War es der strömende Regen, der erwartungsgemäß auslieb? War es das Europapokalendspiel, das nicht auf denselben Abend fiel? War es Rolf Stahlhofen, der Sohn Mannheims, der nicht halb so unelegant knödeln kann wie Grönemeyer? Man weiß es nicht, und so wird wohl für immer ungeklärt bleiben, wo die 6.000 Fans abgeblieben waren, mit deren Ansturm die Veranstalter beim "Laut gegen Nazis"-Festival gerechnet hatten. Am Abend des popkulturellen Großereignisses jedenfalls, für das Stadt und Landesregierung mal eben 160.000 Euro spendiert hatten, um in Halle Woodstock und Rock am Ring gleichermaßen in den Sand zu setzen, hatten viele potentielle Fans offensichtlich ganz überraschend andere Termine.
So war der Platz vor der Bühne auf der Peißnitzinsel mit - gutmütig geschätzten - 500 Freunden der leichten Rockmuse außerordentlich locker besetzt, die musizierenden Künstler, die auf ihre Gagen verzichtet hatten, rockten aber dennoch tapfer in die Lücken hinein, um dem auf dem Programm stehenden "Zeichen gegen rechts" wenigstens rocktechnisch gewissen Nachdruck zu verleihen. Am Eintrittspreis, der mit 15 Euro sehr taschengeldfreundlich zumindest weit unter dem Einstandskurs für ein modernes Motorboot angesetzt war, kann das kaum vorhandene Interesse nicht gelegen haben. Selbst auf den Wiesen um das heiligendammmäßig mit blickdicht verhängten Zäunen abgesperrte Festivalgelände lagerten kaum zwei Handvoll Musikfreunde. Unter denen machte später am Abend das Gerücht die Runde, die am Eingang aufgehängten Hinweisschilder mit der Aufschrift "Rechtsradikale haben keinen Zutritt" müsse einen großen Teil potentieller Anhänger von Superstars wie Madsen, Afrob, Hubert Kah und Smudo, der immerhin versprochen hatte, als weltexklusiven Beitrag zum Programm live seine Lieblingsschallplatten aufzulegen, wohl verschreckt haben.
Zum Glück, denn so konnte sich die Polizei, die an allen Zufahrtswegen aus dem Einsatzfahrzeug heraus eine Art besonnene Präsenz zeigte, über einen Abend ohne Zwischenfälle freuen. Die auf laute Bässe und nächtens vorübertrampelnde Besucher traditionell verstört reagierenden Anwohner vom Gut Gimritz werden sich aber sich in den nächsten Tagen bestimmt mit den üblichen Beschwerden melden. An die Einnahmen des Abends, die in einer Größenordnung von etwa einem Zehntel der formidablen Ausgaben gelegen haben dürften, kommen sie aber nicht ran. Die werden für einen guten Zweck gespendet.
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