Als monatelang keine Nachrichtensendung ohne Bilder von traurig blickenden Kälbchen auskam, reagierte die EU entschlossen. Mitten in der BSE-Krise, die den Untergang des Abendlandes so nahe scheinen ließ wie seitdem nur der Klimawandel mit seinen Bildern von traurig blickenden Eisbären, verbot die Gemeinschaft Futtermittel tierischer Herkunft. Kein Kuhe sollte mehr Hühnchen essen, kein Fisch mehr Knochenmehl von toten Schweinen, kein Schwein sollte sich an zermahlenem Broiler die heimtückische Hirnweiche holen.
Die BSE-Krise geriet dann etwas aus der Mode, nirgendwo wurde mehr notgeschlachtet und gekeult, keine geheimen Tiermehllager tauchten mehr auf und sogar aus England kamen kaum noch Nachrichten von aus Schaf-Prionen auf den Menschen übergesprungenen BSE-Erregern.
Inzwischen kommt deshalb keine Nachrichtensendung mehr mit Bildern von Straßenschlachten auf Haiti aus, mit denen sich eine "weltweite Nahrungskrise" (dpa) am besten illustrieren lässt. Die Krise, die vor allem daraus besteht, dass weltweit immer mehr Menschen immer kalorienreicher essen können, was sie dann zum Leidwesen des alten Europa gern auch kräftig zugreifen lässt, sieht die EU jetzt wieder prompt reagieren: Im Kampf, nein, nicht gegen BSE, sondern "rapide gestiegene Preise von Futtermitteln auf dem Weltmarkt" lässt die Gemeinschaft das Verfüttern von eben noch als todbringend verbotenem Fischmehl an junge Wiederkäuern nun wieder zu.
Und nicht nur kleine Kühe dürfen bald wieder zum Fischstäbchen greifen, auch Hühnchen dürfen bald wieder Schweinebraten futtern und Schweine sich ein Hühnerbein gönnen. Nur die Verfütterung von zermahlenen toten Tieren an lebende Artangehörige gehört derzeit noch nicht zum Plan. Kannibalismus, also die Fütterung derselben Tierart, soll vermieden werden.
Außerhalb Europas war das Verfüttern von Tiermehl nie verboten. Die Einfuhr des so erzeugten Fleisches unterlag keinerlei Beschränkungen.
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1 Kommentar:
inkonsequenz wird leider nicht zur konsequenz, wenn man sie konsequent betreibt ...
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