Freitag, 30. November 2007

Lustig. Oder so.

zebrastreifen in halle: sind schon witzig, die menschen hier.

Kachel, Mann!

so viele schwere themen, so wenig kacheln. viele besucher von ppq haben die regelmäßigen berichte über kunst im öffentlichen raum vermisst: here we go.

Aufgeklärter Islamismus

In Dubai, dem häufig als westlich-aufgeklärt mißverstandenen Emitrat, ist ein sexuell missbrauchtes zwölfjähriges Mädchen unter dem Vorwurf festgenommen worden, es habe «verbotene Affären» mit Männern gehabt. Die Internetseite der Zeitung «Gulf News» berichtet, dass die Polizei einen Tipp erhalten und daraufhin eine Wohnung in dem Viertel Bur Dubai gestürmt habe. Dort fanden die Beamten das Mädchen und 15 Männer verschiedener Nationalitäten. Das Kind habe den Polizisten gesagt, es habe seit seinem zehnten Lebensjahr Sex mit erwachsenen Männern. Festgenommen wurde die Zwölfjährige, weil sie angeblich freiwillig Sex mit den Männern hatte. Ein Psychiater solle nun die «geistige Gesundheit» des Mädchens untersuchen, hieß es.

Nach Angaben der Zeitung wurden auch die Männer und die Mutter des Mädchens, die von den Philippinen stammt, in Untersuchungshaft genommen. In Dubai, der von Scheich Maktotum als absolutem Herrscher regierten angeblich größten Baustelle der Welt, lebt eine Bevölkerung aus ein paar hunderttausend dubaiischen Staatsbürgern gemeinsam mit einem Millionenheer aus ausländischen Gastarbeitern, die vor allem aus Indien, Afrika und Indonesien kommen. Da es sich zumeist um Männern handelt, die nur aller zwei oder drei Jahre nach Hause fliegen können, hat sich im Land eine prosperierende Zuhälterszene entwickelt. Käuflicher Sex ist streng verboten, aber an jeder Straßenecke zu haben - nicht öffentlich, aber zu Sparpreisen. Normalerweise werden Prostituierte geduldet und das Thema einfach totgeschwiegen.

Das offizielle Prostitutionsverbot durchzusetzen, würde bedeuten, die Arbeiterheere in Unruhe zu versetzen. Denen gestattet der islamische Staat sogar den Konsum des verbotenen Alkohols: Auf Anmeldung bei den Behörden dürfen nichtmuslimische Arbeiter in Dubai eine Lizenz erwerben, die es ihnen gestattet, einen bestimmten Anteil ihres Gehaltes in Bier und Schnaps anzulegen.

Die Latten hängen hoch

eines vorab, die Region muß sich ganz schön strecken oder beugen, das hängt vom blickwinkel des betrachters ab, um ein kleines plätzchen auf bild online zu ergattern.

für olli kahn reicht einfach die absicht ein zeichen setzen zu wollen, ein sachsen-anhaltinisches landeskind (mandy) mußte dafür im haus der lüste nicht nur tanzen sondern mehr als sieben verschiedenen männerschwänzen lustvollen zugang gewähren in einer phase optimaler fruchtbarkeit mit erfolgsgarantie (ich habe ein gruppensex baby) das nenne ich mediales ost-west-gefälle.
gruppensex ist sowas wie kaufhalle statt supermarkt also gangbang: wir müssen doch mal ankommen

schlimmer aber treibt mich um, daß ich ob videotext oder gedruckt nicht mehr sofort zuzuordnen weiß, ob abschied von annaleamarina das skelett aus pommern oder das gefrorene aus sachsen oder das handwarm auf den seziertisch gekommene vierjährige aus bayern meint.
urteil im zwillingsmordprozess lässt mich dann völlig verzweifeln

jetzt reden sie über ihre liebe
da habe ich dann noch rechtzeitig mitgekriegt das tini plates schenkel doch von denen des zwanzigjährigen matthäusgesponses vom balkan abweichen
gute nacht

Mutige Männer unter sich

Der Burda-Verlag dem Schauspieler Tom Cruise den „Bambi Courage“ verliehen, den Bambi für Mut also. Welcher Mut genau gemeint ist, sagte FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher nicht so genau: Geht es um den Mut, als nur 1,70 Meter kleiner Mann in die Uniform des Altnazis Stauffenberg zu schlüpfen? Oder den Mut, trotz vielmaliger Aufforderung durch führende deutsche Politiker nicht aus der in Deutschland für eine Vereinigung von gemeingefährlichen Teufelsanbetern gehaltene Scientology-Kirche auszutreten? Oder um den, ohne Leibwächter einfach so durch Berlin zu laufen?

Wie auch immer - der Laudator befand, dass es schon allein eine "mutige Entscheidung" sei, Cruise den Preis zu geben. Natürlich ohne zu erläutern, weshalb das mutig sei. Weil Burda riskiert, deswegen geächtet und enteignet zu werden? Weil Cruises´ Stauffenberg sich nach der Kinopremiere als Witzfigur herausstellen könnte? Oder weil Scientology eines Tages doch die Macht über die gesamte Welt an sich reißen wird und Burda dann wegen der an Cruise verliehenen Auszeichnung dafür die Verantwortung trägt?

All das bleibt vorerst ungeklärt, klar ist aber immerhin, wer kommendes Jahr den Bambi bekommt: Der Burda-Verlag. Die Laudatio hält dann Tom Cruise.

Endlosschleife Rock´n´Roll

Nichts ist nie vorbei, alles geht immer weiter. So wie Fußballvereine nicht sterben, weil ihre Stürmer grau und alt geworden sind und der Torwart Rente bezieht, gehen auch Rockbands heutzutage nicht mehr daran zugrunde, dass Sänger oder Gitarristen sterben, Schlagzeuger ausssteigen oder Bassisten zur klassischen Musik wechseln. Bands sind Marken, die am Leben bleiben, auch wenn die Markengründer längst tot sind. In einer ersten Stufe der Übersetzung der Gesetze des Profisports in die Popkultur werden ausgefallene Originalmitglieder durch nachgewachsene Neueinkäufe ersetzt, für den Touch des echten sorgen die verbliebenen Mitgründer.

Aufgeführt wird eine Weile lang, was an Klassikern vorhanden ist, später erst befällt ein kreativer Virus auch die neuformierten Mannschaften. Dann gehen sie daran, zu zeigen, dass sie es immer noch können, und es entstehen Leichenfledderlieder, bei denen manchmal Söhne singen oder trommeln, meist aber einfach zugecastetes Personal die Lücken füllt. Die britische Band Queen hat so gerade ein neues Lied für einen guten Zweck produziert, das zum kostenlosen Download auf Queenonline steht. Der Ersatz-Freddie-Mercury am Mikrophon heiß Paul Rodgers, falls das jemand wissen muss.

Wie Siggi mal die Wahl gewann

Sigmar Gabriel, vom sozialdemokratischen Pop-Beauftragten zum Retter der Eisbären aufgestiegen, hat große Pläne für seine Partei. Der "Süddeutschen Zeitung" hat der Niedersachse mit dem feisten Asketengesicht jetzt erzählt, dass «das Tempolimit kommen wird, aber nicht in dieser Legislaturperiode". Mit CDU/CSU sei das nicht machbar, sagte Gabriel, der offensichtlich sicher ist, die nächste Wahl so erdrutschartig zu gewinnen, dass die SPD danach nicht nur mit-, sondern ganz allein oder mit den Grünen regieren kann. Bei Umfragewerten von 24 Prozent für die SPD und 11 Prozent für die Grünen ein "Nahziel", wie sein charismatischer Parteiführer Mecki Beck wohl formulieren würde.

Punk sei dank

Schöne Seite mit lustigen Videos aus der Zeit, als Leute mit komischen Namen wie "Danielle Dax" die Speerspitze des Punk schliffen. Adam Ant war danach auch Punk. Die Erinnerung verklärt alles.

Gekillte Killerspielberichterstatter

Sie spielen ja nicht, woher sollen sie es also besser wissen? Ein Amateurfilmbastler zeigt in seinem Filmchen "Killerspiele", wie vermeintlich professsionelle Sendungen wie "Panorama", >"Hart aber Fair", "Kontraste" und "Frontal 21" Fakten verdrehen und blanken Unsinn senden. Recherche? Durch gute Absichten ersetzt. Den Film haben inzwischen 230.000 Zuschauer gesehen. Hat "Kontraste" eigentlich noch so viel Zuspruch?

Prima Klima II

wir erinnern uns: gerade dem osten deutschlands droht der klimatische gau. vor allem zwei phänomene machen in zukunft und laut vieler experten gerade den neuen bundesländern zu schaffen. erstens wird die ex-ddr in absehbarer zeit vertrocknen, weil die niederschlagsmengen dramatisch abnehmen dürften. und zweitens steigt nach den prognosen die sonnenscheindauer heftig an. ein teufelskreis, aus dem nur noch die platschquatschagentur dpa einen ausweg kennt. die vermeldet nämlich heute: "Der Herbst 2007 zeigte sich in Sachsen-Anhalt von einer zu nassen und etwas zu trüben Seite". wie viele jahreszeiten vorher ist der herbst 2007 offenbar nicht unterrichtet worden, dass der weltuntergang bevorsteht. dies sei, der vollständigkeit halber, hiermit nachgeholt.

Donnerstag, 29. November 2007

Bono wird Papst

In einem brennenden Bett konnte er nicht schlafen, deshalb wird Midnight Oil-Sänger Peter Garrett jetzt Frontmann im Umweltministerium in Canberra. Der designierte Premier Kevin Rudd nominierte ihn gestern als Minister für Umwelt, Kulturerbe und Kunst. Allerdings entzog Rudd dem Ministerium die Bereiche Klima und Wasser, für die er erstmals ein eigenes gemeinsames Ressort schuf. Garrett hatte schon vor seinem großen Erfolg mit Midnight Oil für die von ihm mitbegründete "Partei für atomare Abrüstung" für den Senat kandidiert, damals aber keinen Erfolg gehabt. Zuletzt lief die Musikkarriere nicht mehr so doll, also verbesser Garrett die welt jetzt doch vom Schreibtisch aus. Als nächstes wird Bob Geldof englische Queen und Bono Vox Papst.

Was macht eigentlich... Du bist Deutschland?

