Die Fettleber ist eine Zivilisationskrankheit, die durch Fasten geheilt werden kann. |
Andere bekommen ihre Fettleber nicht in den Griff, sie schnaufen an jeder Treppe, jammern bei jedem Versuch, einen Kasten Bier in den zweiten Stock zu tragen. Andreas Weniger kann da nur lachen: "Ich bin schon lange auf eine Welt ohne Wachstum eingestellt", versetzt der 47-Jährige auf Fragen nach seiner Lebensführung. Nicht mehr stopfen, nicht mehr in zimmerdeckenhohen Speisebergen schwelgen. Weniger ist mehr, aber "nur mehr als eine Maus", sagt er stolz.
Konsequentes Fasten
Seit der Sachse konsequent fastet, "Ramadan das ganze Jahr", scherzt er manchmal, wenn das Bauchgrimmen kommt. Aber was ihm der Hunger gebe, das sei es allemal wert. "Deutschland braucht ein anderes Wohlstandsdenken", sagt der ausgebildete Degrowth-Ökonom, der es vor zweieinhalb Jahren leid war, immer nur zu reden. "Ich wollte endlich einmal wirklich etwas tun", sagt er, "nicht immer nur Pläne schreiben, Vorträge halten und twittern, um für unsere Sache zu trommeln." Von einem Tag auf den anderen stellte Weniger sein ganzes Leben radikal um. Nicht von Fleisch auf Vegetarisch, nicht von laktosefrei auf vegan. "Ich bin quasi ganz ausgestiegen", beschreibt er.
Eine Rabiatdiät nach eigenem Plan, mit der Andreas Weniger die grüne Transformation "im Alltag umarmen" will. Zwar sei die deutsche Wirtschaft schon im vergangenen Jahr bereits um 0,2 Prozent geschrumpft, das sei gar nicht so schlecht angesichts der Tatsache, dass ja immer noch mehr Menschen nach Deutschland zögen, die die Lage hier als nicht so schlecht sehen wie viele Schonlängerhierlebende. "Aber da wird das aktuelle Wohlstandsmodell ohnehin weder mit der Brechstange retten noch einfrieren können, wird das nicht reichen." Statt über diese vermeintlich schlechte Nachricht zu jammern, habe er sich entschlossen, die kommenden Einschränkungen in allgemeiner Lebensqualität mit offenen Armen anzunehmen. "Wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst, kann auch nicht mehr jeder mit einem immer größeren Löffel in den Topf langen."
Enger Gürtel
Für Andreas Weniger ist ein enger geschnallter Gürtel aber eben keine Schreckensvorstellung mehr. "Wenn ich die Nachrichten höre, dann klingt es immer so, als ob eine Konjunkturflaute schlimmer sei als der drohende Untergang der Zivilisation." Wenn aber die Erde als besiedelbarer Platz für kommende Generationen erhalten werden solle, sei Wachstum keine dauerhafte Option. "Wohlstand, wie wir ihn bisher kannten, gibt der Natur den letzten Rest." Statt auf andere zu zeigen, habe er beschlossen, bei sich selbst anzufangen. "Tolstoi hat ja gesagt, dass jeder von uns die Welt ändern will, aber niemand sich selbst", sagt er, "ich habe mir in den Kopf gesetzt, das Gegenteil zu beweisen."
Für den gelernten Schreiner, der nach einem Arbeitsunfall frühverrentet ist, war es keine Option, darauf zu warten, dass die Gesellschaft sich schrittweise auf eine Welt ohne Wachstum einstellt. "In der Postwachstumsökonomie, wie ich sie mir vorstelle, fängt jeder bei sich an und gibt damit allen, die noch zögern, ein Beispiel." Forderungen nach Steuersenkungen für die Wirtschaft, um sie aus der Talsohle herauszuholen, lehnt Weniger ab. "Wir müssen uns gegen die Versuchung wehren, Unternehmen weiterhin für ihre ökologischen Sünden zu belohnen." Stattdessen sollten klare Ausstiegspläne mit strengen Vorgaben geschmiedet werden, die eine Verkleinerung des Industrie-, Verkehrs- und Verbrauchsbereichs planmäßig vorschreiben. "Strafbewehrt natürlich", mahnt Andreas Weniger an.
Weniger als die Hälfte
Eine wirklich sozial-ökologische Nachhaltigkeitstransformation kann aus seiner Sicht nur gelingen, wenn die notwendigen Maßnahmen in jeder Familie mit voller Überzeugung gelebt würden. "Das fängt beim Essen an", mahnt Weniger. Dabei zeige sein eigenes Beispiel, dass jeder mit weniger als der Hälfte dessen auskommen kann, was er in den Zeiten des Überflusses und vor dem Beginn der drohenden Klimakatastrophe konsumiert habe. "Ich komme heute mit vier Scheiben Brot, zwei Äpfeln, ein paar Kartoffeln und ein paar Bohnen aus." Als geradezu pervers empfinde er es, wenn ein bedeutsamer Anteil der Bevölkerung unmäßig mehr als den normalen Bedarf esse, um dann mit exorbitant teuren Medikamenten gegen Übergewicht vorzugehen. "Da müssen wir ran, da müssen wir umsteuern."
