Seit dem Tag, an dem das Wort "medial" entstand, zieht der Wanderzirkus der Verwirrten über die wenigen Weiden, auf denen noch Emotionen wachsen. Wie Schafe die Grasnarbe widerkäuen sie die ewig gleichen Satzgebilde, weil nur deren verbaler Wucht Wirkung zugetraut wird. Die Tagesschau als Vokabelkontrolle, die Diskussionsrunde als Tauschbörse für zugespitzte Plattheiten. Nachrichten sind nur
Dann nimmt die Debatte an Schärfe zu, die Heftigkeit an Masse, der Nachdruck an Raschheit, der Sturm an Unverständnis, die Dummheit an Breite. Vorbei die Zeiten, als ein Thema besprochen, beäugt und beurteilt werden konnte. Heute tobt ein Kampf bis aufs Messer, heute schlagen sich legastenische Großmäuler mit Breitschwertern um den Ruhm, den zum Säbelzahntiger erklärten Bettvorleger erlegen zu können.
Einmal im Gefecht, hören sie nur noch das Hundepfeifen von ihresgleichen und es gilt nur ein Gesetz: Beachte die Fruchtfolge bei der Konflikterfindung. Zwei Felder stehen zur Verfügung stehen - die Vergangenheit und die Zukunft. Erstere ist endlos dehnbar, sie eignet sich deshalb als Brücke und Knüppel, Blindenhund und Minenfeld.
Letztere hingegen verspricht formbar zu sein durch Arbeitsgruppen und Ausschüsse, Gremien und Kabinette. Von Sachzwängen ins Nagelbett einer Gegenwart gepresst, die sich durch Handeln nicht mehr ändern lässt, simuliert der Sprüh-Schaum aus Superlativen, der aus Radios und Fernsehgeräten quillt, die Möglichkeit, es dennoch zu tun. Erderwärmung stoppen durch den Wechsel zu einer Light-Zigarette. Gesundheit schaffen ohne Waffen. Deckenspenden für die Teppichmarkthändler von Antalya. Armut bekämpfen durch den Versand von Lötkolben nach Afrika. Auch Hilfe zur Selbsthilfe muss rasch und entschieden geschehen in den mit Geschwätz tapezierten Wolkenkuckucksheimen, in denen im Zweifel nur der eine Satz gilt: "Laut gedacht ist gut gemacht".
1 Kommentar:
endlich. ein astreiner entry zu politplatschquatsch.
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