Kanzlergeprüfter Internet-Hort

Bundeskanzlerin Angela Merkel präsentierte heute nicht nur ein neues Exemplar aus ihrer Sammlung von Pokemon-Jacken, sondern auch eine Internetplattform für Kinder. In dem geschützten “Netz für Kinder” sollen sich künftig alle jungen Deutschen in unterhaltsamer Weise informieren, in sicheren Chats miteinander kommunizieren und gleichzeitig den Umgang mit dem Medium Internet gefahrlos erlernen - auf dieser einen, von der Bundesregierung genehmigten undgeprüften Webseite.

Und wie machen wir daraus einen Zwangs-Internet-Hort? Wo doch jeder Siebenjährige spätestens am zweiten Tag probieren würde, ob es nicht noch andere interessante Adressen im Datennetz gibt? Nein, die Kanzlerin, durch ihre Herkunft aus der DDR ein strenges Grenzregime gewohnt, will keine Grenzpatrouillen und keine Selbstschußanlagen rund um das "Netz für Kinder" aufstellen! Aber "eine Ergänzung im Betriebssystem" oder ein "Zusatztool", dass, so ganz genau wurde das nicht erläutert, irgendwie eingebaut oder einprogrammiert wird, sollen Eltern den Kinderzimmer-PC so steuern können, dass er nur diese eine Webadresse anzeigen kann.

Der kanzlergeprüfte Internethort schafft so eine neue Art von Pluralismus und öffnet die Tür zu einem Verständnis von Individualität, das weit weg ist von der oft falsch verstandenen Freiheit von Meinung und Glauben. Hoffentlich beschickt das Bundespresseamt das Kindernetz direkt mit lustigen Bildern und fröhlichen Spielen. Nur so wird das Sicherheitspaket für unsere Jüngsten wirklich griffig und sie schnuppern schon mal rein in das, was ihnen dann im Erwachsenenleben droht.

Vorratsdaten für Van Halen

Selten ist ein Gesetz missbraucht worden, noch ehe es in Kraft getreten war. Der Rechtsausschuss des Bundestages aber nimmt jetzt mutig Neuland unter den Pflug, der die Bürgerrechte in Deutschland in die Furche fährt: Die Parlamentarier haben empfohlen, dass Daten, die nach dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung gesammelt werden, um terroristische Attacken abzuwehren, den Inhabern von Urheberrechten zur Verfügung gestellt werden, damit die Tauschbörsennutzer und illegale Kopierer verfolgen können.

Damit würde das ehemals nur auf richterlichen Beschluss antastbare Fernmeldegeheimnis quasi abgeschafft. Musik- und Filmindustrie könnten gespeicherte Nutzerdaten verwenden, um wirtschaftliche Interessen durchzusetzen: Angebliche für die Terrorbekämpfung gespeicherte Daten lägen auf den Schreibtischen von Eddie van Halen, Madonna oder Dieter Bohlen, die damit Schüler niederprozessieren könnten, weil die sich ein paar Lieder aus dem Netz gezogen haben.

Als nächstes kommt dann der Zugang zur Fingerabdruckdatenbank für Arbeitgeber. Pflicht-DNA-Probe vor jeder Auslandsreise. PKW-Maut-Mitschnitte für die Autoversicherung. Und ein Ausdruck der Aufzeichnungen der Gesundheitscard geht automatisch ans Finanzamt.

Die Armenfabrik des DGB

Die Deutschen sind wieder ein Stück ärmer geworden, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung heute aufgeregt mit. Obwohl, hieß es weiter, "Löhne und Gehälter im Osten um 2,1 Prozent und um Westen um 2,3 Prozent gestiegen" seien, habe sich die Zahl der Armen im Land weiter erhöht.

"Wir müssen trotz Aufschwung einen weiteren Anstieg der Armut verzeichnen", erläuterte Claus Schäfer, der sich "Einkommensexperte des WSI" nennen lässt, den Gegenstand der eigenen Untersuchungen aber anscheinend nicht richtig verstanden hat. Richtig müsste es nämlich heißen, dass die Zahl der Armen gerade durch den Anstieg der Gehälter gestiegen ist - weil nach der EU-Definition als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens nach Hause bringt, führt jede Einkommenserhöhung automatisch dazu, dass die, die an der Erhöhung nicht oder nicht voll partizipieren, ärmer werden.

Fallen sie dann unter die Grenze von 60 Prozent, wären sie arm, selbst wenn sich zur selben Zeit - um zur Verdeutlichung ein utopisches Szenario zu bemühen - das Preisniveau im Land halbiert hätte, sie sich also von ihrem verfügbaren Einkommen doppelt so viel wie vorher kaufen könnten.

Auch im kommenden Jahr wird die von Forschern, Gewerkschafter und Politiker einhellig und gleichermaßen verlogen beklagte Entwicklung selbstverständlich weitergehen. Bekanntlich ist ja nicht nur der DGB, Auftraggeber von Schäfers Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut, der Meinung, dass es Zeit ist, Arbeitnehmer endlich durch deutliche Lohnsteigerungen am Aufschwung mitverdienen zu lassen.

Dagegen ist nichts zu sagen. Die Realeinkommen stagnieren seit Mitte der 90er Jahre. Allerdings ist ein großer Schluck aus der Lohnpulle eben auch die sicherste Methode, neue Arme zu produzieren: Jeder Cent, den der Lokführer mehr bekommt, ist ein Cent, der dem Hartz4-Empfänger und dem Billigjobber zur 60-Prozent-Hürde fehlt.

too old to die, too young to rock´n´roll

Singen kann er nicht mehr, aber sonst ist der letzte Raucher noch gut beeinander. Mit 104 hebt Jopi Heesters nun noch einmal die Gießkannenstimme - too old to die, too young to rock´n´roll.

Armut treibt in Arbeit

Erschreckende Zahlen kommen heute aus dem Statistischen Bundesamt. Nach Angaben der Behörde hat die Erwerbstätigenzahl in Deutschland im Oktober einen neuen Rekordstand erreicht. Nach ersten vorläufigen Berechnungen müssen mittlerweile bereits 40,26 Millionen der 82,45 Millionen im Inland wohnende Deutsche einer Erwerbstätigkeit nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Damit ist inzwischen beinahe jeder zweite Deutsche gezwungen, Zuflucht zu Arbeit zu nehmen, um nicht auf Hartz4 angewiesen zu sein. Die vom neuen Arbeitsminister Olaf Scholz, einem ausgewiesenen Experten für alles, vorgelegten Zahlen zeigen, wie steil Deutschland unter der Großen Koalition in Armut stürzt: Sowohl zu Zeiten des "Freizeitparks Deutschland" wie es der damalige Kanzler Helmut Kohl nannte, als auch zu Zeiten der rot-grünen Schröder-Regierung wurde der Wohlstand noch so umsichtig verteilt, dass nahezu zwei Millionen Menschen mehr dem Hamsterrad Erwerbsarbeit fernbleiben konnten.

Klare Sache

Eins ist sicher - nichts ist sicher. Wenn die Presseorgane dem Volk die Einkommensstatistik erklären, führt da zu Ergebnissen, die an die Farbwahrnehmung eines Blinden gemahnen. So sind die Reallöhne nach Ansicht der Experten von der "Bild"-Zeitung "gefallen", die Süddeutsche Zeitung weiß, dass sie "gleich geblieben" sind, während die FAZ sicher ist, von "gestiegen" Reallöhnen berichten zu können. Der "Spiegel" wird es amtlich wissen. Mal sehen, wo der Würfel liegenbleibt.

Gefunden bei Farbe rot

Kein Geld für korrupte Eliten

Bislang war eines auf dieser Welt sicher - Spendengelder aus dem reichen Westen versickern in Afrika, Nutznießer sind die korrupten Eliten, die statt Brot für die Welt lieber Maschinengewehre und Munition kaufen. Im Westen natürlich, wodurch jeder gespendete Euro dann doch wieder zurück zum Spender kam wie treuer Hund. Nun aber platzt auch diese Illusion: Die «Frankfurter Rundschau» berichtet von einem "großzügigen Umgang der spendenfinanzierten Unicef mit den eingenommenen Geldern". So leiste sich das als Kinderhilfswerk bekannte Institut seit August 2005 einen «freien Mitarbeiter», der zeitweise mindestens 16 000 Euro monatlich verdiene. Bei dem Mitarbeiter handele es sich um einen früheren Bereichsleiter, der unmittelbar nach seiner Pensionierung mit verschiedenen Projekten beauftragt wurde, die die Welt weiter verbessern sollten.

Verbessert hat sich dadurch zuallererst mal der Lebensstandard des Hilfeexperten: Der Mann verdiente bis Mai 2007 insgesamt 260 000 Euro plus Umsatzsteuer. Selbstlos engagierte er sich danach für die Koordinierung des Umbaus der Kölner Unicef-Zentrale, was sich Unicef weitere rund 20 000 Euro kosten ließ. Umgerechnet nach dem Hilfequotienten, den die Organisation selbst auf ihren Plakaten verwendet, hätte man von dieser Summe 140.000 afrikanischen Kinder einen Monat lang Schulunterricht erteilen können. Wenn es nicht vor Ort sowieso von den korrupten Eliten beiseite geschafft worden wäre. Das hat die Unicef so geschickt verhindert.

Mittwoch, 28. November 2007

Gewinnen mit Bwin

Letztes Jahr trug die Bundesligamannschaft von Werder Bremen noch Werbung des österreichischen Wettanbieters Bwin zur Schau. Weil Glücksspiel in Deutschland illegal ist, so bald es nicht vom Staat veranstaltet wird, unterbanden die Behörden die unerhörte Werbung: Bremen durfte eine Zeit lang nur außerhalb des winzigen Bundeslandes Hemden mit dem potentiell gefährlichen und armutverursachenden Aufdruck "Bwin" tragen, dort also, wo der kurze Arm der Bremer Gesetzlichkeit nicht hinreichte. Auch das aber war bald vorbei, auch in anderen Bundesländern witterten hellwache Fahnder die Gefahr, dass Bremer Fußballauftritte dazu führen könnten, dass die Bremer Fußballzuschauer ihr bürgerliches Leben hinter sich lassen und als spielsüchtige Zombies ohne Haus und Hof dahinvegetieren.

Heute aber der Schock: In der Champions League schmuggelte die Mannschaft von Real Madrid, die seit Juli für Bwin wirbt und längst alle Spanier um Haus und Hof gebracht hat, Dresse mit dem gefährlichen Aufdruck "Bwin" an den Ordnungsbehörden vorbei ins sichere Wett-Drittland Deutschland und hier über das Fernsehen direkt in alle deutschen Haushalte.

