Ja, genau so funktioniert Demokratie! Wochenlang hatten die Fans des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt im Internet an der Auswahl des Trikots für die Auswärtsspiele der nächsten Saison gearbeitet. Schwer war die Wahl und am Ende doch erfolgreich: Klarer Sieger im Design-Wettbewerb war das weiße Dress, das ein schwarzes, spitz zulaufendes Kreuz zeigt.
Auf dem Fußballplatz aber wird der Siegerentwurf nie zu sehen sein. Gerade rechtzeitig zwischen Umfrageende und Produktionsauftrag fiel den Verantwortlichen des Erstligisten ein, dass ein Kreuz auf einem Hemd derzeit die große Gefahr birgt, missverstanden oder gar Schlimmeres zu werden. So war Inter Mailand vor einem halben Jahr nach einem Spiel in der Champions-League gegen Fenerbahce Istanbul von aufmerksamen Anhängern der einzig wahren Religion des Friedens und der Toleranz schwer kritisiert worden: Weil das Kreuz auf dem Inter-Dress, das irgendwie ein Stückchen Stadtwappen sein sollte, natürlich das Symbol der Kreuzritter und Eroberer ist.
Ein türkischer Rechtsanwalt war der Ansicht, dass der italienische Erstligaklub beim Champions League-Rückspiel gegen Fenerbahce Istanbul mit seinen neuen Trikots an die Kreuzritter erinnern, also den Islam beleidigen wollte.
Frankfurt hat eine solche Konfrontation vermieden. Rechtzeitig. Gut so, denn schnelle Reaktion in unsicheren Zeiten ist das halbe friedliche Zusammenleben! Beispielhaft hatte Besiktas Istanbul zuvor gezeigt, wie man die Verletzung der religiösen Gefühle Andersglaubender vermeidet: Weil die Janitscharen einst bei ihrem Siegeszug durch Europa den Halbmond verwendeten, der auch im Besiktas-Wappen Verwendung findet, hatten die türkischen Fußballer Angst, als Eroberer mißverstanden zu werden. Obwohl es keine Kritik an ihrem Vereinslogo gab, verabschiedeten sie sich mit einem 0:8 gegen Liverpool freiwillig aus dem internationalen Wettbewerb, seitdem bleibt der Halbmond zu Hause und das Kreuz im Schrank.
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