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Die Angst der deutschen Medien ist mit Händen greifbar. Aller Widerstand gegen Trump ist erlahmt. |
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Langsam ist es fünf vor Trump, ein dunkles Zeitalter zieht herauf. Niemand mehr weltweit, der sich nicht einschleimt beim alten neuen mächtigsten Mann der Welt, dessen Ring die "Granden aus Politik und Wirtschaft" (SZ) inzwischen alle geküsst haben. Manche hat Trump in seinen Hofstaat aufgenommen. Anderen gezeigt, dass er ihnen nicht verzeihen wird.
"Der künftige Präsident führt seine Macht öffentlich vor – und düpiert einige seiner Gäste", hat die "Süddeutsche Zeitung" beobachtet. Ein Blatt, das wie alle anderen in Deutschland bereits fast ein Jahrzehnt gegen Donald Trump kämpft, dabei alle Register gezogen hat und nun doch kurz davorsteht, am Spielfeldrand zurückzubleiben, aussortiert, irrelevant, verstoßen.
Erschrocken vom Hassprediger
Vorsichtig und erschrocken wurde bereits kurz nach dem für die deutschen Medienmacher vollkommen überraschenden Wahlsieg des "Hasspredigers" (Steinmeier) und "Irren" (Frankfurter Rundschau) nachjustiert. Trump verwandelte sich binnen weniger Stunden vom verrückten Faschisten, "Staatsfeind", "Frauenfeind", "verurteilten Straftäter" und "Rassisten" in einen "Clown", an dem gar nicht alles schlecht war, abgesehen von Elon Musk, der X benutzte.
Das Protestgeschrei wurde zum leisen Zähneknirschen, vor aller Augen unterwarfen sich auch die deutschen Medien dem neuen Präsidenten "schmählich" (FR). Aus dem Protest gegen den Neuen im Weißen Haus wurde eine Augen zu und durch-Haltung. Ob große oder kleinere Medienhäuser, ob eher mittig platzierte oder radikal linke Blätter wie die SZ, die Zeit oder die Frankfurter Rundschau - Trump gelang ohne ein einziges Wort, ohne direkte Anweisung oder Befehl eine umfassende Vereinnahmung der deutschen Medienhäuser für seine "Tyrannei" (Karl Doemens).
Reihenweise einknicken
Natürlich, auch in den USA knickten Individuen wie Institutionen reihenweise vor dem Autokraten ein. Statt auf die Barrikaden zu gehen, das zweifelhafte Wahlergebnis infrage zu stellen und Proteste wie in Georgien zu organisieren, akzeptierte die Zivilgesellschaft ein Ergebnis, das wie in Rumänien in krassem Widerspruch zu den vorher verbreiteten Umfragergebnissen steht. Was im EU-Mitgliedsland ein guter Grund war, die Wahlen für ungültig zu erklären, wurde nicht nur in Washington, Seattle und San Francisco, drei Hochburgen der europäischen Sicht auf den Staatsfeind, still akzeptiert. Sondern auch in Berlin, Paris und Rom hingenommen - und ebenso in den deutschen Medienstädten Hamburg, Frankfurt, München und Mainz.
Befremdlich ruhig ersparen die deutschen Leitmedien ihren Zuschauern und Lesern seitdem alle Enthüllungen über die Untaten des neuen Präsidenten. Vor der Amtseinführung des Donald Trump erklärte man den Amtsinhaber zum "unsichtbaren Geist", der Machtwechsel sei "business as usual". Die Demokratie in den USA wurde so schwach dargestellt, dass es logisch erschien, wenn niemand einen Sturm auf das Parlament plante, keine Krawalle im Namen der demokratischen Mehrheit ausbrachen und selbst Demonstrationen gegen die Machtübernahme durch den Staatsfeind ausblieben.
Normalisierung des Bösen
Eine Normalisierung des Bösen, wie sie noch vor einem halben Jahr unvorstellbar gewesen wäre. Donald Trump war der Hetzer, das personifizierte Unheil. Zwar schon sichtlich müde und ein wenig verängstigt, kämpfte die deutsche Presse doch noch einmal ihren alten Kampf, um den amerikanischen Wähler vor falschen Entscheidungen zu bewahren. Enttäuscht wurde hingenommen, dass in dessen Heimat selbst Versuche unterblieben, vor Gericht gegen das Wahlergebnis vorzugehen. Nicht einmal der verpasste Versuch, die republikanische Partei vor der Wahl zu verbieten, wurde beklagt.