Kein Fahnder griff ein, niemand fiel den verantwortunglosen Senderverantwortlichen in den Arm, der zahllose deutsche Familien wie ferngesteuert enteignen wird. Ja, Werder Bremen hat heute Abend gewonnen. Aber Deutschland als Ganzes hat verloren.

Blütenlese

sie sind unter uns
wenn das der führer wüsste
lechts und rinks
die schere zwischen arm und reich klafft und klafft und klafft

Fremde Federn: Platz auf dem Mond

Die einen sehen "Stolpersteine für Abbas und Olmert", die anderen träumen engagiert von einer "Einigung zwischen Israel und den Palästinensern", derweil die dritten vor den unklaren Absichten der Hamas warnen und die vierten ganz vergessen zu erwähnen, das mit George W. Bush das Böse selbst die verfeindeten Lager gemeinsam an einen Tisch gebracht hat. Während es den in ihrer Fantasie allmächtigen Friedensstiftern Europas von Merkel bis Sarkozy nicht einmal gelungen ist, sich auf die Farbe des zu tischlernden Hockers zu einigen.

Wie es wirklich steht um die Sache der Palästienser aber schreibt dann doch wieder nur Hendryk M. Broder, nach Einschätzung des kanadischen PPQ-Flügels "der Letzte mit Verstand, den sie sich zu drucken trauen". Wer den Konflikt bisher nicht verstanden hat oder irgendwann auf der langen Strecke bis hierher den Faden verlor, findet an der Hand von HMB schnell wieder hinein in die unendliche Seifenoper aus dem wahren Leben.


Man muss schon ein sehr hart gesottener Optimist sein, um zu glauben, Mahmud Abbas und Ehud Olmert werde etwas gelingen, woran deren Vorgänger gescheitert sind. Nur einen Tag nach Annapolis hat Nabil Abu Rudeina, ehemaliger Chefberater von Arafat und in derselben Funktion für Präsident Abbas tätig, erklärt, "in Annapolis wurde nichts vereinbart, was die Palästinenser verpflichten würde".

Mag die Taktik inzwischen eine andere als vor 20 Jahren sein, die Palästinenser spielen noch immer das gleiche Spiel: alles oder nichts.

Die vage Aussicht, irgendwann einmal alles zu bekommen, hält sie davon ab, sich auf einen Kompromiss einzulassen, der nur einen Teil ihrer Forderungen erfüllen würde. Die Reden, die Arafat auf internationalen Konferenzen auf Englisch gehalten hat ("We are not asking for a place on the moon"), klangen ganz anders als die Reden, die er für den Hausgebrauch auf Arabisch hielt.

Abbas mag da anders programmiert sein, er ist Gefangener derselben Politik. Wie soll ein Präsident, der sich gegen die Banden der Hamas nicht durchsetzen kann, seinem Volk klar machen, dass es seit 60 Jahren einer Fata Morgana anhängt?

Schon möglich, dass Israel eines Tages von der Landkarte verschwindet, nur werden die Palästinenser die letzten sein, die davon profitieren werden. Und je länger sie darauf warten, umso entschlossener sind sie, die Wartezeit fortzusetzen. Jeder, der schon einmal die Auskunft der Deutschen Bahn angerufen hat, kennt diesen Mechanismus. "Bleiben Sie bitte dran, wir sind gleich für sie da", sagt die Stimme vom Band.

Irgendwann, hofft jeder, wird sich jemand melden, der einem weiterhilft. Nach demselben Prinzip funktionieren Glücksspiele und Aktiengeschäfte. Je mehr man verloren hat, umso weniger ist man bereit, sich mit den Verlusten abzufinden.

Im Falle der Palästinenser kommt noch etwas dazu. Sie haben sich in ihrem Status einigermaßen kommod eingerichtet. Es gibt derzeit etwa 20 Millionen Flüchtlinge auf der Welt, die vom Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen UNHCR betreut werden.

Keine Gruppe freilich wird so beachtet und versorgt wie die Palästinenser. Waren es ursprünglich etwa 800.000, die aus ihrer Heimat geflohen sind oder vertrieben wurden, so sind es heute etwa vier Millionen. Für sie ist das "Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten" zuständig. Die UNRWA, 1950 hingerichtet, unterhält Schulen, Sozialstationen, Krankenhäuser und Ambulanzen, beliefert Bedürftige mit Grundnahrungsmitteln und vergibt Kredite an Kleinunternehmen. Vor allem aber ist die UNRWA der größte Arbeitgeber in den palästinensischen Gebieten, sie beschäftigt rund 29.000 Mitarbeiter, die meisten von ihnen Palästinenser. Entsprechend hoch ist ihr Budget, im Jahre 2006 war es fast eine halbe Milliarde Dollar.

Inzwischen weiß man: Die UNRWA hat seit 1950 extrem viel Geld ausgegeben, um das Flüchtlingselend zu konservieren. Ein Bruchteil davon hätte ausgereicht, um den Flüchtlingen eine würdige, von Almosen unabhängige Existenz zu ermöglichen. Dazu kommen Milliarden, die von der EU für Strukturmaßnahmen und humanitäre Projekte bereitgestellt wurden. Und weil das alles noch nicht reicht, kümmern sich rund 1700
Hilfsorganisationen und Friedensgruppen in Gaza und Westbank um die Palästinenser. Deren Mitarbeiter treten sich buchstäblich gegenseitig auf die Füße.

"Palästina" ist noch kein Staat, aber schon lange ein Fass ohne Boden. Wo das Geld geblieben ist, wird man erst erfahren, wenn alle Konten der PLO und ihrer Unterorganisationen gefunden und überprüft worden sind. Allein Arafat soll rund eine Milliarde Dollar beiseite geschafft haben, seine Witwe wurde aus PLO-Kassen mit Millionen alimentiert, die ihr eine standesgemäße Existenz im Ausland ermöglichen sollte. Dennoch stehen Westbank und Gaza ständig am Rand einer "humanitären
Katastrophe".

Die Bilder freilich sprechen eine andere Sprache. Den jungen Männern, die mit Begeisterung in die Luft ballern, scheint es an nichts zu fehlen, schon gar nicht an Waffen und Munition, auch wenn eine Patrone mehr kostet als eine Kiste Tomaten.

So wird das Leben unter der Besatzung, zumindest für diejenigen, die nah am Geldfluss siedeln, zu einem kalkulierten Abenteuer. Die Palästinenser spielen Staat. Es gibt einen Präsidenten, eine Regierung (inzwischen sogar zwei), ein Dutzend Polizei- und Geheimdienste, die sich gegenseitig überwachen, eine Vielzahl staatlicher und halbstaatlicher Organisationen, die nach dem ABM-Prinzip funktionieren.

Was es nicht gibt, ist die Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen und für die Finanzierung des Ganzen zu sorgen. Das besorgen die Amerikaner und die Europäer. Arafat fand es wichtiger, Todesurteile gegen Kollaborateure vollstrecken zu lassen, um seine Macht zu demonstrieren, als für eine ordentliche Müllabfuhr in Nablus zu
sorgen. Dafür sind die NGOs da.

Und daran wird sich so bald nichts ändern. Es ist die gleiche Geschichte wie mit der Familie, die im Zug unterwegs ist und an jeder Station in lautes Jammern ausbricht. Bis der Schaffner schließlich wissen möchte, was denn los wäre. "Wir sitzen im falschen Zug", sagt der Familienvater, "und mit jeder Station wird die Rückreise länger."

Was Piraten raten

Die Limewires und Bittorrents verödet, die Napster-Nutzer vereinsamt und keiner in der Nähe, der das neue Album von John Watts hat? Nein, der Sieg der Musikindustrie über die gewissenlose Phalanx der Musikhörer, die glauben, die Lieder der Lieblingsband gehörten ihnen, ist noch nicht perfekt. Denn wieder haben sich die Nassauer am Kuschelbett der großen Stars etwas neues einfallen lassenFreemusiczilla zockt die Stars ab, wo der Mehrwert entsteht. Ein verachtenswürdiges Verhalten. Wenn es nur nicht so bequem wäre.

Zuviel rechtes Holz vor der Hütte

Ein Rücktritt, der alle Wunden schließen wird. Weil er angeordnet hatte, nicht eindeutig von Rechtsextremisten begangene Straftaten bis zur Aufklärung der Tathintergründe nicht mehr als rechtsextreme Straftaten zu zählen, musste Frank Hüttemann, Chef des sachsen-anhaltinischen Landeskriminalamtes, nach einer harschen Aufforderung durch die "Akteure" des "Projektes Gegenpart" seinen Hut nehmen. Hüttemann war noch Mitte des Jahres von seinem Minister Hövelmann dafür gefeiert worden, dass die Zahl der rechten Straftaten dastisch zurückgegangen war. Dies sei gelungen, sagte der Ex-NVA-Mann und heutige SPD-Politiker Hövelmann damals, "durch stärkere Polizeipräsenz und zivilgesellschaftliche Initiativen".

Recht eigentlich hatte Hüttemann nur die Chance genutzt, das viele rechtradikale Holz vor der Justizhütte nach dem Vorbild der zahlensparenden Mecklenburger Zählweise auszulichten. Ein von einem Kind gemaltes Hakenkreuz zählte nach der neuen Sichtweise nicht mehr als rechtsradikale Tat - zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich das Kind als organisiertes Mitglied einer rechten Kameradschaft herausgestellt hätte, wie es in diesem Fall nicht geschehen ist. Der aber ist schon 2006 passiert, deshalb ist das gemalte Bild bis heute in der Statistik der rechten Straftaten enthalten, die im vergangenen Jahr um 50 Prozent angestiegen war. Um dank Hüttemann in diesem Jahr um die Hälfte zusammenzuschnurpeln.

Im Unterschied zum 14 Jahre alten Zeichner des Kritzel-Hitlers, der mit 30 Stunden Sozialarbeit in einem Schützenverein abgestraft wurde, ging Helge Schneiders ebenfalls leicht mißlungene Annäherung an die Figur des Führers nicht als Propagandadelikt in die Statistik ein. Schneider hat ja auch in Brandenburg gedreht.

