Seit zwei Wochen ist Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin in aller Munde. Gleichzeitig bezieht er seitens seiner Parteikollegen arge Prügel. Sarrazin hatte Hartz-IV-Empfängern Speisevorschläge gemacht. In akribisch genauen Tabellen war zu lesen, wie viel ein nahrhaftes Menü kostet.
Zum Beispiel für einen Single: Mittags eine Bratwurst (38 Cent), dazu 150 Gramm Sauerkraut (12 Cent) und Kartoffelbrei (25 Cent) plus Gewürze und Öl für 20 Cent. Das ergibt je nach Menü einen Tagessatz zwischen 3,75 und 3,98 Euro. Von den 128 Euro, die ein Hartz-IV-Empfänger monatlich für Essen bekommt, lassen sich also laut Sarrazin nahrhafte und leckere Mahlzeiten zubereiten.
Dann folgte sein Auftritt bei der rbb-Sendung Klipp & Klar. Dort verteidigte sich der Senator. Mit seiner Frau habe er das Essen selbst ausprobiert. Von den 128 Euro könne man "in der Tat ausgewogen und auskömmlich essen". Und dann legte er noch einen nach. Der Kritik, die Zahl der Kalorien auf seinem Speiseplan reiche für eine vollwertige Mahlzeit nicht aus, hielt er entgegen: "Wenn man sich das anschaut, ist das kleinste Problem von Hartz-IV-Empfängern das Untergewicht."
Ein Sturm der Entrüstung wehte durch die Hauptstadt. Doch Sarrazin setzte noch einen hinterher. In einem Streitgespräch mit einer Hartz-IV-Empfängerin in der Redaktion der B.Z. riet er der 20-Jährigen: „Ich sage Ihnen, und das nicht nur als Aufsichtsrat der Berliner Wasserbetriebe, das gesündeste, was man trinken kann, ist das Berliner Leitungswasser. Das ist ausgezeichnet, ich trinke das auch. Zu Hause haben wir immer einen Glaskrug mit frischem Leitungswasser auf dem Tisch stehen."
Kommt uns irgendwie bekannt vor. War ein beliebter Spruch im Osten. Wenn mal wieder die Getränke-Industrie nicht hinter dem heißen Sommer her kam. Wasser predigen und Wein saufen. Geht leicht über die trockenen Lippen. Bei einem monatlichen Senatoren-Gehalt von etwa 11.500 Euro.
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