Wie die Medien in den USA beerdigten auch Spiegel, SZ, Taz und ARD wie ZDF Kamala Harris schneller als es die strengsten religiösen Vorschriften verlangt hätten. Keine 24 Stunden nach ihrer Niederlage war die "Erlöserin" (Stern, SZ) aussortiert und vergessen. Die Frau, von der garantiert gewesen war, dass sie Donald Trump mit jugendlichem Elan und einer Wundertüte voller Heilsversprechen schlagen würde, verschwand so schnell wie sie gekommen und zum Liebling aller Trump-Feinde geworden war.
Der Minister war nie Stabsoffizier
Deutschland jammert über hohe Preise, über die hohen Subventionen, mit denen die US Investoren lockt und über die europäische Uneinigkeit, an der auch die Ampel selbst schuld war, weil sie zwar viele Entscheidungen zum Nachtei, Deutschland mitgetragen hat, aber immer noch nicht genug. Der bevorstehende Machtwechsel im Weißen Haus wird mit einem kollektive resignierenden Achselzucken hingenommen.
Nicht einmal in Berlin sind Menschen gegen Donald Trumps und seine Liste von Horrorfiguren im Kabinett auf die Straße gegangen. Dabei handelt es sich um eine Liste voller skandalöser Überraschungen, so etwa einen Verteidigungsminister, der nie Stabsoffizier oder wenigstens nur, wie sein deutscher Kollege, ein kleiner Gefreiter geworden ist.
Die Warnungen, Trump sei ein Faschist, die die letzten Tage vor der Wahl im vergangenen Jahr bestimmt hatten, sind verstummt. Seit einer letzten Warnung in der Wochenschrift "Zeit" ist ohnehin kaum mehr jemand kein Faschist. Hoffnungen, Trump könnte sich nach der Lektüre von Spiegel, Stern oder FAZ in sich gehen, sich besinnen und darauf verzichten, die US-Demokratie in den Abgrund zu stoßen, scheinen verpufft.
Selbst Joe Biden, der Trump lange hatte hinter Gittern sehen wollen, hat seinen Nachfolger am lodernden Kamin empfangen. Oaf Schitz hat mit ihm telefoniert. Ursula von der Leyen ebenso. Vermutlich würde die ARD inzwischen ein Interviewangebot von Trump nicht mehr rundheraus ablehnen, obwohl die Schutzpflichten aus den Staatsverträgen den Gemeinsinnfunk verpflichten, fragwürdige Inhalten keine Plattform zu geben.
"Der "ruchlose Wahlkämpfer"
Der "ruchlose Wahlkämpfer" (FR) triumphiert mit Chuzpe über seine stets anständig gebliebenen Gegner, die seine Sympathien für den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seine Ankündigungen, Frieden schaffen zu wollen, lange als Versuch enttarnt hatten,mit einer Mannschaft aus bösartigen Verschwörungsfantasten, renitenten Wahlleugnern und zwielichtigen Extremen die Axt an die Grundlagen der westlichen Wertegemeinschaft legen zu wollen.
Damit ist es vorbei. Nach der ersten Wahl des "Milliardärs" (Spiegel) hatte der Historiker Timothy Snyder in seinem Buch "Über Tyrannei" strikt empfohlen, keinen vorauseilenden Gehorsam zu leisten. Acht Jahre später macht die
deutsche Zeitungslandschaft es der amerikanischen Zivilgesellschaft nach: Man tut das Gegenteil, man kriecht im Staub vor dem Mann, den als "korrupten Autokraten" zu bezeichnen gerade noch als Pflichtübung gegolten hatte.
Trump genießt es. Schon vor seiner Amtseinführung war er aufgetreten wie der Herrscher der Welt, selbst das bisschen Kritik, das in Deutschland noch laut wurde, vermochte ihn offenbar kein bisschen zu irritieren.
Abgelegte Verlobte
Er trennte sich von verdienten Behördenchefs, er äußerte Drohungen gegen Mexiko, Kanada, Europa und den Iran, er begnadigte zwar nicht wie sein Vorgänger den eigenen Sohn, überließ dem vorbestraften Schwiegervater seiner Tochter und der von ausgewiesenen Frauenfeinden als "abgelegte Verlobte seines Sohnes" (FR) bezeichneten Kimberly Guilfoyle die Botschafterposten in Paris und Athen.
Trotzdem protestierte selbst in Deutschland kaum jemand, den eigentlich bei jeder Trump-Entscheidung der ersten Amtszeit üblichen öffentlichen Aufschrei über das nahende Ende der Welt gab es nie.