Tausende Journalisten verschwunden


Es ist schon erstaunlich, wie die Leitmedien in den letzten Jahren gelitten haben. Da ist der "Spiegel", die Illustrierte schlechthin, ein Haus, randvoll mit investigativen Reportern, die eine unvorstellbare Schweinerei nach der anderen aufdecken. Vier Monate nachdem Politplatschquatsch vom Verschwinden hunderter rechter Straftaten in Sachsen-Anhalt berichtete, ist die Nachricht vom plötzlichen Gesunden der Extremismus-Statistik durch einen mehrere hundert Straftaten umfassenden Schwund an rechtsextremistischen Vorfällen auch in Hamburg angekommen. Trotz Führungskrise im eigenen Haus stricken die Routiniers im "Spiegel"-Haus aus den Fakten elegant und sauber eine Story, bei der am Ende nur die Frage offenbleibt: Wenn Mecklenburg seine rechten Straftaten traditionell so gut versteckt, warum hat das noch nicht im"Spiegel" gestanden? Und warum erklärt nicht mal einer, was eigentlich "rechte Straftaten" sind? Handelt es sich um Straftaten, die aufgeklärt wurden? In denen Anklage erhoben worden ist? In denen Täter verurteilt worden sind? Oder umfasst die Statistik alle Vorfälle, in denen einfach nur ermittelt wurden? Also auch um jene, in denen die Ermittlungen später wieder eingestellt werden konnten? Ohne dass es zu einem Strafbefehl oder einer Anklage kam? Weil vielleicht gar keine Stratat vorlag? Oder Ermittlungen, die aufgrund der besonderen inhaltlichen Umstände leider nicht so einfach eingestellt werden konnten?

Lupenreine Demokraten

Wie es dazu kam, dass die Opposition im Bundestag einem Gesetz zustimmte, das sie verhindern wollte, schreibt dieNetzzeitung. Endlich weiß man auch, warum Schröder Putin einen "lupenreinen Demokraten" nannte - als erfahrener deutscher Politdarsteller kennt der Alt-Kanzler Demokratie nur so.

Dienstag, 27. November 2007

Naturkundler im Sudan

Um bei den Kindern mehr Interesse am Naturkunde-Unterricht zu wecken, forderte die britische Lehrerin Gillian Gibbons die Schüler der Unity High School in der sudanesischen Hauptstadt Khartum dazu auf, einem kleinen Teddybären einen Namen zu geben. In der engeren Auswahl standen "Abdullah", "Hassan" und "Mohammed", die Kinder aber entschieden sich für den Namen des Propheten. Der zugleich auch der des Anführers der Attentäter vom 11. September ist und sich schon von daher wunderbar als Name für ein Kuscheltier eignet.

Bei einigen Eltern kam das allerdings eher wegen des prophetischen Bezuges an, als hätte ein deutscher Lehrer seinen Schülern gestattet, den täglichen Schulbus "Autobahn" zu nennen. Die Behörden, dank Völkermord in Darfur, Grenzstreitgkeiten mit dem Tschad und gelegentlicher Hungersnöte ein Land ohne wirkliche Probleme, reagierte sofort. Nach Beschwerden von Eltern beim Kultusministerium wurde Gibbons folglich festgenommen und nach der Scharia wegen Beleidigung des Glaubens angeklagt. Mögliche Strafe wären ein Bußgeld , sechs Monate Haft oder aber auch 40 Peitschenhiebe. Mehr als der Ausgang des Prozesses aber würde uns doch der sudanesische Naturkundeunterrichts-Lehrplan interessieren.

Attraktiv für Investoren

Da wächst doch mal zusammen, was zusammen gehört.

Fremde Federn: Kondensmilchverbot

Axel Retz ist Erfinder und Autor der Seite www.private-profits.de und gerade hat er einen äußerst hellsichtigen Beitrag zur Lage der Nation und allem sonst geschrieben. Kann man nicht besser machen. Kann man nur zitieren:

Zwei Jahre ist die Große Koalition nun im Amt. Und Kanzlerin Merkel, die George W. Bush für einen lupenreinen Demokraten hält (Ex-Kanzler Schröder hält übrigens Wladimir Putin für einen lupenreinen Demokraten), legte ihre Einschätzung der ersten beiden Regierungsjahre vor, wobei sie von einer „Aufschwungdividende“ für alle Bürger sprach.

Aufgeschwungen hat sich die Mehrwertsteuer, das wissen wir. Aufgeschwungen haben sich auch, und das nicht zu knapp, die Preise diverser Grundnahrungsmittel. Und natürlich die Energiepreise. Ob mit oder ohne Steueranteil – in der Bundesrepublik liegen die Spritpreise auf Platz zwei unter allen EU-Staaten – nur in den Niederlanden ist Tanken noch teurer.

Kräftig nach oben geht es auch mit dem Strompreisen. Denn Strom ist, so die Begründung des E.ON-Vorstandschefs, für das, was er an Lebensqualität bietet, einfach zu billig.
Luft übrigens erst recht.

Nicht so gut sieht es im Einzelhandel, dem Gaststättengewerbe und am Bau aus. So brach die Neubautätigkeit in den ersten neun Monaten des Jahres gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um ein Drittel weg. Und das ist nun wirklich eine Hausnummer!

Für 2008 stehen neue Zeichen an der Wand: Die Bundesregierung plant, die Beimischung von Biosprit zum Benzin von derzeit fünf auf zunächst zehn und dann zwanzig Prozent zu erhöhen. Die meisten Motoren kommen dann jedoch ins Hüsteln, was ihre Eigner dazu zwingt, auf den rund 15 Cent/Liter teureren Super Plus-Sprit umzusteigen.

Arme Autofahrer! Die sgn. Designer-Richlinie der EU sieht vor, dass künftig bei PKW-Reparaturen nur noch Original-Ersatzteile des Herstellers verwendet werden dürfen. Das kostet zum einen Arbeitsplätze und wird die Reparaturkosten Schätzungen zufolge um rund 50 Prozent ansteigen lassen.

Der TÜV, der seine Gebühren im kommenden Jahr um acht Prozent anheben möchte, spricht sich derweil für jährlich stattfindende Hauptuntersuchungen aus. Ist ja auch irgendwie logisch – die Letten (und nur die Letten) machen das schließlich schon seit Jahren.

Angesichts all dessen dürfen Sie mal überlegen, was die Inflationsdaten tun werden. Heute wurden die ersten Zahlen für den Monat Oktober vorgelegt. Den Vorreiter machte Sachsen. Dort zog die Teuerungsrate im Vormonat um 3,4 Prozent an. Betätigt sich diese Entwicklung in weiteren Bundesländern, wird die EZB wohl bald an der Zinsschraube drehen.

Das Sächsische Landesamt für Statistik hatte allerdings einen Tipp: So empfahlen die Beamten Kaffeetrinkern allen Ernstes, zur Entlastung des Geldbeutels auf die Zugabe von Kondensmilch zu verzichten. Na also – geht doch!

Wer auf Heizung, Strom, Benzin und Lebensmittel verzichtet, kann allerdings noch viel mehr sparen. Das betrifft vor allem Kinder. Benzin verbrauchen sie ohnehin nicht. Kondensmilch ebenfalls nicht. Das ist doch schon mal ein guter Anfang…

Gitarren gründen eigene Band

Queen-Gitarrist Brian May baute sich seine Klampfe noch selbst. Heute müsste er sie nicht mal mehr selbst stimmen: Die Gibson Robot Guitar, für 2.600 Dollar demnächst in jedem guten Gitarrenshop zu haben, erledigt das motorgetrieben ganz von allein. Einzige offene Frage: Wann gründen die ersten Gitarren ihre eigene Band?

Sonntag, 25. November 2007

Fiese Kapitalisten

wer mal in die tiefsten abgründe des neoliberalen manchesterkapitalismus' schauen will, wird hier gut bedient.

Warum die Welt wie funktioniert

Um des Kaisers Bart

Zu seinen beinharten Bewunderern gehört nicht nur der sachsen-anhaltinische SPD-Chef Jens Bullerjahn, nein, auch über die Grenzen der deutschen Sozialdemokratie hinaus genießt der begnadete Rock-Tenor und Nazi-Devotionaliensammler Lemmy Kilmister uneingeschränkte Verehrung: Sein Bart, ein waldschlösschenbrückenförmiges Gefussel aus drahtartigen Borsten, gilt 63 Prozent der PPQ-Besuchern als beste Bartvariante. Und das, obwohl die Konkurrenz nicht von Pappe war: Wolfgang Thierse, mutiger Kohl-Kritiker, brachte das wildwuchernde Modell Bürgerbewegung ein, Terror-Scheich Bin Laden den konisch auslaufenden Selbstmord-Bart und der sozialdemokratische Erneuerer und Weinliebhaber Kurt Beck die maschinengestutzte Variante "Mecki-Igel".

Gegen Lemmy aber zogen alle drei den Kürzeren: Während Bin Laden mit einem Viertel der Stimmen wenigstens noch ein Debakel verhindern konnte, fielen Thierse (9 %) und Beck (3%) beim Wähler glatt durch. Beileid deshalb von hier aus nach Berlin und Stuttgart, Glückwunsch ins pakistanische Grenzgebiet und nach London, wo das Idol der deutschen Sozialdemokratie heute seine Uniform und Ehrenzeichen-Sammlung ausbürstet. Könnte der Mann der Grollstimme den Unterlegenen raten, würde er sicher sagen: Lieber Uniform als Anzug, mehr Gitarre statt Chorgesang, mehr Berghöhle statt Bundestag, mehr Whiskey statt Wein, mehr Tournee als Talkshow und ruhig zu Hause ein paar großkalibrige Kanonen und Pistolen sammeln. Dazu immer scharf nachrasieren. Dann klappts auch mit dem Wähler.

Es hätte auch so kommen können

Samstag, 24. November 2007

Märchen aus Mittweida?

Dreizehn Jahre nach dem großen Auftritt der halleschen Rollstuhlfahrerin Elke, der Neonazis 1994 ein Hakenkreuz in die Wange geritzt hatten, kehrt das Grauen zurück in den deutschen Osten. Diesmal haben drei Neonazis im sächsischen Mittweida eine junge Frau brutal angegriffen, die ein sechsjähriges Spätaussiedler-Mädchen vor einem Angriff der Männern beschützen wollte. Sie ritzten der 17-Jährigen daraufhin ein "Hakenkreuz in die Hüfte" und "versuchten dann auch noch, ihr eine Rune in die Wange zu stechen" (Der Spiegel).

Eine Geschichte, die alles hat, was es zur medialen Großempörung braucht. Die Täter trugen Springerstiefel und Bomberjacken, an denen sie zur einfacheren Erkennung auch noch "NSDAP-Aufnäher" (dpa) befestigt hatten. Einer hatte zudem "Runen auf den Fingern tätowiert" (Der Spiegel). Wenn wir raten müssten, würden wir auf die Buchstaben "H", "A", "S" und "S" tippen. Während der Tat, die auf einem Parkplatz hinter einem geschlossenen Supermarkt geschah, schauten dann noch jede Menge Anwohner von ihren Balkonen aus seelenruhig zu.

