Dienstag, 22. April 2025

Elitenwechsel: Die Austauschschüler

Wie hier im Vatikan ist auch auf der Weltbühne gerade ein großes Kommen und Gehen.

Der Papst ist tot, Klaus Schwab hat beim World Economic Forum mit sofortiger Wirkung gekündigt. Noch ein paar Tage nur, dann müssen auch Olaf Scholz und Robert Habeck Platz machen. Und um die Nachfolge des erfolgreichen Bundespräsidenten Walter Steinmeier, über die in zwei Jahren entscheiden werden muss, gibt es heute schon Gerangel.  

Nur zwei

Eine Frau soll es machen, rufen die, die am überkommenden Konzept von den angeblich nur zwei existierenden Geschlechtern festhalten. Als Papst komme am ehesten ein Kirchenfürst aus Afrika infrage. 

Kanzler wird mit Friedrich Merz ein Mann, der frisch aus der Opposition kommt und noch nie eine Verwaltung geleitet hat. Das Wirtschaftsministerium würde ein studierter Soziologe besetzen, er folgt auf einen Germanisten und Philosophen, der so vieles richtig gemacht hat, dass seine Nachfolger beschlossen haben, seine Ideen endlich umzusetzen.

Die Welt steht vor dem Wandel, ein Elitenwechsel steht an. Namen werden noch nicht gehandelt, aber die Marschrichtung ist klar. Beim WEF übernimmt kommissarisch Peter Brabeck-Letmathe, ein früherer Nestlè-Chef, der seinen ökonomischen Sachverstand zuletzt mit einer Investition in eine Kaviarfarm unter Beweis stellte. 

Brabeck-Letmathe ist acht Jahre jünger als der 88-jährige Schwab, doch nicht nur wegen der beim letzten Treffen der konkurrieren Sicherheitskonferenz in München offenbar gewordenen Spaltung des Westens braucht die geheime Weltregierung für den geplanten "Great Reset" frisches Blut.

Keine Sanierung

Nicht anders sieht es im Vatikan aus, den der verschiedene Papst Franziskus renoviert, aber nicht grundlegend saniert hat. Zugeständnissen an den Zeitgeist, wie er sie in seiner Enzyklika "Laudato si" formulierte, als er der Welt mit dem Satz "Es gibt keine Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie" den richtigen Weg wies, widersprach Franziskus selbst häufig. 

Der "mutige Erneuerer" (Bayrischer Rundfunk) warnte seine Bischöfe vor "Schwuchtelei" und er nannte Homosexuelle behandlungsbedürftig, um konservative Kreise bei der Stange zu halten. Und nahm alles zurück, um sein progressives Image zu polieren. Die päpstliche Unfehlbarkeit war diesem Amtsinhaber weniger wichtig als eine gute Presse. 

Der Volkspapst

Der "Volkspapst", als der sich Jorge Mario Bergoglio gern feiern ließ, scheiterte bei der Aufklärung der Verbrechen seiner Kirche an Hunderttausenden Kindern, bereute das aber immer wieder gern. Er entschuldigte sich demonstrativ für den Kolonialismus, verschwieg aber wohlweislich die zentrale Rolle, die der institutionalisierte Katholizismus mit seiner Wahnvorstellung von einer unerlässlicher Missionierung zu gottgewollten Rettung ungetaufter Seelen dabei spielte. 

Ausweichen, abwiegeln, ablenken. Auf der großen Klaviatur der Kompromisse spielte Franziskus das hohe C. Kostümiert als großer Mahner für Frieden und Versöhnung forderte er die Ukraine auf, die weiße Fahne zu hissen. Der "Meister der Gesten" zeigte sich als Zweifler und Grübler (Die Zeit), hielt aber trotzig am reaktionären katholischen Geschlechterbild fest, das Frauen vom Priesteramt ausschließt. 

Ein Reaktionär auch in der modernen Geschlechterfrage: Geschlechtsangleichende Operationen seien wie die gesamte "Gender-Theorie" "ernsthafte Verstöße gegen die von Gott gegebene Würde des Menschen" ließ Gottes Stellvertreter auf Erden verkünden. Ein Mensch, der "über sich selbst verfügen" wolle, falle der uralten Versuchung anheim, "sich selbst zu Gott zu machen". 

Wiederauferstehung

Franziskus sammelte Freunde, mehr noch als der berühmte Benedikt, den die junge Generation mit "Benedetto"-Gesängen gefeiert hatte. Politiker aller Farben, getauft und ungetauft, machten ihm die Aufwartung, um sich mit Kalendersprüchen speisen zu lassen. 

