit ein unabhängiges oder mindestens ein kulturell autonomes Tibet möglich wird.
Kurz gesagt in den westlichen Augen gibt es nur eine Antwort zur Tibet-Frage: Befreit Tibet. Für Chinesen allerdings, die in Tibet wohnen, ist die eine Antwort genau dieselbe und doch eine ganz andere. Mei Zhiyuan zum Beispiel ist Han-Chinese. Er wurde 1997 durch die chinesische Regierung als Freiwilliger geschickt, um in Tibet an einer mittleren Schule als Lehrer zu arbeiten. Sein Zimmergenosse, Tashi, ist ein Tibeter, der in der Sichuan-Provinz als Lehrer ausgebildet wurde. Beide Männer sind 25 Jahre alt. Sie sind gute Freunde. Als ich Mei frage, warum er sich freiwillig gemeldet habe, um in Tibet zu arbeiten, sagt er, "weil alle wir wissen, daß Tibet ein wenig entwickelter Platz ist, der erfahrene Leute braucht."
Der Dalai Lama hat die Einwanderung von Chinesen nach Tibet "eine der größten Bedrohungen zur tibetanischen Kultur" genannt. Nach Angaben der chinesischen Regierung aber bilden Han-Chinesen nur drei Prozent der Bevölkerung Region Tibet, während einige tibetanische Exile behaupten, es seien über 50 Prozent und würden immer mehr. Tibetaner sehen in der Einwanderung einen Versuch, ihre Kultur zu zerstören; Chinesen hingegen begründen es mit der Mission, die ihnen Deng Xiaoping schon 1987 auftrug, als er sagte, "Tibet ist spärlich bevölkert, zwei Million Tibeter sind nicht genug, um eine solch große Region zu entwickeln". Es schade deshalb nicht, "wenn man Chinesen in Tibet zur Hilfe schickt".
Weiter hier (englisch)
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