So ist er, der Osten. Am 3. November, einem Tag mit bedecktem Himmel, sitzen sie in Mittweida auf den Balkonen und sonnen sich. Unten vorm Haus "bedrängen" (dpa) glatzköpfige Neonazis eine Sechsjährige. Eine vorübergehende 17-Jährige schreitet couragiert ein, wie das Mädchen im Angesicht von vier glatzköpfigen Mittzwanzigern mit NSDAP-Aufnähern immer tun. Sie hatte kein Handy, um die Polizei zu rufen, weil 17-jährige Mädchen in Mittweida "Zivilcourage" (Die Welt)kein Mobiltelefon besitzen.

Notgedrungen fordert sie die Angreifer also selbst auf, "das weinende Opfer in Ruhe zu lassen." (dpa) Daraufhin hätten die Rechtsextremisten die 17-Jährige - offensichtlich zu deren völliger Überraschung, weil sie nach aller menschlichen Erfahrung davon ausgehen musste, dass die Täter sich bei ihr herzlich für den guten Rat bedanken würden - "zu Boden gerissen".(dpa) Während drei von ihnen sie festgehalten hätten, habe der vierte ihr das Hakenkreuz in die Hüfte "geschnitten" (n-tv). Die Männer versuchten danach noch, der Jugendlichen mit einem "skalpellartigen Gegenstand" eine Rune ins Gesicht zu stechen. Das sei jedoch an der heftigen Gegenwehr der 17-Jährigen gescheitert. Die Frau konnte laut Polizei genauso wie das Kind flüchten.

Bei Lichte betrachtet eine Story voller logischer Löcher. Woher weiß das Opfer, dass ihm eine Rune ins Gesicht gestochen werden soll - und kein Reichsadler, Sowjetstern oder Hakenkreuz? Wenn doch das Vorhaben der Täter mißlungen ist? Wieso laufen Glatzen in Mittweida überhaupt mit NSDAP-Aufnähern herum? Schaffen es aber nicht, zu viert zwei Mädchen festzuhalten, so dass diese "fliehen" (dpa) können? Warum sitzen die Leute dort Anfang November auf ihren Balkonen? Wieso denkt das Opfer neun tage nach, ehe es zur Polizei geht? Wieso meldet sich nicht ein einziger Zeuge, der das Geschehen gesehen hat? Wieso lässt die Staatsanwaltschaft einen Mann, den die Geschädigte als Täter identifiziert haben will, wegen "nicht hinreichendem Tatverdacht" wieder laufen? Warum sehen die Fahndungsbilder der Verdächtigen aus wie Bilder von Bilderbuchskinheads ohne jedes individuelle Merkmal? Warum stellt all diese Fragen niemand? Und wieso verzichten alle Berichterstatter, darauf, eine Parallele zum Fall Elke zu ziehen?

Die 17-Jährige aus Halle hatte sich ihre Nazis seinerzeit ausgedacht. Und sich das Hakenkreuz selbst ins Gesicht geritzt.

Freitag, 23. November 2007

Einfache Fragen

1. reicht ein torloses unentschieden?
2. habt ihr noch alle latten am zaun?
3. ist es verwerflich, travis erst jetzt und nur deswegen entdeckt zu haben, weil saturn und media markt vor weihnachten den grabbeltisch gut bestücken müssen?
4. was soll das?

Farbige in grünen Mänteln

In Australien ist es Mietweihnachtsmännern in diesem Jahr erstmals verboten, das bekannte Weihnachtslied mit dem "hohoho" im Refrain anzustimmen. "Ho" ist ein vor allem von Farbigen verwandtes Slangwort für Nutte, das leicht die zarten Gefühle der Drei- bis Neunjährigen samt ihrer Mütter beleidigen könnte. Da scheint es nur logisch, dass Weihnachtsmänner in den USA nach dem Willen eines Schuldirektor künftig nicht mehr rote, sondern grüne Mäntel tragen sollen - rot erinnere zu sehr an Coca Cola und deren Weihnachtswerbung.

Die potentiellen Kunden des Automobilherstellers Renault sind schließlich schon von viel weniger beleidigt. Nachdem der französische Konzern mal lustig sein wollte, hatte er in einer Werbekampagne behauptet, seine Verkäufer dürften das Wort nein nicht mehr benutzen. Die sollte sein Botschaft: Alle Kundenträume werden erfüllt.
Auf einem von drei Motiven der Anzeigenkampagne wurde allerdings versprochen, man werde "das N-Wort nicht mehr benutzen". "N-Wort" meint den Ausdruck "Nigger", den farbige Rapper in sündhaft teuren Videos gern für sich, ihre Freunde und die gemeinsamen Hos verwenden.

Renault hingegen darf nicht einmal versprechen, ihn nicht zu verwenden. Zwei Beschwerden von Menschen gingen ein, die die Werbung verletzend und unangebracht fanden. Daraufhin ist das Werbemotiv gestoppt worden. Was sagen wir da? Hohoho!

Er hat duschen gesagt

Ingo hat angefangen.

Unter deutschen Dächern

Oswald Metzger schaut die falschen Fernsehsender und er liest zudem auch noch die falschen Zeitungen. In denen steht sowas hier - klar, dass selbst ein Grüner da unsachlich wird.


Fernsehdoku, Abendprogramm, Sozialreportage. Die Familie lebt seit acht Jahren von Sozialhilfe, das Jugendamt, das Sozialamt und das Landratsamt von Bad Homburg kümmern sich um alles: Von der Renovierung der verwahrlosten Wohnung bis zur Betreuung der Kinder. Die Doku fängt mit einer großartigen Szene an: Mutter Michaela lässt sich von der Sozialarbeiterin erklären, wie man den Kühlschrank reinigt: "Niemand hat mir gezeigt, wie das geht."

Soeben ist die Wohnung, auf Kosten des Sozialamtes, für 3500 Euro saniert worden. Während die Arbeiter letzte Hand anlegen, schauen Martin und Michaela rauchend und aus sicherer Distanz zu. "Die haben davon mehr Ahnung als wir." In die Freude über die neue Einrichtung mischen sich auch kritische Töne: "Es hat lange gedauert, bis die Möbel kamen."

Man schaut zu, hört hin und traut seinen Augen und Ohren nicht. Das sollen die neuen Armen sein? Immerhin stehen in der Küche der Familie drei Kühlschränke: einer für Tiefgefrorenes, einer für Wurst und Käse und einer für den Schokoladenvorrat der Kinder. Die Aufgabe der Sozialarbeiterin besteht nun darin, Mutter Michaela den sparsamen Umgang mit elektrischen Geräten zu erklären, um die monatliche Strom-Rechnung zu reduzieren.

Deswegen müssen Martin und Michaela, wenn auch widerwillig, jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen, um zusammen ihre Kinder in den nur wenige Gehminuten entfernten Kindergarten zu bringen. Danach gehen sie heim und spielen mit ihren Haustieren, zwei Mäusen, bis sie sich gegen 16 Uhr wieder auf den Weg in den Kindergarten machen, um die Kinder abzuholen. Mutter Michaela sagt: "Die Kinder sind mir wichtig, ich bin froh, dass ich sie habe, sie bringen einen zum Lachen." Nur der jüngste mache ihr Sorgen. "Der ist jetzt in der Phase, der tut klauen."

Die Fürsorger, Sozialarbeiter und Kinderbetreuer sind sympathische und empathische Menschen. Sie treffen sich regelmäßig, um den Fall der Familie zu besprechen. Sie haben für alles Verständnis und bieten für jedes Problem eine Lösung an - sogar wie der Garten hinter dem Haus gestaltet werden kann. Sie schicken den ältesten Sohn zum Logopäden und bemühen sich darum, für die Familie eine größere Wohnung zu finden. Sie erwarten keinen Dank und bekommen auch keinen. Nicht ein einziges Mal zeigen Martin oder Michaela einen Anflug von Dankbarkeit. Sie nehmen alle Leistungen wie selbstverständlich hin. Immerhin, sie können auch differenzieren. Das Jugendamt, sagt Michaela, funktioniere "gut", das Sozialamt nicht, da gebe es eine Bearbeiterin, "die ist arbeitsfaul, wenn man der was schickt, muss man drei Wochen warten, bis man das Geld kriegt".

Zwischen Kanada und Kerner

Es geht doch eigentümlich zu auf der Welt. Da versucht die deutsche Justiz seit acht Jahren, den früheren Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber von Kanada nach Deutschland ausliefern zu lassen, weil der 73-Jährige "eine Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre" (dpa) sein soll.

Am selben Tag, an dem Schreiber noch einmal einen Aufschub seiner Auslieferung vor dem höchsten kanadischen Gericht erreicht, sitzt eine andere Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre schrankwandbreit im Kerner-Sessel und spricht seine eben erschienenen autobiografischen Notizen nach. Ganz zum Schluß lässt Dr. Helmut Kohl wissen, dass er auch im dritten Teil seiner selbstverfassten Lebensgeschichte (die von Willy Brandt hat nur einen Band) keine Namen von CDU-Spendern nennen werde.

Schreiber soll in Deutschland wegen Bestechung, Beihilfe zum Betrug und millionenschwerer Steuerhinterziehung vor Gericht gestellt werden. Kohl schweigt. Kerner schmeisst ihn nicht raus.

Donnerstag, 22. November 2007

Stilles Land im Osten

Weit ist das Land im Osten, weit und still, zumindest wenn Sven Banis nicht gerade singt. Die treusorgenden Volksvertreter bei der EU aber wollten es genau wissen: Am 25. Juni 2002 wurde vom Europäischen Parlament und vom Rat die „Richtlinie 2002/49/EG über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm“ („EU-Umgebungslärmrichtlinie“) verabschiedet. Mit diesem wegweisenden Papier werden Maßnahmen, wie es unter der Politsprach-Stanze heißt "festgezurrt, um vorzugsweise schädliche Auswirkungen, einschließlich Belästigungen, durch Umgebungslärm zu verhindern, ihnen vorzubeugen oder sie zu mindern“.

Vor die Minderung aber hat der Gesetzgeber die Messung gestellt, deren Ergebnisse jetzt endlich vorliegen. Auf einer großen Karte haben hochbezahlte Spezialisten in fünfjähriger Arbeit bunt ausgemalt, wo es in der alten Salz - und Saalestadt Halle noch ungebührlich laut zugeht. Erstaunlich, für viele alteingesessene Bürger wahrscheinlich komplett überraschend und für die politische Führungsschicht geradezu ein Schock: Laut ist es vor allem an den innerstädtischen Straßen, auf denen viele Autos und Straßenbahnen fahren, auch dei Autobahn scheint sehr viel Geräusch zu produzieren, wie auch das Treiben auf dem Bahnhof vor allem nachts, wenn die Stadt schläft, nicht eben unhörbar bleibt.

