Damals in Heiligendamm, als sich die Mächtigen der Welt an alkoholfreiem Pils verschluckten, war die Alternative klar: Bionade, 1995 im fränkischen Ostheim entwickelt, war „das offizielle Getränk einer besseren Welt“(Eigenwerbung). Das Getränk mit dem Kreislogo auf den Kronkorken, das wunderbarerweise an das Logo der Royal Air Force erinnert, war genau das, worauf der Zeitgeist Durst hatte: Unverschämt teuer, schick und in so kleinen Flaschen so schwer verpackt, dass allein der Transport der sauren Suppe aus der zentralen Produktionsstätte und die Rückholung der Pfandflaschen in die Rhön ökologisch gesehen ein Verbrechen ist.
Aber auch ein ökologisches Gewissen ist letztlich nur Marketing. Und weil Geschmacksrichtungen wie Holunder oder Litschi den maladen mitteleuropäischen Gaumen ganz neu kitzeln, erreichte Bionade im vergangenen Jahr Verkaufszahlen von mehr als 70 Millionen Flaschen. Inzwischen sind auch die Nachmacher auf den Plan getreten - als "Maltonade" verkauft eine große Discountkette neuerdings ein zum Verwechseln ähnlich nach diversen Estern schmeckendes Produkt, das ebenso durch Fermentation produziert wird und demonstrativ ohne Zusatzstoffe auskommt.
Das Original ist inzwischen weiter auf dem langen Marsch durch die Institutionen. Jetzt gibt es lebensmitteltechnisch eine Allianz der Anständigen: Künftig schenkt die McDonalds-Tochter McCafé, ernährungsphysiologisch gesehen für jeden aufrechten Veganer der große Fastfood-Teufel, Bionade aus. So findet zusammen, was zusammengehört: Die bessere Welt, geschlürft im finsteren Multimilliardenkonzern. Bei dem trägt die Milch neuerdings das Biosiegel und der Kaffee ist von der Rainforest Alliance als "nachhaltig produziert" zertifiziert. Bei nächsten G8-Treffen ist McDonalds dann sicher schon offizieller Ausstatter der Gipfelgegner. Ein Posten, den diesmal noch der Multimilliardenkonzern Adidas für sich beanspruchen durfte.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Also ich finde Bionade lecker und zu teuer finde ich sie im Vergleich zu anderen Erfrischungsgetränken auch nicht.
nich doch, malte;
der binladenhueter (und das kannst du woertlich nehmen...) hat doch gar nich unterstellt, dass bionade nich lecker schmeckte.
wenn sie dir lecker schmeckt, dann is sie auch lecker. und das is doch auch recht so.
hey, niemand hier will streit.
aber wenn du das naechste mal hier mit so 'nem statement aufkreuzt, dann setz' verdammt noch mal ein ausrufezeichen dahinter!
wie sagte schon die deutsche bank in den 90er jahren: aus ideen werden märkte.
Bionade in McDonalds-Filialen ist wirklich ein Witz, aber irgendwie dann doch auch nur die logische Konsequenz der Entwicklung. Bin schonmal auf die nächste Lebensmittelsensation mit politischer Message gespannt. Und vor allem darauf, was aus ihr wird!
Kommentar veröffentlichen