Für fast drei Monate setzte das Geheimplan-Team - hier in den blauen Anzüge der Entscheider - das Thema das Jahres. Nach der letzten Protestdemo begann die Debatte um mehr Rückführungen und weniger Migration. |
Auch andere haben schon riesige Verschwörungen enthüllt, die Angriffe von mächtigen Interessengruppen auf die demokratische Gesellschaft ausrecherchiert und der Öffentlichkeit präsentiert oder Umtrieben von Stellen, die unter der öffentlichen Aufmerksamkeit dahinschleichen, die Maske vom Gesicht gerissen.
Erschütterndes Ausmaß
Doch weder die beiden Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein von der Washington Post noch Edward mit seinen Enthüllungen über das erschütternde Ausmaß amerikanische Spionageaktivitäten bis ins Heiligste von engverbündeten Staaten oder Rudolf Augsteins Geschichte über die nur "Bedingt abwehrbereite" Bundeswehr hatten gesellschaftlich eine ähnliche Sprengkraft wie das, was sie Mitglieder des Internetportals "Correctiv" Anfang des Jahres ausdachten,
Eine Sitzung mehrerer öffentlich weitgehend unbekannter älterer Damen und Herren. Ein Vortrag eines Ausländers, der über deutsche Werte und deutsche Grenzen schwadroniert. Und eine Aufregung, die zu den größten Demonstrationen führte, die Bundesdeutschland jemals gesehen hat. Das "Geheimtreffen" in Potsdam, so geheim, dass schriftlich eingeladen worden war, versprach mehrere Tage lang, den Rechtsrutsch in Deutschland zu beenden. Wir waren mehr, behaupteten alle.
Umbenennung in Rostock
Als Schlusspunkt wurde das Abschiebeabteilung Remigration im Rostocker Rathaus umbenannt. Ein Einreiseverbot wurde vorübergehend zurückgenommen. "Remigration" durch "Rückführungen" ersetzt. Und schon zu Ostern war der Aufstand der Anständigen beendet. Alle wollten nun "konsequenter abschieben", jeder mühte sich, schärfere Regeln zu fordern und die eben noch gefeierte gemeinsame EU-Migrationslösung grundlegend infrage zu stellen.
Gar kein Geheimplan gegen Deutschland: Nach sieben Zehn-Punkte-Plänen der EU, um "den hohen Zustrom von Migranten zu bewältigen", forderte EU-Chefin Ursula von der Leyen Abschiebezentren außerhalb der EU, ein Modell, das die "italienische Post-Faschistin" (Bild) Giorgia Meloni bis dahin im Alleingang vorangetrieben hatte. Das Thema Asyl war damit durchgespielt.
Jahrestag im Januar
Die aufwendige "Geheimplan"-Recherche der Correctiv-Reporter war letztlich folgenlos verpufft. Ein Sturm im Ansturmglas, an den sich schon zum Jahrestag im Januar niemand mehr erinnert hätte, wäre nicht angekündigt worden, mit der "Initialzündung einer bislang einzigartigen Protestwelle in Deutschland" (Medium-Magazin) rund um die Tage der Erinnerung auf Deutschland-Tour zu gehen.
Jetzt, wo führende Kanzlerkandidaten vielleicht nicht gleich "25 Millionen Asylbewerber*innen, Ausländer*innen mit Bleiberecht und deutschen Staatsbürger*innen mit Migrationsgeschichte" deportieren lassen wollen, aber doch alle Syrer, die nicht "gut integriert sind" (Olaf Scholz) - was nicht weniger als einen völkisch-rassistischen Angriff auf das Grundgesetz darstellt - war es Zeit, ein neues Zeichen zu setzen.
Deshalb hat die - österreichische - Fachzeitschrift "Medium Magazin" nicht etwa entschieden, dem im letzten Jahr ausgezeichneten "Rechercheteam Rammstein" wegen zahlreicher verlorener Gerichtsverfahren in der Causa "Row Zero" die Auszeichnung als "Journalistinnen und Journalisten des Jahres" zu entziehen. Sondern mit dem "Geheimplan"-Team von Correctiv eine Truppe von ähnlichem Kaliber zu ehren. Eben erste hatte das Landgericht Berlin II Correctiv vorgeworfen, die "Geheimplan"-Erzählung erwecke einen "falschen Eindruck" zu Ausweisungsplänen gegen deutsche Staatsbürger.
Der Wannsee im Traum
Manchmal erscheint einem der - zehn Kilometer entfernte - Wannsee im Traum, manchmal Frau Merkel, manchmal gewinnen wie immer dieselben und immer verliert der Journalismus. Der "Medium"-Jury zufolge hat der "Geheimplan" "das Thema des Jahres" gesetzt, wenn aus realiter nur für 90 Tage. Im Angesicht der Umstände und der Geschwindigkeit, mit der andere staatsfeindliche Pläne vom Tisch verschwinden, ist das aller Ehren wert. Zumal das Geheimplan-Team auch gezeigt habe, wie eine "enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen - von klassischer Recherchearbeit über Faktencheck, Kommunikation und Rechtsberatung" - zu Ergebnissen führen könne, die erfolgreich einen Eindruck erweckt, es sei etwas behauptet worden, was nie behauptet wurde.
Die feierliche Preisverleihung wird pünktlich zum Jahrestag der letzten Geheimplan-Demonstrationen am 19. Mai im Berliner Hotel Oderberger in Berlin stattfinden, das beinahe 30 Kilometer vom Wannsee entfernt liegt..
Ein bedeutender Preis. Wie bedeutend?
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Verbreitete Auflage 19.350 Exemplare
'Verbreitete Auflage' heißt nicht verkaufte Auflage.
Zum Vergleich
Tichys Einblick
Verkaufte Auflage 21.148 Exemplare
Verbreitete Auflage 27.342 Exemplare
Dafür haben "Omas gegen Rechts" neue Mitgliederinnen bekommen. 😉
AntwortenLöschenweltbedeutsamst! es ist der einzige medium magazin preis (im original ungekoppelt!) auf dem ganzen globus. bei den omas: ich habe erst "obamas gegen rechts" gelesen, kein schwindel
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