Notwendig ist jetzt ein schnelles und entschiedenes Eingreifen, um solche gesundheitsschädlichen umgehend zu unterbinden. Notwendig, da sprechen die Fakten eine klare Sprache, ist ein Lärmverbot.

Hossa! Hossa! Hossa!

Er tanzt wie ein Hackklotz, singt wie ein rostiges Skalpell und sieht aus wie der dicke "Lost"-Hurley ohne Matte und Koteletten: Wäre Sven Banis Afghane, wüsste man endlich, warum die Taliban seinerzeit nicht nur Alkohol und Frauen, sondern auch den von Musik begleiteten Gesang einfach verbieten mussten. Es ging um das Überleben des gesamten Volkes. Banis aber kommt nur aus Beesenstedt, einem Ort, der so abseits aller Reiserouten und Heerstraßen liegt, dass ihn Nato und Taliban nicht auf der Landkarte haben. Hier hört ihn niemand juchzen, keiner jodeln. Und so singt er, der kultisch verehrte Herzbube von Beesenstedt, ungeachtet aller Uno-Menschenrechtskonventionen. Hossa! Hossa! Hossa!

Sesselbomber ohne Strom

Eben noch in allen Medien, Schlagzeilen von "Focus" über "Spiegel" bis PPQ. Und auf einmal schon wieder fort wie ein übler Spuk: Mit großer Freunde haben wir uns heute morgen der Aufforderung unserer Dschihadisten-Freunde von der selbsternannten Globalen Islamistischen Medienfront erinnert, jede ihrer neu im Netz auftauchenden Seiten doch bitte schleunigst wieder schließen zu lassen. Eine freundliche Mail an die diesmal in Ungarn sitzende Firma, die den Schwachsinn der heiligen Online-Krieger nichtsahnend hostete, reichte dann schon, um den Sofasessel-Selbstmordbombern erstmal wieder den Strom abzudrehen. "The website has been removed", grüßen uns die Kollegen vom "Extra Support Team" prompt mit dem "Error 404" und wir grüßen natürlich dankend zurück. Jetzt sind wohl die Gimf-Kasper wieder am Zug. Wir wünschen viel Spaß beim Wiederaufbau. Und sagt ruhig Bescheid, wenn ihr fertig seid.

Dollar: Nichts mehr wert

Fernsehen und Wirklichkeit

Arme, arbeitssuchende Vollzeitraucher, die als Hauptbeschäftigung ihrer ausgedehnten Freizeit das Verspeisen großer Fett- und Kohlehydratmengen pflegen, zahlreiche Kaninchen, Hamster und Hunde im eigenen Heim beherbergen und die Umwelt kaum mit dem verbauch von Reiningungs- und Körperpflegemitteln belasten, sind jeden Abend im Fernsehen zu besichtigen. Sendungen wie "Frauentausch", "Der Schuldenberater" oder "Die Supernanny" halten die Kamera eher ungewollt in die stockigen Schmuddelecken de Gesellschaft, hinter Türen, von denen der in seinem Wahlkreis zwischen Autohausbesitzern, Kneipiers und Zahnärzten verwurzelte Bundestagsabgeordnete gleich welcher Partei eigentlich nicht wissen will, wie es hinter ihnen riecht.

Umso empörter ist das Geschrei, das dem grünen Landtagsabgeordneten Oswald Metzger entgegenschlägt, nachdem der von seinen Fernseherfahrungen berichtet hat. "Bei manchen Sozialhilfe-Empfängern in der zweiten oder dritten Generation gibt es eine Antriebsarmut von klein an“, glaubt Metzger, und viele Sozialhilfe-Empfänger sähen "ihren Lebenssinn darin, Kohlenhydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen“. Nach Ansicht seiner Partei ist Metger damit allerdings „auf rechtes Stammtischniveau" herabgesunken - rechtes Stammtischniveau scheint also exakt das zu sein, was jeden Abend im Fernsehen läuft.

Nichts ändert sich wirklich

Steuern rauf, Beiträge runter, Müntefering oder Scholz, Kohl oder Merkel, Bayern München oder Kaiserslautern, Krieg oder Frieden, Abba oder Ärzte - dauernd ändert sich etwas in der Welt, um am Ende doch imemr gleich zu bleiben. Georg Clooney (unten) spielt deshalb in "The Good German" vorgeblich einen US-Frontberichterstatter, recht eigentlich aber spielt er den guten alten Joachim Fuchsberger (oben) in seiner Rolle in "Rote Laterne".

Gimf is wieder in da House

unsere lieblings-islamisten von der gimf sind wieder da. vermisst haben wir sie nicht direkt, immerhin aber helfen sie uns mit ihrem neuen auftritt eine wichtige frage über: wie kann man denn das abendland indoktrinieren, wenn die user sich einloggen oder registrieren müssen?

Mittwoch, 21. November 2007

Schöne Überraschung

Your Inner European is Russian!

Mysterious and exotic.
You've got a great balance of danger and allure.

wie sieht es bei den anderen damen und herren aus?

Im Dienst des Volkes

Knallhart im Dienst des Volkes, so kennen und lieben wir unsere Parlamentarier. Jetzt haben die gar nicht so bekannten Mitglieder des Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments die "wiederholt beklagte Praxis von Lockangeboten und verschleierten unfairen Vertragsbedingungen beim Online-Verkauf von Flugtickets" in einer neuen Studie der Europäischen Kommission "auf dramatische Weise bestätigt", gefunden.

Die erschreckenden Fakten: Auf jeder zweiten von rund 400 überprüften europäischen Internetseiten von Fluggesellschaften werden Steuern und Abgaben nicht eindeutig angegeben.

Ulrich Stockmann, einer der Volksvertreter, der sich nicht zu schade ist, die Großkonzerne knallhart zu kritisieren, sagt dazu: "Es kann nicht sein, dass für ein Flugticket für 15,99 Euro geworben wird, der Käufer dann aber aufgrund von zunächst nicht kenntlich gemachten Steuern, Start- und Landegebühren sowie Buchungspauschalen überraschtwird und schließlich 90 Euro bezahlt."

Denn so machen die Fluggesellschaften, von denen offenbar die unfassbare Zahl von 400 in Europa beheimatet ist, das ja: Schreiben 15,99 drauf, der ahnungslose Easyjet-Abonnent klickt drauf - und schon muss er für 90 Euro nach Ibiza fliegen. Dabei haben "die Verbraucher ein Recht auf transparente und eindeutige Angebote, die auch tatsächlich verfügbar sind", schimpft Stockmann, der im Hinterkopf wohl auch schon an Reisekataloge mit Preisauszeichnungen wie "Brasilien ab 399 Euro", Handyvertragsangebote ("ab 20 Euro") und Autoanzeigen ("der neue Kia Koma ab 21.999 Euro") hat. Man weiß ja: Der Urlaub kostet dann doch ganz hinten eine Null mehr, die Handyflatrate beinhaltet laut Kleingedrucktem nur Gespräche zum eigenen Anschluß und der Kia kommt zum Grundpreis ab Werk ohne Räder, Sitze, Lenkrad, Motor und die schicke Kühlerfigur.

Wenn diese "verbreitete Praxis irreführender Preisangaben nicht innerhalb von vier Monaten eingestellt wird", zieht der Sozialdemokrat in Namen einer großen europäischen Koalition der Verbraucherschutz-Politiker schon mal verbal andere Saiten auf, "dann werden wir im Europäischen Parlament die Veröffentlichung der Namen der jeweiligen Airlines fordern."

Das wird eine knallharte und irre spannende Liste. 200 Namen von Fluggesellschaften. Wenn das nicht hilft.

Dienstag, 20. November 2007

Amok-Spezialisten

wenn experten sich in den medien äußern, kann man fast sicher sein, dass sie keine ahnung haben. oder wie ist zu verstehen, was eine schulpsychologin heute in der hz von sich gibt? erklärt sie doch, ein "amoklauf werde immer geplant". genau wie wutanfälle, beispielsweise.

Palästinensischer Lokführer - Ein Traum

von den israelis möchte man geknechtet und von der weltgemeinschaft vergessen werden, wenn man das liest: "Die EU wird in diesem Jahr der Bevölkerung in den Palästinensergebieten Hilfe im Wert von rund einer Milliarde Euro leisten. Dies ist laut Angaben von EU-Aussenkommissarin Benita Ferrero-Waldner vom Montag ein neuer Rekord." nur einen klick weiter ist man sich nicht mehr sicher. als beschäftigter eines bestreikten französischen staatsunternehmens könnte man sich auch dem kalten neoliberalismus von nicolas sarkozy ausliefern: "Der wichtigste Streitpunkt ist die geplante Verlängerung der Lebensarbeitszeit für Beschäftigte der Staatsunternehmen. Bislang können viele von ihnen schon mit 55 die volle Rente bekommen, Lokführer sogar schon mit 50."

Scharfer Sex im Islam

Nein, kein Kabarett, sondern ein neuer Pierre Vogel. Der Netz-Mullah predigt heute abendfüllend zum Thema "Sex, Sünde, Beate Uhse und nackte Menschen" und erklärt dabei sehr anschaulich, dass alles, was verboten ist, verboten ist, weil es verboten ist. Wer sage, sagt der putzige Internet-Prediger, "Sina ist erlaubt, der ist kein Moslem. Mit Islam hat dem seine Religion nichts zu tun. Wir sagen nicht, dass dem seine Schwester Sina machen soll. Der Unzüchtige und die Unzüchtige, sagt Allah, peitscht beide aus - und eine Anzahl der Gläubigen soll Zeuge sein!" Wer da nicht schlagartig bekehrt ist, "dessen Herz muss schwarz sein" (Vogel).

Amokhinweise überall

Mehr Amok war nie. Wie damals, als plötzlich auf allen Bahnhöfen herrenlose Koffer standen, die gesprengt werden mussten, oder noch früher, als Kampfhunde täglich unschuldig spielende Kinder zerfetzten, hat es auch der ausgefallene Amoklauf von Köln bis ganz nach vorn in die Nachrichten geschafft. n-tv weiß von "einer Email, die finnische Ermittler aufgeschnappt haben", und findet das völlig normal, der noch besser informierte "Spiegel" verweist hingegen auf ein von den flinken Finnen belauschtes"Gespräch in einem geschlossenen Internet-Chatbereich, in dem ein möglicher Amoklauf in der deutschen Schule nicht ausgeschlossen wurde."

