Er trägt Bergstiefel zum Ausgehen, Bergstiefel mit knallroten Schnürsenkeln, wohlgemerkt. Halbglatze, wild wuchernder Bart, eine Hose, die irgendwann in den 30er Jahren modern gewesen sein muss, und über einem verblichenen himmelblauen Hemd eine seltsame Weste. Bonnie Prince Billy könnte Englischlehrer sein oder Wanderprediger, in Wirklichkeit ist der Mann aber einer der bemerkenswertesten Singer/Songwriter der Gegenwart.
Allerdings ist Bonnie Billy eben nicht nur bemerkenswert, sondern, wie sein Aussehen schon vermuten lässt, auch etwas merkwürdig. Selten nur geht der Mann, der eigentlich Will Oldham heißt, unter Menschen, noch seltener begibt sich der Amerikaner nach Übersee.
Dann aber ist er ganz locker, ein Zausel, durchaus zum Scherzen aufgelegt. Damit es ihm nicht so einsam ist auf der Bühne in der restlos ausverkauften Passionskirche in Berlin Kreuzberg, stellt er erstmal seinen Plastikbecher mit Whiskey auf den Stuhl, auf dem er eigentlich hatte sitzen sollen beim Singen. Aus dem Kinngewölle grinst es breit, dann zupft der Eigenbrödler mit der unverwechselbaren Stimme die ersten Akkorde von "Wolf Among Wolfes", einem Stück, dass er vor Jahren mit Matt Sweeney (Zwan) zusammen schrieb.
Die Musik hier ist ein leises Raunen, die Gitarre klingt nicht lauter als das Knarzen des alten Kirchengestühls. Darüber heult und haucht Bonnie Prince Billy von durchzechten Nächten, verlorenen Göttern, fortgegangenen Frauen und nebligen Weiden, dass es vom Backsteingewölbe widerhallt wie ein Choral.
"God Is The Answer" summt Billy, ein Bein schräg in die Luft gestreckt, den Blick ins Nichts gebohrt. Die Gemeinde hängt dem Umkulteten an den Lippen. Was die Frage war, ist schon längst nicht mehr die Frage.
2 Kommentare:
an diesem wochenende? man, du hast es gut. meine zwei nörgelschweine lassen mich so weite reisen noch nicht unternehmen. schöner text übrigens, viel zu schade für die zeitung :-)
ich bin ja hier noch beim rumtesten. es macht spaß. und als ich gestern die bilder anschaute, dachte ich, passt zwar nicht, passt aber deshalb dennoch. der text hat aber auch nur fünf minuten gedauert und er lässt sich ja heute weiterverwenden. ich spare also die zeit wieder rein. aber immer dran denken, wo es vorab schon stand...
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