Zuweilen hat die altehrwürdige Tagebuch-Postille "Stern" doch noch einen Moment Aufmerksamkeit wert. Wie eben, als die Hochglanzenthüller den Neuköllner SPD-Bürgermeister Heinz Buschkowsky porträtieren. Und dabei ganz nebenbei die verheuchelte Empörung der sozialdemokratischen Granden von Beck bis Struck über den strafverschärfenden Wahlkampf-Amoklauf des hessischen Parteispendenpolitikers Koch als donnerndes Puppenbühnentheater entlarvt: "Irritiert", heißt es da über Buschkowsky Erstaunen neulich beim abendlichen Anschauen aktuell-politischer TV-Sendungen, "irritiert hat ihn vor allem, dass neulich bei Frank Plasberg Bundesjustizministerin Zypries, seine Parteigenossin, so beharrlich darüber schwieg, dass sie längst einen Gesetzesentwurf zur Verschärfung des Jugendstrafrechtes in der Schublade hat. Sicherheitsverwahrung für jugendliche Straftäter, Wegsperren ohne Urteil also. Hatte sie es vergessen oder warum hat sie es nicht gesagt?"
Der handfeste Lokalbürgermeister aus Berlin hat sich so seine Gedanken gemacht. Und dem "Stern" seine Lösung präsentiert: "Da sei sie wohl wieder gewesen, die Schwäche der Linke, Verwerfungen in der Gesellschaft zu akzeptieren, zu benennen und ihnen selbstbewusst zu begegnen. Immer wieder würde man in Deutschland Probleme durch das Brennglas des Bildungsbürgertums sehen. Was aber, wenn diese Rezepte bildungsferne Migrantenfamilie mit ganz anderem Wertekanon nicht erreichen?"
Ja, was dann? Würde man den Kriminologen Wolfgang Heinz fragen, wäre die Antwort klar. Heinz hat gerade ein Papier vorgelegt hat, in dem er gründlich nachweist, dass härtere Strafen mehr Rückfalltäter, ja, mehr Jugendkriminalität insgesamt produzieren. Die Einstellung von Jugendstrafverfahren vor einer Verurteilung hingegen zeige solche Effekte nicht, sondern führe ganz im Gegenteil zu weniger Rückfalltätern und damit weniger Jugendkriminaltät.
Hat Heinz richtig gerechnet, ist Straffreiheit für alle der sicherste Weg, Jugendkriminalität im Handumdrehen zu beseitigen. Warum bloß glaubt das Frau Zypries nicht?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen