Endlich hat auch Großbritannien seine Eva Herman-Diskussion. Auslöser ist der Nobelpreisträger James Watson, der im Zuge der Vorstellung seiner Autobiografie "Meide langweilige Menschen: Lehren aus einem Leben mit der Wissenschaft" die These vertrat, Schwarze seien weniger intelligent als Weiße. Deshalb macht sich Watson Sorgen um Afrika. Er sehe die Zukunft des Kontinents äußerst pessimistisch, sagte der Biochemiker, 1962 zusammen mit Francis Crick mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden war, denn "all unsere Sozialpolitik basiert auf der Annahme, dass ihre Intelligenz dieselbe ist wie unsere - obwohl alle Tests sagen, dass dies nicht wirklich so ist".
Schon bei einem Auftritt an der US-amerikanischen Harvard-University hatte der 79-Jährige, der einst als erster die Struktur des Erbgutträgers Desoxyribonukleinsäure (DNA) entschlüsselt hatte, das korrekte Publikum mit merkwürdigen Äußerungen verstört. Unter anderem sagte Watson, dass ältere Männer kranke Spermien besitzen, und beharrte auf Rasseunterschieden beim Menschen. So gebe es seiner Meinung nach erhebliche Unterschiede in der Intelligenz weißer Australier und Aborigines.
Watsons Thesen haben in Großbritannien einen Sturm der Entrüstung bis in die Regierungsebene ausgelöst. Kultur- und Bildungsminister David Lammy, der selbst schwarz ist, nannte Watsons Äußerungen "zutiefst beleidigend". "Es ist eine Schande, dass ein Mann mit einer Reihe wissenschaftlicher Auszeichnungen sein Werk durch seine eigenen irrationalen Vorurteile überschattet", sagte er. Der britische Neurobiologe Steven Rose nannte Watsons Äußerungen "altmodisch und ohne wissenschaftliche Gültigkeit". Im BBC-Radio sagte Rose nach Angaben von AFP, Watson sei immer wieder mit "rassistischen, sexistischen, homophoben und zutiefst beleidigenden" Äußerungen aufgefallen.
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