Während jedes Schulkind die Namen der Massenmörder des 20. Jahrhunderts lernt, ist der Name Norman Borlaug in Europa so gut wie unbekannt. Und selbst in seiner Heimat, den Vereinigten Staaten, ist er nicht sonderlich prominent. Dabei hat wohl kein Mensch mehr Leben gerettet als Borlaug und seine Mitstreiter in der „Grünen Revolution“. Sie entwickelten in den fünfziger und sechziger Jahren bessere Anbaumethoden und neue Getreidesorten für die Bauern der Welt. Seit sie eingeführt wurden blieben die früher üblichen großen Hungersnöte in Asien aus. Millionen Menschen, die sonst verhungert wären, hatten zu essen. Heute erklärt die UN, dass keine der Hungersnöte jüngerer Zeit (die in Afrika stattfanden) an Nahrungsmittelmangel lag, sondern alle durch Kriege oder die politische Entscheidungen unfähiger Regierungen ausgelöst wurden.
Norman Borlaug erhielt 57 Ehrendoktortitel und ist Mitglied der Wissenschaftsakademien von 12 Nationen. Ihm wurden 32 Preise für seine Verdienste in Wissenschaft, Landwirtschaft und Entwicklungshilfe verliehen, zuletzt im Jahr 2007 die Goldmedaille des US-Kongresses. 1970 erhielt er für seinen Beitrag zur Grünen Revolution den Friedensnobelpreis.
Nachfolgend ein Auszug aus einem Interview mit Norman Borlaug, dass das 14. Kapitel des Buches "Biokost & Ökokult – Welches Essen ist wirklich gut für uns und unsere Umwelt" von Dirk Maxeiner und Michael Miersch bildet.
FRAGE: Wäre Bio-Landbau nicht besser für den Planeten?
BORLAUG: Unsinn. Das hieße, dass wir den Nutztierbestand verfünffachen oder versechsfachen müssten, um den notwenigen Dünger zu gewinnen, den wir für die Ackerböden brauchen. Der Pflanze ist es schnurz egal, ob der Stickstoff den sie braucht, aus dem Sack mit Kunstdünger kommt oder aus dem Kuhstall. Ohne Kunstdünger könnte die Landwirtschaft weltweit nur 2,5 bis drei Milliarden Menschen ernähren. Das bedeutet, die Hälfte der Menschheit müsste sterben. Ich frage mich, wo die
Freiwilligen dafür herkommen sollen?
FRAGE: Was halten Sie von der Grünen Gentechnik? Es ist doch gegen die Natur Gene von unterschiedlichen Arten zu kombinieren.
BORLAUG: Mutter Natur ist Gentechnikerin. Sie hat nur Jahrtausende und länger gebraucht, um die Kreuzungen durchzuführen. Es ist nicht unnatürliches dabei, wenn man Gene zwischen taxonomischen Gruppen bewegt. Nach zehn Jahren kommerziellem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, gibt es keinen nachgewiesenen Schadensfall, der durch diese Technologie hervorgerufen wurde. Das ist ein erstaunlicher
Sicherheitsrekord, speziell für eine neue Technologie. Stellen sie sich vor in den ersten zehn Jahren der Fliegerei hätte es keine Unfälle gegeben. Das Problem ist, dass die Reichen und Verwöhnten eine Null-Risiko-Gesellschaft wollen. Aber es gibt kein Null-Risiko in der biologischen Welt. Wir sollten aufhören so überängstlich zu sein.
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