Freitag, 28. März 2025

Wehrkraft-Wörterbuch: Verbalbomben für den Meinungskrieg

In welchem Europa willst Du morgen aufwachen
Jeder Bürger hat die Wahl, in welchem Europa er morgen erwachen möchte.
 

Es fällt vielen Menschen immer schwerer, auf der Höhe der bewegten Zeit zu bleiben. Gewissheiten schwinden. Fronten verschwimmen. Die Mitte paktiert mit der moskautreuen Linken, um Friedensforderungen aus Amerika standzuhalten, dessen Präsident mit der deutschen Rechten unter einer Decke steckt. Die regieren mittlerweile auch in Belgien, in Brüssel aber ist eine Christdemokratin aus der AG Sozialdemokraten in der Union am Ruder, die sich kurz vorm Wetterwechsel noch schnell in eine neue Amtszeit gerettet hat.  

Neue Begriffe für alte Umstände machen die Runde. Frieden ist eine Bedrohung. Krieg eine Zukunftsperspektive. Geld ist keins da, aber für Waffen reicht es. Was versprochen wurde, wird gebrochen, der Fachbegriff ist "Kompromiss". Das Klimageld ist nicht weg, es hat nur ein anderer. Aus der GroKo wurde die Ampel, die als rot-grüne Fußgängerampel weiteramtiert, künftig aber als Schuko regieren will, formell dann ohne die Grünen.

Sich zurechtzufinden, ist schwer geworden. Die Vielzahl neuer Begriffe und neuer Bedeutungen, die altbekannte annehmen, verwirrt und verunsichert.  Doch Bundesworthülsenfabrik (BWHF) hat deshalb einen Glossar erstellt, der die aktuell richtigen Begriffen für die richtigen Anwendungsfälle aufführt. Die zutreffenden Beschreibungen und zulässigen Wort seien am besten auswendig zulernen, empfiehlt die untere Bundesoberbehörde, die auf das Internet verweis, wo stündlich neuproduzierte sogenannte Neozoten aus den Begriffsschmieden in leichter Sprache vorgestellt werden. 

Die wichtigsten Verbalbomben für den Meinungskrieg hat die BWHF nachfolgend zusammengestellt.  Rainald Schawidow, Chef der BWHF in Berlin und Autor der erfolgreichen Bücher "Wörterbuch des Unmenschen" und der "Übersetzungshilfe Krisisch - Deutsch" arbeitet derzeit an einem neuen Sammelband, der ein "aktuelles Lexikon der Leitsprache unserer Demokratie" werden soll, wie er vorab erklärt hat.

Sondervermögen - im alten Duden als "Schulden" bezeichnet, von früheren Kaufmannsgenerationen auch "Soll" genannt. Sondervermögen bezeichnen Verbindlichkeiten außerhalb des Haushaltes, die durch den neuen Begriff mental als Guthaben betrachtet werden können. Im Alltag entspricht ein Sondervermögen einer offenen Rechnung beispielsweise in einer Kneipe oder bei einem Urlaubsanbieter. Die legendäre Schuldenbremse bleibt dadurch fest angezogen, zugleich kann Geld nahezu unbegrenzt ausgegeben werden, ohne deshalb anschließend nicht mehr da zu sein.

Putinversteher - früher verwendeten  deutsche Medien den Begriff "Russenfreunde", später auch die grobe Formulierung "Sowjetknechte". Politisch heikel, denn die Lenins, Stalins und Putins gehen, das russische Volk aber bleibt vermutlich auch diesmal. Um die anvisierte Tätergruppe, deren gemeinsames Merkmal die Herkunft aus dem Osten ist, als überaus verachtenswert zu kennzeichnen, entstand der  neue Begriff. Er hat auch das deftige "Scheissrussen", das zuweilen als beleidigend empfunden worden war, in der deutschen Mediensprache komplett und rückstandslos ersetzt und hilft damit, Vorverurteilungen vermeiden helfen. 

Wehrkraftertüchtigung - nach dem Versuch, mit der Bezeichnung "kriegstüchtig" Sympathiepunkte für mehr Wehrwillen und Opferbereitschaft in der Öffentlichkeitsarbeit zu sammeln, musste schnell umgeschaltet werden. Die Zeit war noch nicht reif, gerade viele "junge Männer"®© meldeten sich nicht etwa bei den letzten Kreiswehrersatzämtern, sondern bei Gemeinsinnsendern, um dort als wehrunwillige Friedensaktivisten aufzutreten. Die neuen Spezialvokabel soll motivierend  wirken und durch den Wortstamm "Wehr" an alte Zeiten erinnern, als die Mädchen noch fernster und die Türen öffneten, wenn Soldaten vorbeimarschierten.