Wir sind gute Staatsbürger und möchten uns deshalb natürlich mit eigenen Hinweisen an der Jagd nach möglichen Amokläufern beteiligen. So ist uns bekannt geworden, dass Diskutanten im Forum Extraglatt einen möglichen Amoklauf an einer deutschen Schule nicht ausgeschlossen haben. Gleiches gilt für die Debatte im Forum von hilflos und erregt und weitere handgezählte 345.908 weitere deutschssprachige Webforen. Über die vermutlich noch höhere Zahl an Emails, in denen allein gestern ein möglicher Amoklauf an einer deutschen Schule nicht ausgeschlossen wird, ist uns nichts bekannt. Da müsste man wohl die finnischen Ermittler fragen.

Montag, 19. November 2007

Verloren und gefunden

Der Dicke ist grandios, das Lied ganz im Gegensatz zu dessen raumgreifender Präsenz eine feine Miniatur. Joe Purdy ist leider trotzdem nicht sehr berühmt.

Schrumpfen im Senegal

Afrika, du hast es besser, denn Du verstehst es noch zu glauben. Glauben aber ist die höchste Form der Gewissheit - wer glaubt, muss nicht wissen, denn er weiß mehr, als der Wissende je wissen wird. Elf Männer im Senegal beispielsweise wissen, dass ihre plötzlich geschrumpften Penisse nicht von allein so klein geworden sind. Vielmehr steckt schwarze Magie dahinter, das Zeug also, das die katholische Kirche nach Jesu´Tod groß gemacht und bis heute im Geschäft gehalten hat. Ohne Teufel kein Glaube, ohne Glaube keine Kirche und ohne Täter keine Opfer - in vorliegendem Fall sind deshalb auch schon zwei Männer unter dem Verdacht festgenommen worden, die Penisse der elf Männer durch magische Kräfte zum Schrumpfen gebracht zu haben. Alle elf hatten Anzeige erstattet, die beiden mutmaßlichen Täter sitzen in Polizeigewahrsam.

Einem Polizeisprecher zufolge sollen die beiden Verdächtigen sich ihren mutmaßlichen Opfern genähert haben, um ihnen die Hand zu schütteln – dabei geschah das perfide Attentat. Später habe ein Komplize die Opfer auf den Schwund aufmerksam gemacht – mit dem Hinweis, dieser lasse sich bei entsprechender Bezahlung wieder rückgängig machen. Erinnert irgendwie an den hier bisher ein bisschen zu kurz gekommenen Bahnstreik.

AMOK!!!!

1.) wie kann man mit zwei soft-air-waffen, einer kaputten und einer funktionierenden armbrust einen amok-lauf planen?
2.) kann man einen amok-lauf (amok: in blinder wut angreifen und töten, eine psychische extremsituation, die durch unzurechnungsfähigkeit und absolute gewaltbereitschaft gekennzeichnet ist) überhaupt planen?
3.) warum sollte man, um effektivität bemüht, den "geplanten" amok-lauf im internet ankündigen?

Molekül-Mathematik

Die Waffe der "offenen Email" kannten wir noch nicht, geht es nach Wolfgang Schäuble, ist die, die ein Autor von Readers Edition an den Pop- und Klimabeauftragten Sigmar Gabriel geschrieben hat, aber nur die erste von vielen Millionen. Gut so, denn inhaltlich ist die Pioniermail richtig spannend - bricht der Hobbymathematiker doch den einsamen deutschen Kampf gegen den Klimawandel endlich mal auf die Molekülebene runter. Das geht dann so:

Auf eine Million Luftmoleküle kommen 385 CO2-Moleküle, davon sind drei Prozent durch den Menschen verursacht, also sind wir großzügig und sagen zwölf Moleküle.

Das IPCC, übrigens ein politisches Gremium mit dem Auftrag, Indizien für die menschgemachte Erderwärmung zu sammeln (wie neutral), behauptet nun, diese 12 Moleküle sind an der Erderwärmung schuld. Das ist wissenschaftlicher Konsens. Und somit Unsinn. Aber rechnen wir mal weiter und sagen, von diesen zwölf Molekülen, die die gesamte Menschheit verursacht, sind zwei Moleküle aus Deutschland.
D. h. bei einer Reduktion von 21 Prozent (von 1990) plant Deutschland statt zwei Moleküle nur 1,55 Moleküle zu verursachen.

Gebläggt hat der! Und die Haare!

Sozialismus in den Farben der CDU

Auf ein "wachsendes Verteilungsproblem", das der CDU-Abgeordnete Gerald Weiß erkannt hat, will die deutsche Christdemokratie jetzt regulierend reagieren: Abfindungen für Manager sind zu hoch für eine wirklich sozialistische Gesellschaft, wie sie den Christdemokraten vorschwebt. "Es ist nicht länger sozial-ethisch vertretbar, wenn Leute, die zum Teil Millionen in den Sand setzen, dafür fürstlich abgefunden werden."

Dass Zahlungen von Übergangsgeldern und Abfindungen auf der Basis privater Verträge und damit auf der Basis der grundgesetzlich garantierten Vertragsfreiheit basieren, ficht die Sozialisten in den Farben der CDU nicht an: Wo alle nach links rücken, muss das Grundgesetz mit, und sei es durch verschwurbelte Steuerrechtänderungen, über die der "Experte" Gerald Weiß bei Managerabfindungen eine Obergrenze von etwa eine Million Euro einführen will. Nicht näher beschrieben wurde, ob "Leute, die zum Teil Millionen in den Sand" gesetzt haben, dabei anders behandelt werden sollen als ihre erfolgreich ausscheidenden Managerkollegen, oder ob die bewährte Regel der Kollektivhaftiv greift. Wie enden solche Artikel in der Süddeutschen zeitung immer? Ja, natürlich mit "der Wahlkampf hat längst begonnen."

Sonntag, 18. November 2007

Geht gar nicht!

die kollegen von den freunden der offenen gesellschaft haben uns gecovert. danke schön. dabei sind wirklich nette sachen rausgekommen:

Eigentlich doch eine reine Spaßreligion

Selbstmordattentäter und Musikfeinde, Frauen in tragbaren Zelten und Männer, die sich unentwegt auf den Boden werfen - der Islan hat nicht das allerbeste Image. Leider, denn in Wirklichkeit ist die Lehre Mohammeds eine reine Spaßreligion, die sich auf streng logische Erwägungen gründet: Der Mann ist Abglanz und Abbild Gottes, die Frau nur Abbild des Mannes, deshalb ist die Frau für den Mann gemacht, der Mann aber nicht für die Frau. Woraus folgt, dass es Schande ist, wenn letztere sich das Haar schert. Weil geschorenes Haar dasselbe ist wie ein nichtbedecktes Haupt, das leuchtet auch dem letzten Agnostiker ein, muss der Kopf verhüllt werden, sofern er einer Frau gehört.

Nicht verstanden? Kein Problem, Abu Hamza erklärt es. Der Internet-Mullah, ein rotbärtiger Ex-Boxer, der eigentlich Pierre Vogel heißt, begeistert mit sinnfreien Erläuterungen wie dieser Millionen für die die wahre Religion - im Moment noch partisanenartig über Youtube. Grundsätzlich aber würde die Spaßreligion mit dem launigen Imam auch gut ins Sat1-Comedyprogramm passen.

Verzweifelter Hilferuf

Google stoppt den Klimawandel

Nachdem Autos, Kühe, Dicke und das Internet neben Fußgängern, Süßspeisen, Lagerfeuerromantik, Hochöfen, China, Vollbädern, Indien, Duschen und beheizten Wohnzimmern als Verantwortliche für die kommende Klimakatastrophe ausgemacht werden konnten, stellt sich PPQ entschlossen in die dritte Reihe der Bekämpfer des Bösen. Die Suchmaschine Google, die uns vor ihrem unausweichlichen Untergang noch kurz hier beherbergt, verschwendet Energie, indem sie ihren Nutzern auf einem weißen Bildschirm entgegentritt. Den anzuzeigen benötigt ein Computer 74 Watt, wohingegen ein gänzlich schwarzer Bildschirm bei ausgeschaltetem Computer null Watt benötigt - und bei eingeschaltetem immerhin auch nur 59 Watt.

Die Initiave Site71, der wir uns hiermit hellauf begeistert anschließen, ohne zu wissen, ob das alles wirklich stimmt, bietet Google deshalb nun in schwarzem Energiespar-Design an: Bei 200 Millionen Suchanfragen am Tag, rechnen die Initiatoren vor, könne damit "fast soviel Energie gespart werden, wie ein Energiekraftwerk im Durchschnitt leistet".

Klar ist jetzt sicherlich auch, warum Sigmar Gabriel, Ex-Pop-Beauftragter und nunmehriger Umweltminister, wie alle anderen Politiker eine schwarze Limousine fährt: Aus Verantwortung vor kommenden Generationen.

Da staunt der Spiegel

Hellwach und immer einer Sauerei auf der Spur: Der Illustrierten "Spiegel" können selbst die obersten Klimachützerkomissionen nichts vormachen. Zur Vorlage der "Synthese-Report" genannten Kurz-Zusammenfassung aller drei bisherigen Klima-Berichte des IPCC, die hier für "politische Entscheidungsträger" auf 23 Seiten eingedampft wurden, weil sie wohl ansonsten zu komplex gewesen wären, um noch verstanden werden zu können, enthüllt das Hamburger Magazin knallhart, "der Synthese-Report fasst lediglich zusammen, was bereits in den Zusammenfassungen der ersten drei Berichtsteile steht".

Überraschend. Erschreckend. Unfassbar.
Neulich war noch das "Spiegel"-Archiv kaputt. Jetzt haben sie schon nicht mal mehr Zugang zu Wörterbüchern in der Redaktion.

Marsch auf Mekka

Die Zeit richtet sich nach seiner Uhr, die Weltmacht USA zittert vor seinen Worten. Hugo Chávez aber, Maximo Leader Venezuelas, kann noch viel mehr. Im Angesicht des saudi-arabischen Königs Abdullah, Gebieter über die heiligen Stätten von Mekka und Medina, brachte der venezoelanische Herz-Jesu-Revolutionär die Rede auf Christus, Heilspatron eines Glaubens, der nach saudischen Gesetzen verboten ist. Eben noch im Zickenkrieg mit dem spanischen König ließ der Poltergeist der internationalen Politik die Opec-Konferenz wissen, dass "wir wissen, dass der einzige Weg des Friedens, wie es Christus gesagt hat, in der Gerechtigkeit liegt". Die Gastgeber hörten allerdings nur höflich weg.

