Mittwoch, 20. Juni 2007

Ritter Rushdie empört Bombenleger

Man darf den Propheten nicht malen und ihre Heiligtümer nicht einen Haufen schmandiger Ruinen nennen, man darf ihre Frauen nicht anschauen und keine historischen Quellen zitieren, nach denen ihre Prophet Mohammed eine Vorliebe für Minderjährige hatte. Sie selbst sehen das alles nicht so eng: Muslime sprengen eigenhändig die Kuppeln ihrer größten Heiligtümer, während ihrer alljährlichen Pilgerfahrt nach Mekka treten sie sich traditionell gegenseitig tot, ihre Achtung für Werte von Kulturen außerhalb ihrer eigenen ist so groß wie die Achtung eines Frosches vor der Fliege und sie schaffen es sogar, den Westen gleichzeitig um Hilfe zu bitten und vor der Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten zu warnen.

Das alles hätte die britische Queen wissen können. Dann wäre sie wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, einen Schriftsteller zum Ritter schlagen zu wollen, der all das viel schärfer kritisiert hat als wir es können, weil er selbst jahrzehntelang in der bizarren Welt des Mittelalterislam gelebt hat. Aber entweder wollte die Queen es nicht wissen, oder es war ihr herzlich egal - jedenfalls ließ sie jetzt wissen, dass sie Salman Rushdie, den der inzwischen vermutlich an die rechte Seite Allahs gerückte Ajatolla Khomeini einst mit internationalem Mordbefehl suchen ließ, in den Ritterstand erheben werde.Schlagartig ist die Aufregung groß im Reich der Kapuzenfrauen und Wickelkopfmänner. Die offensichtlich zornige iranische Zeitung "Dschumhuri Eslami" nannte die Queen eine "alte Ziege". In pakistanischen Städten kam es zu Protesten wegen der Ehrung. In Lahore verbrannten rund 150 Islamisten Augenzeugen zufolge ein Bild der britischen Königin und forderten, Rushdie nach islamischem Recht zu verurteilen: "Die Strafe für einen Gotteslästerer ist der Tod", rief der Chef der radikalen Jugendorganisation Shabab e Milli, Shahid Gilani. In anderen Städten sollten laut Gilani Bilder Adolf Hitlers geehrt werden, "um den Hass auf jene zu zeigen, die Gotteslästerer ehren".

In Malaysia demonstrierten Anhänger einer radikal-islamischen Partei vor der britischen Botschaft in Kuala Lumpur. Unter Rufen wie "Zerstört Salman Rushdie" und "Zerstört Großbritannien" forderten sie die Rücknahme der Ehrung. Das iranische Außenministerium ließ Londons Gesandten Geoffrey Adams wissen, dass es die Ehrung Rushdies für eine "Provokation" halte. "Dieser beleidigende und ungebührliche Akt der britischen Regierung ist ein offensichtliches Beispiel des Kampfes gegen den Islam", hieß es in Teheran. Die Auszeichnung habe den Glauben von 1,5 Milliarden Muslimen und anderer Gläubiger verletzt.


Zum Beispiel auch den der Taliban in Afghanistan, die sich natürlich prompt bei der Nachrichtenagentur Reuters zu Wort meldeten. "Wir betrachten dies als einen erneuten großen Angriff der Ungläubigen auf den Islam", zitierte Reuters einen Taliban-Sprecher. Wessen Herz das nicht rührt, der hat eines aus Stein wie wir, die wir sagen: Wer siuch selbst die seine angeblich größten Moscheen wegbombt und dann beleidigt über einen Rittern Rushdie ist, der kann offenbar nur beleidigt sein, wenn ein Nicht-Moslem irgendwas tut, oder er tut vielleicht auch nur so beleidigt.

Daraus folgt logischerweise, dass unseretwegen in Pakistan Flaggen verbrannt werden können, bis den Demonstranten Benzin und Baumwollumpen ausgehen. An Elisabeths Stelle würden wir uns um unseren Ruf in der selbsternannten schrulligen "islamischen Welt" einfach nicht weiter scheren, weil die selbst keinen Ruf mehr zu verlieren hat.

1 Kommentar:

Eisenschwein hat gesagt…

sehr schön auf den punkt. mich wundert nur, dass minister gabriel sich noch nicht zum fahnenverbrennen geäußert hat - da wird doch sicher eine menge c02 freigesetzt, oder zumindest ganz böser ruß.