Begründet wurde das, wenn überhaupt, oft damit, dass rund 77 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner für Trump gestimmt hätten und selbst deutsche Medienhäuser, die neben einer höher entwickelten Moral auch über einen weit besseren Überblick über die Notwendigkeiten in der weltpolitischen Entwicklung verfügen, das zu respektieren hätten. Doch dabei zählen die rund 250 Millionen Frauen und Männer, die aus Protest gegen Trump zuhause blieben oder gar entschieden für Kamala Harris votierten, überhaupt nicht mehr. Auch die übergroße Mehrheit der Deutschen, drei von vier Menschen hierzulande hätten Kamala Harris gewählt, fiel der Nichtbeachtung zum Opfer.
Angst vor dem Untergang
Es
sind geschäftliche Interessen, die hier Regie führen. In den USA waren
die Einschaltquoten der liberalen Sender CNN und MSNBC nach der Wahl ins
Bodenlose gestürzt. Deutsche Premiumblätter wie der "Spiegel", Focus,
die Südedeutsche, Taz und "Merkur" fürchten, es könne ihnne ohne eine
sanfte Kurskorrektur ebenso gehen. Zwar gehören nahezu alle betroffenen
Medienhäuser zu denImperien privater Milliardäre oder aber der deutschen
Sozialdemokratie. Doch im Gegensatz zu ARD und ZDF können die Blätter
nicht mit sicheren zehn Milliarden Euro rechnen, die leistungslos
eingehen, ganz egal, was gesendet wird.
Ökonomisch ist der Wunsch
nachvollziehbar, die Augen vor dem drohenden Desaster zu verschließen,
sich der kollektiven Resignation hinzugeben und auf die Jahre nach
Trumps Abgang 2029 zu hoffen. Dann wird die EU klimanachhaltig umgebaut
sein und kurz vor dem Verbrennerverbot stehen, Deutschland hat seine
angestrebte Sprungdigitalisierung hinter sich und ebenso den Ausstieg
aus Kohle und Erdgas. Trumps Nachfolger wird dann, so die Hoffnung, kaum
ein anderer Ausweg blieben als sich in der EU und in Deutschland
anzuschauen, wie ein klimagerechter Übergang vollzogen werden kann, mit
Klimageldversprechen, um die breite Masse ruhig zu halten.
Überwintern bis zum Nachfolger
Überwintern,
ohne sich Strafen einzuhandeln. Wie die Medien hält es auch die
deutsche Politik. Dass Trump erst Wochen nach seiner Wahl Zeit fand, mit dem deutschen Kanzler zu telefonieren, zeigte,
wie schwer es für die deutschen Spitzenpolitiker von Habeck bis Merz
werden wird, auch nur die Gelegenheit zu bekommen, zu Kniefall und
Ringkuss zu Trumps Anwesen in Mar-a-Lago
pilgern zu dürfen. Zwar haben die meisten deutschen Politiker ihre
Verachtung für Trump, den sie mit Hitler verglichen, einen
"Hassprediger" nannten und als "Wahnsinnigen" abtaten, inzwischen
vergessen.
Doch vielen Medienschaffenden, die aus ihrem Hass auf
den Seiteneuinsteiger mit dendisruptiven Methoden nie einen Hehl
machten, fällkt es schwer, sich ebenso gelenkig ins neue Spiel zu
integrieren. Für sie gibt es keinen Neustart einer Beziehung zu jemande,
dessen ganzes Denken, dessen Glauben und Handeln sie ablehnen. Sie
belassen es dabei, nicht mehr jeden Tag über echte und vermeintliche
Verfehlungen und Straftaten des Präsidenten zu berichten. Keine
Titelbilder mehr, auf denen er die Erde verschlingt. Keine
Beschimpfungen für die, die Trumps Vorgehen so unsympathisch nicht
finden. Keine Warnungen mehr vor dem "Trumpismus", der ganz Amerika für
immer zerstören werde.
Alle wollen seine Freunde sein
"In
meiner ersten Amtszeit wollten mich alle bekämpfen", hat Trump selbst
bemerkt, "dieses Mal wollen alle meine Freunde sein."Geschichte schreibt
der Sieger, immer noch. Alle Helden, die vor Trumps Wiederwahl mutig
gegen den Außenseiterkandidaten gekämoft hatten, sitzen nun daheim, sie
lecken ihre Wunden und suchen mit einem Augen schon nach dem Retter, der
nach dem Zeitalter des Zerstörers kommen und den Wiederaufbau der
alten, gewohnten welt einleiten wird.