Wie einfach und wie schnelle erfolgreich das sein könne, zeige sein eigener Lebensweg. "Ich komme von 104 Kilogramm und bringe jetzt noch 68 Kilo auf die Waage." Sein Körpergefühl sei ein ganz anderes geworden, er fühle sich fitter, habe häufig luzide Träume und spüre kaum mehr den Drang, lange Wege zu gehen oder überflüssige Bewegungen zu vollführen.
Gradueller Rückbau
"Deshalb reicht es nicht aus, das Familienleben samt Ernährung und Mobilität einfach nur auf Erneuerbare umzustellen, es muss graduell zurückgebaut werden, um den Rest an Natur und Landschaften zu retten, der uns noch geblieben ist." Neben dem Individualverkehr, dem Güterverkehr, den häufig überheizten Häuser und der mechanisierten Landwirtschaft stehe auch die Digitalisierung im Fokus: "Wir kommen auch da nicht um einen Rückbau herum, wenn unser Lebensstil unabhängig von der Versorgung durch äußere Quellen werden soll."
Sparsames Essen ist der Schlüssel, wer weniger isst, habe auch mehr Zeit, "um sich um seine Selbstversorgung in Form von Reparatur, Instandhaltung, achtsame Verwendung und den Tausch von Dingen zur Gemeinschaftsnutzung zu kümmern." Das spart nicht nur Energie, Ressourcen und Abfall, sondern hat den indirekten Effekt, Verkehre weiter zu reduzieren.
Halbierter Verkehr
Eine Verdopplung der Nutzungsdauer halbiere den Güterverkehr, ein nur noch halb so oft genutzter Schuh, eine nur bei wenigen Gelegenheiten getragene Hose sei ein Weg dorthin. "Selbst wenn der zurückgehende Konsum gutbezahlte Jobs kostet, wird der Bedarf an Einkommen sinken, wenn weniger Waren angeboten werden." Damit muss auch weniger gearbeitet werden, es braucht keine Vollbeschäftigung mehr, neue Talente könnten sich frei und ungezwungen zeigen. "Fehlt es erst an Profis für bestimmte Tätigkeiten, schlägt die Stunde der Bastler und Hobbyspezialisten."
Eine neue Welt ist möglich, und sie wird schön werden, davon ist Andreas Weniger überzeugt. "Die Pointe besteht darin, dass Wachstum für ein gutes Leben nicht mehr notwendig sein wird." Wo kein gesellschaftlicher Reichtum mehr existiere, enden alle Verteilungskämpfe, es tritt Gerechtigkeit ein und Einkommensungleichheiten verschwinden.
"Endlich können wir dann Haushalte auf Energieeinsparpotenziale durchkämmen und mit dem Postwachstumsmanagement in den Nachbarschaften beginnen können." Er denke, dass eine neue Art von Subsistenzprojekten und Ressourcenzentren als Lernorte genutzt werden könnten, um den neuen Menschen Versorgungspraktiken erproben zu lassen, "die ihm zeigen, wie er gut mit weniger von allem auskommen kann."
Da bleiben auch mehr Portionen für die große grüne Steuerfrau der Transformation übrig.
AntwortenLöschenTip des Tages: Nicht auf die Vogelscheuche im Google-Doodle klicken.
Es ist genau das, wonach es aussieht. Zitat aus Wikipedia: 'trans', 'nonbinär', 'nonbinär'.
re:Anmerkung
AntwortenLöschen»Tatort«-Star über ihr Umweltengagement
»Ich glaube, ich habe ein Aktivistinnen-Gen«
Maria Furtwängler
Selbstverständlich hat sie kein Aktivistengen. Was sie ganz sicher hat, das verrate ich nicht.
Was für ein Prachtexemplar:
Beim Artenschutz sei sie „durch das Tal der Tränen gegangen, durch den Schmerz darüber, was wir verloren haben“, so Furtwängler. „Wenn ich heute einen Eisvogel oder einen Pirol sehe, falle ich schier in Ohnmacht vor Glück“.
https://madeinbocholt.de/schauspielerin-maria-furtwaengler-warnt-vor-artensterben/
Als anerkannter Weiber- und Genkundler sehe ich starke ausgeprägte Gene für Hysterie und Mitläufer:innenverhalten.
"spüre kaum mehr den Drang, lange Wege zu gehen oder überflüssige Bewegungen zu vollführen. " Das schaffe ich auch ohne eine Scheiß - Diät.
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