Mittwoch, 18. Dezember 2024

Vergiftetes Angebot: Kein Duell am Katzentisch

Der Verdacht stand schon länger im Raum. Russland würde sich eine Bundestagswahl, bei der russlandfreundliche Parteien erfolgreich sind, nicht bieten lassen. Die Beispiele Georgien und Rumänien haben gezeigt, wie der Kreml hineinregiert in Staaten, die ihren eigenen Weg gehen wollen. Dann wird hineinregiert, wird TikTok benutzt und es werden Trollarmeen auf X in Marsch gesetzt.

Neu aber: In Deutschland geraten öffentlich-rechtliche Gemeinsinnsender und die Stationen der privatkapitalistischen Medienheuschrecken unter Verdacht, mindestens ebenso an den Grundlagen der demokratischen Grundordnung zu sägen. 

Indiz eins: Ungeachtet der hohen Beliebtheit des grünen Kandidaten Robert Habeck, der seine Konkurrenten von rechts teilweise weit hinter sich lässt, bestimmte die ARD, dass nur Olaf Scholz und Friedrich Merz in ihrer Wahlarena gegen einander antreten dürfen, um erneut Argumente für ein entschiedenes Weiterso auszutauschen. Indiz zwei: Beide sollen gleich mehrfach vorgeführt werden, offenbar gleich bei mehreren Sendern an zwei Sonntagen im Februar.

Die meisten werden aussortiert


Nicht berücksichtigt werden sollen hingegen die übrigen Kandidierenden: Nicht Alice Weidel von der AfD, nicht Robert Habeck von den Grünen, nicht Sahra Wagenknecht vom BSW, nicht Christian Lindner (FDP), nicht Markus Söder von der CSU, nicht Jan van Aken und Heidi Reichinnek von der Linken oder Gabi Fechtner von der MLPD.   Ebenso außen vor bleibt den Senderplanungen zufolge Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, Maral Koohestanian von Volt und Jürgen Todenhöfer vom "Team Todenhöfer", der ersten aller Teamparteien.

Robert Habeck etwa sollte sich mit einem "Duell" abfinden lassen, das ihn gezwungen hätte, der in den Teilen gesichert rechtsextremen Kanzleramtsanwärterin der AfD eine Plattform zu bieten. Habeck gegen Weidel, eine Konstellation, die nach Angaben von Irene Mihalic, der Ersten Parlamentarischen Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, geeignet gewesen wäre, den "bisher offenen Wahlkampf" durch "politische Fakten" zu entscheiden, "die an der Realität vollkommen vorbeigehen". 

Angst vor der schlechten Figur


Ein Satz wie Donnergrollen, der früh klarmachte: Wer wie Robert Habeck "nach den gemeinsamen Regeln unserer liberalen Demokratie" (Habeck) spielt, kann sich auf ein solches vergiftetes Angebot nicht einlassen. Zu groß die Demütigung, nur am Katzentisch der von der ARD aussortierten Parteien palavern zu dürfen. Und zu groß die Gefahr, in der Diskussion mit der extremen Kandidatin vom anderen Ende des politischen Spektrums eine schlechte Figur zu machen. 

Habecks Team habe der ARD mitgeteilt, "dass wir eine Einladung nicht akzeptieren werden", sagte ein Sprecher der grünen Wahlkampagne dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Umfragewerte Habeck seien so gut, dass niemand voraussagen könne, wie das Ergebnis am Wahltag aussehen werde, weil auch die SPD vor der Wahl 2021  in den Umfragen ähnlich weit zurückgelegen habe. 

Es sei nun an der ARD, die Bedingungen für eine Aufholjagd des Kandidaten der Partei zu schaffen, die derzeit in den meisten Umfragen nur auf dem undankbaren Platz 4 rangiere, den vor drei Jahren die FDP einnahm.

Noch vor der Einladung abgelehnt


Die wurde seinerzeit zu keinem Kanzler-Triell geladen, konnte damit keine angekündigte Einladung zu einer Teilnahme demonstrativ absagen und blieb am Wahltag entsprechend wirklich auf Platz 4 hängen. Eine Warnung für Habeck, der mit seinem algorithmusgestützten #TeamHabeck bisher die erfolgreichste Kampagne aller Wahlkämpfer führt. 

Im Moment liegt Habeck nur noch sechs Punkte hinter AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel, von Olaf Scholz trennen ihn sogar nur noch vier Prozent der Stimmen und von Friedrich Merz 17. Kaum ein anderer Kandidat hätte mehr Anspruch darauf, in der ersten Reihe zu debattieren, kein anderer hätte deshalb mehr Grund, eine Zurückstufung in die "Ameisen-Runde" (AfD) rundheraus abzulehnen. 

Es ist nun an der ARD, den angerichteten Schaden für die Demokratie zu reparieren und Robert Habeck ein Angebot zu machen, das den Stellenwert des grünen Kandidaten für die Zukunft des Landes und das Überleben der Menschheit richtig gewichtet. 

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