Wenn das keine guten Nachrichten sind. Während im Westen immer noch ein Afghanistan-Bild herrscht, in dem vollverschleierte Frauen in kleinen Gruppen durch Ruinenstädte eilen, um sich vor dem nächtsten Bombenanschlag auf den im Nebenberuf mit Heroin handelnden Obsthändler auf dem Markt in Sicherheit zu bringen, ist das wahre Afghanistan sechs Jahre nach der Invasion des Westens ein ganz anderes.
Waren unter den Taliban Filme, Musik, Internetzugang und Zeitungen noch streng verboten, haben jetzt viele Afghanen das Fenster zur Welt weit aufgerissen. Nicht nur einheimische Zeitungen, sondern auch Presseorgane aus Dänemark werden gern gelesen. Weil in denen aber gelegentlich Karikaturen des bei den afghanischen Lesern beliebten "Propheten Mohammed" erscheinen, gehen diese Abonnenten hin und wieder aufgeregt auf die Straße: Auch an diesem Wochenende skandierten Demonstranten, die aufgrund der hervorragenden Sozialpolitik der westlichen Koalition und des überaus dynamischen wirtschaftlichen Aufschwungs im Land am Hindukusch keinerlei andere Sorgen mehr haben, Slogans wie "Tod Dänemark für die Beleidigung unseres Propheten".
Auch "Tod den Niederlanden" wurde gerufen, weil durch den hohen Grad an schnellen Internetanschlüssen in Metropolen wie Kabul inzwischen auch viele Afghanen Zugang zu Plattformen wie Youtube haben. Dort hat der Holländer Geert Wilders einen Trailer seines Koran-Filmes eingestellt, der den fernsehentwöhnten Afghanen völlig ausreicht, eine "Beleidigung unserer Religion" auszumachen. Darauf kennt die Religion des Friedens und der Toleranz, die sich durch die Behauptung, sie sei gewalttätig, intolerant und das Gegenteil von pluralistisch beleidigt fühlt, nur eine Antwort: "Tod den Niederlanden".
Die Vereinten Nationen und die Regierung in Kabul äußerten sich inzwischen besorgt, nicht etwa über die Tatsache, dass Afghanen sogar schon durch einen Film beleidigt werden können, den es noch gar nicht gibt. Sondern vom Fakt, dass ein solcher Film veröffentlicht werden könnte. Die Uno forderte im originellen Stil enes türkischen Kleinkriminellen "Reschpekt für den Islam", denn das hat er verdient. Die Afghanen, die seit Jahren von internationen Truppen davon abgehalten werden müssen, sich nach altem Brauch gegenseitig umzubringen, forderten den Abzug der Schutztruppe. Ihre Abos von "Dagens Nyheter" hingegen wollen sie nicht kündigen.
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