Die Abstimmung mit den Bleistiften, die der US-Präsidentenwahl traditionell in den deutschen Redaktionsstuben stattfindet, hatte Barack Obama schon mal sicher gewonnen. Der "neue Kennedy" (Bild) war nach seinem Vorwahlsieg in Iowa binnen weniger Stunden zum Favoriten auf den Einzug ins Weiße Haus erklärt worden - wäre er doch ein Sieger ganz nach dem Wunschbild der deutschen Medienschaffenden gewesen. Ein Farbiger, in einer muslimischen Schule erzogen, Demokrat dazu und als 46-Jähriger fast eine Frau.
Wie tragfähig die tiefschürfenden Analysen der Leitmedien von "Spiegel" bis "Welt" sind, zeigt dann der Tag danach. Plötzlich ist es so gekommen, wie es kommen musste: Frau Clinton, in Hamburg und München schon beerdigt, ist wieder da und deutsche Zeitungen verblüffen darob mit absurden Schlagzeilen wie "Überraschender Favoritensieg". Hätte man das wissen können? Hätte man - auch ihr Mann Bill Clinton verlor die Vorwahlen in Iowa. Und wurde dennoch Präsident.
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