Samstag, 17. November 2007

Steuern

in deutschland mit sieben prozent umsatzsteuer versehen: trüffel. mit 19 prozent umsatzsteuer nicht genau so begünstigt: malkästen für kinder. hallo politikverdrossenheit.

DER Klimawandel ist eindeutig männlich

da kann paris hilton noch so viele burger essen: schuld am klimawandel sind die männer. denn männer essen mehr fleisch, fahren größere autos und ... noch fragen?

Helden in Halbschuhen

Alles ist in Bewegung, die ganze Welt ändert sich. Kontinente rücken zusammen, aus Männern werden Frauen, aus Frauen Kanzler. China ist längst ein Nachbar Europas, die SPD manchmal eine Arbeiterpartei und manchmal wieder nicht und der Fußballverein Bayern München trägt seine Heimspiele mittlerweile nach Ansicht seiner Fans zwar in einem "Friedhof" aus, steht aber Mitte November trotzdem noch gar nicht wie gewohnt als kommender Meister fest.

Alles ist in Bewegung, alles ändert sich, nur der Fußballklub einer kleine Stadt im Osten strahlt noch die Ruhe und Zuverlässigkeit aus, die früher, vor Globalisierung und Turbokapitalismus, dem ganzen Land eigen war. Immer im Sommer verpflichtet die Führungsetage des Halleschen FC eine Kompanie neuer Spieler, die am Ball alles können, menschlich hervorragend zusammenpassen und taktisch in höheren Ligen ausgiebig geschult wurden. Wenn das Laub fällt, hat sich die jeweilige Kicker-Bruderschaft unter Leitung des jeweiligen neu dazugeholten Trainers, der als menschlich fein und fachlich prima in höchsten Tönen gelobt wird, dann jeweils bis in die Tabellenregionen hochgearbeitet, in denen die Prämientrauben hängen.

Danach aber kommt es alle Jahre wieder, wie es der überaus duldsame Anhang nicht anders erwartet, seit der heutige Co-Trainer Dieter Strozniak damals Ende der 70er gegen Dynamo Dresden in der Nachspielzeit den Elfmeter zum Ausgleich erst ins Netz setzte und dann in der Wiederholung doch vergab: Der Klub, in seinen wenigen besten Tagen Dritter der DDR-Oberliga, holt Unentschieden, wo Siege eingeplant waren, und er verliert Spiele, die auf dem Papier schon gewonnen schienen.

Die 42. Saison seit der Vereinsgründung macht da keinen Unterschied. Nach einem kurzen Abklatschen mit Platz 2 im vo Hoffnung berstenden goldenen Oktober begann die diesmal wieder aus ehemaligen Profis rekrutierte Mannschaft, die Konkurrenz mit freigiebig verschenkten Punkten zu verwöhnen. Die Reservevertretung des einstigen Oberliga-Konkurrenten Jena, mit dem man vor zwei Jahren noch auf Augenhöhe gestanden hatte, bekam einen überreicht. Danach freuten sich auch die Fußballprovinzhochburgen Meuselwitz, Auerbach und Halberstadt über Punktpräsente aus Halle.

So viel gelebte Solidarität ist selten in einer Welt, in der Konkurrenzkampf oft keine Grenzen kennt, und sie strahlt wohltuende Wärme aus, wo sonst nur die bittere Kälte des grimmigen Gegeneinander herrscht. Natürlich, auch der augenblicklich gerade verantwortliche HFC-Trainer Sven Köhler kündigt vor jedem Spiel in markigen Worten an, nunmehr werde seine Truppe sich "zerreißen", die "Schmach vom letzten Auswärtsspiel vergessen lassen" und "die notwendigen Punkte einfahren, um oben dranzubleiben." Köhler zitiert diese Sätze, da sind sich Insider sicher, aus der geheimen Trainerbibel, die beim HFC seit dem furiosen Oberliga-Abstieg Mitte der 80er Jahre von einem Übungsleiter zum nächsten weitergegeben wird - und in der auch klare Handlungsanweisungen zu Mannschaftsaufstellung und Spieltaktik stehen.

Eiserne Regel zum Beispiel ist es, auf ein Mittelfeldspiel generell zu verzichten. Mittelfeld klingt wie mittelmäßig, mittelmäßig aber will hier niemand sein. Nein, dann lieber gleich schlecht! Und so schlagen Mitte November, kurz nach dem ersten Schnee, auch gegen die zumindest numerisch nur gleichstark besetzte Gastmannschaft aus der Fußballprovinzhochburg Makranstedt zwei kantige Defensivrecken lange Bälle in die feuchte Luft. Ein Konterstürmer, der seinerzeit in der 2. Liga aktiv war und sich seitdem für einen Führungsspieler hält, rackert unverdrossen auf der Außenbahn, muss aber stets Meilen vor der Torauslinie erkennen, dass ihm trotz seiner großen Erfahrung in höheren Spielklassen gegnerische Akteure entgegentreten. Darob erschrickt er, stolpert und holt einen Einwurf in Höhe der Mittellinie heraus. Der Mann ist heute einer der besten, denn viele andere, die auf dem Platz zu stehen scheinen, sind eigentlich gar nicht da.

Dadurch steht es schnell und traditionell 1:0 für die Gastmannschaft aus der Landwirtschaftsmetropole Makranstedt, die das Spiel damit auch schon gewonnen hat. Das wissen auch die Kicker des Gastgebers, die nun nur noch blind anrennen, auch damit aber kaum einmal bis in die Nähe des gegenerischen Strafraumes gelangen. Wie immer schrumpft der das Debakel mit großerer innerer Bewegung und ebenso großer äußerer Ruhe beobachtende HFC-Trainer deshalb die bis dahin eigentlich arbeitslose Viererkette zur Dreierkette. Wie immer wechselt er auch aus und wie immer ändert das rein gar nichts.

Eintausend Unentwegte durchleiden deshalb trotzig wie immer die diesmal letzten 70 Minuten zwischen dem entscheidenden einzigen Tor und dem Abpfiff mit ihren Helden in Halbschuhen. Und erfreuen sich in aller Stille daran, dass wenigstens etwas auf dieser in Wanken geratenen Welt aus Ungewißheit bleibt, wie es immer war: Hoffnung trügt. Liebe wird enttäuscht. Und die Tabellenspitze ist spätestens zu Weihnachten so weit weg wie der Himalaya.

Freitag, 16. November 2007

Guter Rat von Kurt

Kurt Beck: "So, wie Sie aussehen, haben Sie im Leben ja noch nicht viel gearbeitet.... Waschen und rasieren Sie sich mal." .... "Dann besorge ich Ihnen innerhalb von drei Wochen einen Job."

Immer weniger Arme

Immer mehr gefühlt arme Kinder in Deutschland, immer weniger echte Arme in Lateinamerika: Zum ersten Mal seit 1990 ist die Zahl der Armen dort auf weniger als 200 Millionen zurückgegangen. In der Region einschliesslich der Karibik lebten im vergangenen Jahr 194 Millionen Menschen oder 36,5 Prozent der Bevölkerung in Armut - mussten also nach der Definition der Vereinten Nationen mit weniger als einem Dollar (0,68 Euro) am Tag auskommen. Im Jahr zuvor waren es noch 209 Millionen oder 39,8 Prozent der Bevölkerung gewesen, wie die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika mitteilte.

«Lateinamerika und die Karibik sind in einer guten Position, um das erste der Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen», nämlich die im Jahr 1990 bestehende Armut bis 2015 zu halbieren, heisst es im Bericht der UN-Kommission. Einige Länder wie Ecuador, Mexiko, Brasilien und Chile haben dieses Ziel dem Bericht zufolge schon jetzt erreicht. Bis zum Jahresende erwartet die Kommission einen Armutsanteil von 35,1 Prozent - im Jahr 1990 waren es noch 48,3 Prozent gewesen.

Wenn Verena Feldbusch mordet

Eben verarmten sie zumindest medial noch "fast ungebremst", jetzt entpuppen sie sich auch noch als Monster mit verrohter Fantasie, die nach kurzer Aufforderung von blutigen Morden und brutaler Gewalt träumen. Nach einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Bonn, die knapp 300 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7 und 8 gebeten hatten, zu einem klassischen Märchenanfang einen neuen Schluss zu schreiben, neigen vor allem die Jungen zu extrem gewalttätigen Enden. Auch bei Mädchen sind die Gedanken nicht immer frei: Sie ließen ihre Märchen zwar in aller Regel gewaltfrei enden, bedienten sich dabei aber gerne aus romantischen Seifenopern.

Die Verantwortung dafür sehen die Forscher bei den Medien. "Unsere Studie zeigt, wie sehr Medienbilder inzwischen die Phantasie von Kindern besetzen", glaubt Professor Dr. Volker Ladenthin von der Universität Bonn. "Also auch jene Phantasie, mit der sie ihr späteres Handeln planen."

Fürchterliches steht da bevor, denn in den Köpfen von Heranwachsenden spuken grausige Gedanken. So ließen Schüler ihre Märchen oft in wahren Blutorgien enden - und sprengten dabei ohne Hemmungen die Grenzen des Genres: Da trampelt King-Kong die Königstochter nieder, die Amerikaner werfen die Atombombe, und die Helden kämpfen mit Messern, Uzis oder Präzisionsgewehren. Sogar Verona Feldbusch, deren neuer Name Poth sich trotz Medien-Dauerfeuer noch nicht bis in die Klassenzimmer herumgesprochen zu haben scheint, hat einen Auftritt. Sie überfährt mit ihrem Auto kaltblütig die Hauptfiguren des Märchens. Die Schülerinnen kamen bei der Befreiung der Prinzessin dagegen meist ohne Gewalt aus. Stattdessen nahmen sie gerne Anleihen an romantischen Daily Soaps.

"Unsere Studie kann und will nicht nach den Ursachen von konkreten Gewaltverbrechen jugendlicher Täter fragen"
, betont die Bonner Medienwissenschaftlerin Jessica von Wülfing. Das Experiment zeigt jedoch immerhin, wie sehr Bilder aus den Medien die Vorstellungswelt Heranwachsender prägen. "Das ist eine gefährliche Entwicklung", warnt Professor Ladenthin, der zumindest noch die Kraft aufbringt, "nicht auszuschließen, dass die Schüler sich bei ihren Antworten durch eine besonders blutige Geschichte vor ihren Klassenkameraden profilieren wollten."