Blitzkrieg - an Panzern, Drohnen, Geschützen und Raketen fehlt es, vor allem aber an Menschenmaterial. Schon warnen Wehrexpert*innen, dass das nach Eintreffen der ersten 3.000 neuen Panzer das Bedienpersonal bei der Bundesweh knapp werden könnte. Dem Fachkräftemangel will das Heer mit schnellaufgebildeten sogenannten "Blitzkriegern" entgegentreten  Wie "Wehrwilligkeit" und "Wehrkraft" spielt das Wort mit familiär oft über Generationen weitergegeben Geschichten von Opa und Uropa. Der lange gepflegte stark pejorative Anklang als zentrales Merkmal der in Deutschland pflichtschuldigen Erinnerungsübung hat sich noch nicht völlig verloren, ist aber wie geplant auf dem Rückzug.

Nachrüstung - ersetzt das verschlissene "Aufrüstung" aus der Giftküche der früheren Friedensbewegung, die inzwischen als Versammlung von "Putinfreunden" jede moralische Legitimation verloren hat. Nachrüstung impliziert einen Zugzwang, Angela Merkel hätte eine "Alternativlosigkeit" angeführt. Nach Angaben der BWHF soll der Begriff an die 80er Jahre erinnern, als Helmut Schmidt seine SPD in die finale Phase des Rüstungswahnsinns des kalten Krieges führte. Die deutschen Sozialdemokraten versagten ihm den Gehorsam, der Kanzler stürzte, doch ihm nach fielen die Staaten des Warschauer Paktes. 

Kriegstüchtigkeit - von Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022 selbst verkündete geistig-moralische Wende 2.0. Seitdem Grundpfeiler der deutschen Entsagungsbemühungen im Ringen mit den "Beschwernissen" (Steinmeier) der Gegenwart. Wird von der selbsternannten "Gesellschaft für deutsche Sprache" Ende des Jahres zum Wort des Jahres 2025 gekürt werden.  Medial aber funktioniert der Begriff bereits reibungslos. Die Bevölkerung steubt sich noch.

Bundespflichtdienst - ein Fantasiebegriff, den die BWHF-Worthülsendreher aus dem "Bund" für "Bündnis" (gemeint ist hier die Nato), dem alten deutschen "Pflicht" für wollen müssen und dem Wort "Dienst", abgeleitet von der Bezeichnung eines Mitglieds des Hausgesindes (veraltet: Domestike) zusammengeschraubt haben. Entstammt dem althochdeutschen Verb phlegan für Aufsicht führen, leiten; ausüben, betreiben und spielt mit der Möglichkeit, der "unserer Demokratie" etwas zurückzugeben. Der Bundespflichtdienst ist kein Wehrdienst, er beschreibt vielmehr eine Breitbandanwendung, die sich auf alle denkbaren Möglichkeiten des Domestikendaseins.

Festung Europa - Ersatz für "Schengen-Raum", der allerdings als Vertragswerk theoretisch erhalten bleibt. Das früher ausschließlich abwertend genutzte Fantasiewort, ein Favorit von Reichsbürgern, Rechten und Identitären, hat wegen der Angriffe aus Amerika auch seinen Niederschlag in den bisher vorliegenden Koalitionspapieren der kommenden SchuKo gefunden. Dort wird es in der Übersetzung als "souveränes Europa" verwendet. Nicht im Duden vermerkt, weil nur als Wortgruppe verfügbar. 

4 Kommentare:

  1. Ich nehm dann mal den Panzer, nicht das Unkraut.

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  2. OT
    <<< Neuronen im Hirn verbunden im letzten Jahr >>>
    War tagsüber auswärts, und was muss ich auf meiner zweitliebsten Internetseite lesen?
    Das Grauen, das Grauen ...

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  3. <<< Deutschland als Schauplatz importierter Konflikte aus aller Welt
    Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sonderte die üblichen Phrasen ab >>>

    Als ob "Kurschatten" bzw. "Dschuwotsch" nicht auch dauernd "die üblichen Phrasen absondern". Lächerhaft.

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  4. <<< Neuronen im Hirn verbunden im letzten Jahr >>>

    Weil Männer pauschal keine Therapie machen, gibt es Krieg!

    Ein Prachtexemplar von Tagesschauguckerin.

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