Montag, 7. April 2008
Behörde für Beton
Venezuelas Präsident Hugo Chávez, einer unserer Lieblingsdarsteller auf der internationalen Politikbühne, hat nach der Enteignung der ausländischen Ölkonzerne jetzt auch die Verstaatlichung der Zementfirmen des Landes angeordnet. Die gesamte private Zementindustrie Venezuelas werde mit sofortiger Wirkung verstaatlicht, teilte Chávez im Fernsehen mit, betroffene ausländische Unternehmen wie die Schweizer Firma Holcim und die mexikanische Cemex würden entschädigt.
Beton kommt in der bolivarischen Republik, die sich im Kampf gegen den Weltkapitalismus in einer Frint mit dem Iran und Kuba sieht, künftig von der Behörde. Chávez, der zuletzt eine Volksabstimmung über die Einführung des Sozialismus bolivarischer Prägung im Lande verloren hatte, nannte seinen Entschluss eine "strategische Entscheidung". Die Unternehmen befriedigten nicht die Bedürfnisse im Land, sondern exportierten Zement. "Das ist Kapitalismus, daher muss nationalisiert werden."
Wahrscheinlich exportierten die Zementrührer in die falschen Länder, denn gegen die Exporte der nunmehr verstaatlichten Ölindustrie in die Menschnrechtshochburg China hat Chavez nichts einzuwenden: Die stiegen zuletzt von 180.000 Barrel/Tag auf 300.000 Barrel/Tag, während die Ölproduktion der Volksdemokratie in spe insgesamt um beinahe die Hälfte einbrach, weil sich seit der Enteignung keine Geldgeber für Investitionen in die alternden Anlagen mehr finden.
Staatliche Preisfestlegungen für Lebensmittel haben dazu geführt, dass inländische Unternehmen ihre Produkte lieber im Ausland verkaufen, wo es noch etwas zu verdienen gibt. Chavez hat ihnen daraufhin ebenfalls mit Enteignung gedroht. Wie gut die hilft, werden die Zementfabriken sicherlich bald zeigen.
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