Es sollte der Höhepunkt einer unglaublichen Züchterkarriere werden - und wird nun zur größten Enttäuschung. Heute wollte Karl Szmolinsky auf die große Reise von Tegel über Frankfurt am Main über Peking nach Pjöngjang in Nordkorea gehen. Es wäre die erste Auslandsreise des 68-Jährigen gewesen - und sie hätte ihn mitten ins Reich des Bösen geführt, in die hermetisch abgeriegelte Diktatur des „Lieben Führers“ Kim Jong Il.
Karl Szmolinsky sollte Nordkorea vor dem Hungertod retten. Vom Mann aus Eberswalde, der seit 48 Jahren Kaninchen züchtet, erhoffen sich die Genossen Hilfe beim Aufbau einer Riesenrammlerfarm. Schließlich weiß kein anderer wie der vielfach preisgekrönte Szmolinsky, wie man Kaninchen so behandelt und aufzieht, dass sie schön groß und dick werden und sich auch eifrig vermehren.
Dann der Anruf. Ein offizieller Vertreter teilte Szmolinsky knapp mit, dass seine Anwesenheit nicht mehr erwünscht sei. Nordkoreas Regierung sei verstimmt über den Tenor der deutschen Presseberichterstattung über den geplanten Kaninchenexport.
Seitdem ist Karl Szmolinski in großer Sorge. Zwölf Kaninchen hat er bereits nach Nordkorea verkauft; angeblich sollten sie dort in einen Streichelzoo kommen. Nun aber der ungeheuerliche Verdacht: Hochrangige Funktionäre könnten den preisgekrönten Rammler Robert getötet und verspeist haben. Da werden einige Münder satt, denn der „Deutsche Riese grau“ ist die weltweit größte Kaninchenrasse. Ausgewachsene Exemplare liefern bei einem Lebendgewicht von bis zu zehn Kilogramm etwa sieben Kilo Fleisch.
„Aber die ersten zwölf waren für einen Streichelzoo vorgesehen. Die anderen sollen den Grundstock für das Zuchtprogramm bilden“, erklärt Szmolinsky, der seit 42 Jahren Erfahrungen mit der Kaninchenrasse gesammelt hat. Dem armen Nordkeorea, das sein bisschen Geld für die Anschaffung von Waffen braucht, hatte er einen Spezialpreis gemacht: 80 Euro für ein Tier statt der üblichen 250 Euro. Entgegenkommen, dass das Regime nicht honoriert. "Ich fürchte, sie sind schon nicht mehr am Leben", sagt Karl Szmolinski tief betroffen über das grausame Schicksal seiner Schützlinge.
Bislang bestreitet Mordkoreas Botschaft allerdings entschieden, das Robert und die anderen Rammler ermordet und gegessen worden seien. Eine internationale Inspektion aber verweigert das Land. Karl Szmolinski richtet den trauerumflorten Blick inzwischen auf andere Märkte. "Russland wollte 400 Tiere", berichtet er, "aber soviel kann ich nicht liefern." Doch schon im Sommer erwartet er eine chinesische Delegation.
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7 Kommentare:
der züchter ist "tief betroffen über das grausame schicksal seiner schützlinge". ganz großes kino.
ich nehme doch an, dass das so ist
In Deutschland wurden letztes Jahr etwa 30 Millionen Kaninchen verzehrt. Schlimmer als in der Diktatur.
weil die keine haben - sonst würden sie auch ...
mein gott, wurde schon PETA informiert??
die würden sich blutbeschmiert an eine statue von kim jong il ketten.
jetzt hats auch die BILD gemerkt:
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2007/04/07/korea-diktator-zuchtkaninchen/kim-jong-II-riesen-rammler.html
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