Olaf Scholz führte mit dem Argentinier ein "wichtiges Gespräch in schwierigen Zeiten" und US-Vizepräsident J.D. Vance machte ihm nur wenige Stunden vor seinem Tod die Aufwartung. Einzig Annalena Baerbock wagte es überhaupt, das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholik*innen an seine Verantwortung zu erinnern.  

Dank für seine Positionen

Baerbock war nun aber auch unter den ersten, die dem Verstorbenen "für seine Positionen in sozialen und kirchlichen Debatten" dankte. Wie von Geisterhand war der Tote im Moment seines Ablebens nicht mehr der erzkonservative CEO des ältesten, größten und reichsten Unternehmens der Welt, sondern der unerschrockene Kämpfer für "eine arme Kirche für die Armen". Er werde fehlen, hieß es, er sei überdies unersetzlich.

Einen adäquaten Nachfolger zu finden, wird schwer. Klaus Schwab steht wohl entgegen anderslautender Gerüchte nicht zur Verfügung, obwohl der Vatikan mit Deutschen gute Erfahrungen gemacht hat. 

Annalena Baerbock steht bei der Uno im Wort, Olaf Scholz hätte zwar Zeit und wäre als evangelisch getauft Konfessionsloser eine ökumenische Wahl, die erstmals nicht mehr nur Christen, sondern in Ansätzen auch Atheisten repräsentieren könnte. 

Anstehender Elitenwechsel

Ohnehin trifft der erforderliche Elitenwechsel auch in Deutschland auf eine ausgedünnte Personaldecke.  Viele wollen, aber wer kann? Fehlende Erfahrung in der Regierungsführung galt eben noch als Ausschlusskriterium für höhere Ämter. Selbst wenn der Heilige Stuhl derzeit noch nicht zwingend paritätisch besetzt werden muss, wird es kompliziert werden, überhaupt einen Kandidaten zu finden, der bei Christen und Nichtchristen allgemein Akzeptanz findet. 

Der Neue darf nicht erzkatholisch sein, aber auch kein reiner Popstar. Er muss Brücken bauen, aber auch deutlich Stellung beziehen. Schon wieder einen Südamerikaner zu nehmen, verbietet sich.

 Ein Italiener wie es lange üblich war - geht nicht. Ein Europäer aber darf es nach 35 Jahren unter einem Polen und einem Deutschen auch nicht sein. Asien oder Afrika, das ist die Frage. Zwei Kontinente mit wachsendem Glauben, die jubeln würden, dürfte einer ihrer Kardinäle nach Rom ziehen.

Abstammung und Geschlecht

Wie weit der Weg bis dahin noch ist, das zeigt sich im seit Wochen andauernden Gerangel um die Posten im künftigen Merz-Kabinett. Auch da geht es zuvörderst um Abstammung und Geschlecht, um Parteibuch und Prestige, auch da wird gehandelt und gepokert - neuerdings unter Einbeziehung des erst in zwei Jahren vakant werdende Amt des Bundespräsidenten. 

Als sei Walter Steinmeier schon nicht mehr da, werden die ersten Steine aufs Feld gesetzt: Immer Männer, einmal sogar ein Ostdeutscher. Konsens besteht darüber, dass es nun eine Frau sein muss - als hätte es nicht eben noch hunderte weiterer Geschlechter gegeben, die durchweg alle noch nie berücksichtigt wurden.

Bei den Ministerposten sieht es nicht besser aus. Nach Parteibuch ist alles aufgeteilt, wegen der gerechteren Vergabe nach Wahlergebnis wird sogar eigens ein 18. Ministerium neu gegründet. 

Die Diskussion darüber aber, wie viele Frauen, wie viele Queerpersonen, wie viele Ostdeutsche und wie viel ostdeutsche Frauen einen Sitz am Kabinettstisch abbekommen, ist nach einer kurzen Aufwallung bereits wieder verstummt. Um diese Frage ist es jetzt so still wie um die, welche Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen welchen Anwärter für welches Amt qualifizieren.

1 Kommentar:

  1. Peter Brabeck-Letmathe hat lausige 30 Mio mit Kaviar in den Sand gesetzt? So ein Hinterhofgauner soll beim Weltökonomieforum, wo man für weniger als eine Milliardenabzocke morgens nicht die Socken anzieht, was reißen?

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