Alkoholverbot auf dem Magdeburger Markt, Telefonierverbot hinterm Steuer, Giftverbot für Spielzug, Schnellfahrverbot auf der Autobahn, fernwirkendes Hitlergrußverbot nun auch in der australischen Hotellobby, Bombenbauanleitungsverbot auf der Festplatte, Verbot anonymer Telefonate, Ausweispflicht für Internetcafénutzer, zwingendes Postidentverfahren vor Anmeldung einer neuen E-Mail-Adresse, Rauchverbot bald auch auf Zufahrtsstraßen, Kinoverbot für Keinohrhasen, dazu Lichtfahrgebot bei Tage und Dämmungszwang für Häuslebauer - all das reicht noch lange nicht, um die Welt zu einem wirklich schönen Ort zu machen. Denn noch suchen Internetnutzer, zumindest bis die "Datenautobahn" (Helmut Kohl) demnächst untergeht, im Netz was sie wollen und wo sie wollen.
Zumeist suchen sie mit Google, und das ärgert Hermann Maurer, Informatikprofessor an der TU Graz, ganz bitterlich. In einem 190-Seiten-Papier prangert der Forscher die "Googlisierung" der Gesellschaft an. Und nennt Auswege. Die sind nicht weiter überraschend, denn natürlich plädiert der Österreicher für ein Eingreifen des Staates: Google müsse zerschlagen werden, eine Reihe von staatlichen Suchmaschinen sollten die Aufgaben des Marktführers übernehmen.
In "Technology Review" fordert Maurer zuerst einmal ein Anti-Trust-Verfahren gegen Google, das das Ziel haben müsse, Suchmaschine und andere Aktivitäten bei Google zu trennen.
Im nächsten Schritt, und das meint der Mann ernst, solle der Staat "viele Spezialsuchmaschinen einrichten, zum Beispiel vier pro EU-Land. Eine für Maschinenbau, eine für Gärtner, eine für Medizin, eine für Tourismus, und so weiter, und so fort." Obendrüber, so denkt er sich das, komme "ein Portal, auf dem der Nutzer aussucht, wofür er sich heute interessiert. Von da aus wird er dann durchgeschaltet." Ein bisschen entgangen zu sein scheint Maurer bei seinen Untersuchungen und steuermittelfinanzierten Forschungsarbeiten, dass Google genau das tut: Leute weiterleiten zu dem Ort, wo sie finden, was sie suchen.
So glaubt denn Maurer auch, dass "diese Suchmaschinen besser wären als Google, weil sie eine fachspezifische Terminologie verwenden könnten". Das Suchwort "Dschungelcamp" wäre dann ebenso fachspezifischer einzugrenzen wie "Paris Hilton", "Britney Spears" oder "DJ Tommek". Das habe er der EU-Kommission und dem EU-Parlament bereits vor einem Jahr empfohlen.
Spottbillig wäre die Säuberung des Internets von allen Ansätzen freier, selbstbestimmter Suche auch noch. "Die Kosten lägen unter 100 Millionen Euro", hat Maurer ausgerechnet. Ein Klacks, denn das wird am Ende ja höchstens zehnmal so teuer. Nicht beschrieben hat er, wie die Google-Nutzer auf die Staatssuchmaschine umgelenkt werden. Wir können uns das aber doch, siehe oben, irgendwie denken: Google wird ganz einfach verboten, die Staatssuchmaschine hingegen ist ab 2010 automatische Startseite auf allen Computern in allen EU-Ländern.
Montags wertet der BND die Hitparade der unzulässigen Suchanfragen aus. Und immer dienstags beschließt das Kabinett, welche Antwort Internetnutzer auf beliebige Suchworte bekommen: Wer "cleverer Internetexperte" sucht, kriegt einen Aufsatz von Hermann Maurer. "Freies Land" führt zu "Bundesrepublik Deutschland". Und "Sex" ein Bild von Angela Merkel.
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1 Kommentar:
Leider hat Tara Brabazon ("The Google University") offenbar recht, dass Blogger zunehmend unfähig/unwillig sind komplexere Texte verstehend zu lesen. Wenn jemand interpretiert, dass meine Forderung nach mehr Datenschutz im Zusammenhang mit Data Mining bedeutet, dass ich verlange, dass die Regierung Suchmaschienen betreiben soll, dann ist diese Person nicht ernst zu nehmen.
Wer noch lesen kann möge bitte den
Bericht: H. Maurer, T. Balke, F. Kappe, N. Kulathuramaiyer, S.Weber, B. Zaka:
Report on dangers and opportunities posed by large searche engines, particularly Google
http://www.iicm.tugraz.at/Ressourcen/Papers/dangers_goggle.pdf
lesen und sich dann selbst eine Meinung bilden. H. Maurer
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