Donnerstag, 9. Mai 2024

Tag des Mannes: Himmelfahrt, das unsichtbare Denkmal

So schadet der Mann dem gesellschaftlichen Fortschritt: Junge, engagierte Frauen hatten hier am Brandenburger Tor ein Zeichen für den Klimawandel gesetzt. Ein sogenannter Arbeitsmann beseitigte es.

Die Stubenfliege hat ihn, das Radio, die Muttersprache, die junge Frau in der Wissenschaft, die Musik, nicht zuletzt auch Kunst, Buch, Urheberrecht und Jazz, vom Spinat, der Bundeswehr, der Umwelt, dem Friedens und dem deutschen Schlager abgesehen. Es gibt einem Trend zum Bemühen um öffentliche Wahrnehmung folgend inzwischen weit mehr "Tages des" als Tage im Jahr.  

Im Windschatten

Im Windschatten von erfolgreichen Werbeideen wie dem Frauentag oder dem Kindertag hat sich jede Lobbygruppe irgendwo ihren eigenen Gedenktag geschaffen. Es gibt den Internationalen Tag der Introvertierten", den Afrikatag und den Tag der Poesie am Arbeitsplatz, den Nationaltag der Apotheker:innen, den Popcorn-Tag und den Tag der Pinguine, den Tag des Schokoladenkuchens und den Welttag der Leprakranken.

Und das alles nur im Januar. Eine Enge und ein Gedränge im Kalender, dass sich auch den heutigen Tag wieder mehrere Anlässe teilen müssen. Zum "Tag der verlorenen Socke" kommt der "Tag des Buchstaben-Magneten". Weitgehend unbeachtet feiert Brüssel sich selbst zudem beim "Europe Day" genannten "Europatag der Europäischen Union".

Die fehlende Hälfte

Dadurch ist der Terminplan so voll, dass für die eine Hälfte der Menschheit, die den größten fossilen Fußabdruck hat und den meisten Schaden anrichtet, kein Platz mehr geblieben ist. Während der weibliche Teil der Primaten mit dem Internationalen Frauentag und dem Muttertag gleich zweimal Anspruch auf eine gebührende Würdigung der Leistung erhebt, in einem weiblichen Körper geboren worden zu sein, gehen die, die das Pech hatten, im falschen Körper geboren worden zu sein, leer aus.  

Der Mann ist kein keine Wassermelone, wie international am 3. August gefeiert wird. Er ist nicht immer ein Barfußgeher, dem die Menschheit am 1. Juni ihren Respekt erweist. Wäre er Veganer, könnte er sich am 1. November huldigen lassen, als Biene hätte er den 20. Mai und als Kellner den 21. Mai, dann ist "Waitstaff Day", im Deutschen noch als "Tag des Kellners" übersetzt, aber die Ampel-Koalition ist dabei, mit einem Gute-Gedenktagnamen-Gesetz die ausstehende Genderdiversifizierung noch in diesem Jahr verpflichtend zu machen, sobald der Verband der Deutschlehrenden (VdD) den Weg frei gemacht hat.

Selbstermächtigung der Männer

Bei allem ab er ist einer nicht gemeint. Dem Mann bleibt nur ein halblegaler Moment in Erinnerung an sich selbst, ein Tag, den er sich auf Männerweise erobert hat: Christi Himmelfahrt, für Kirchengläubige beinahe das, was das Fastenbrechenfest Id al-Fitr für gute Muslime darstellt, wurde von Männern gekapert und als "Männertag" mit einer Aufgabe aufgeladen, die allein der Anbetung von Bier, Bratwurst, Bollerwagen und Betrunkensein gilt.

Der gesellschaftlichen Nichtbeachtung, die der Mann sich durch seine fortwährenden Bemühungen um technischen Fortschritt, das Führen von Kriegen und den Wiederaufbau danach in Jahrtausenden verdient hat, setzt er als selbst Betroffener den Rückzug in die Kreise von Seinesgleichen entgegen. Wenn niemand ihn liebt, wenn die Moderne ihm die kalte Schulter der Verachtung wegen seiner fossilen Gewohnheiten und Leidenschaften zeigt, dann tut der Mann, was ein Mann tun muss: Als sei er einer aus einer marginalisierten Gruppe, ermächtigt er sich selbst und greift nach dem, was man ihm vorenthalten möchte. 

Vor der gesellschaftlichen Tür

Die Botschaft, die die wankenden und schwankenden Gestalten aussenden, sie ist klar. Auch der Mann bittet nicht mehr und er bettelt niemanden. Als seinem Nachwuchs damals mit dem "Girls-Day" der Stuhl vor die gemeinsame gesellschaftliche Tür gestellt wurde, war er noch zu verblüfft und geschockt, als dass er hätte auf den feindlichen Akt einem Geschlecht gegenüber hätte reagieren können, dass er sich auch nicht selbst ausgesucht. Aber es zerbrach etwas in ihm, das sich nicht mehr kleben ließ, als die Regierung verfügte, die Förderung aller Mädchen wegen deren systemischer Benachteiligung nun doch auszuweiten auf alle Jungen, die durchweg genauso heftig betroffen sind. 

Der Mann, so oft als Schädling bezeichnet, dessen puren Anwesenheit zerstörerisch wirkt, weil er von allem mehr braucht, schickt sich schuldbeladen in sein Schicksal. Als einzige gesellschaftliche Gruppe reklamiert er keinen Gedenktag für sich selbst, seine Gleichgesinnten und Artgenossen. Groß, schwer und meist bestimmend auftretend, ist er in eigener Sache ein bescheidener Nachbar, der nicht auf den Tisch haut, um für sich zu trommeln, sondern leise und bescheiden in der Nische feiert, die ihm bleibt.

2 Kommentare:

  1. Sciencefiles nu wieder:

    ...haben irische Politiker Angst vor ihrem Souverän, von dem sie wissen, dass er zuweilen nicht zimperlich mit denen umgeht, die ihn regieren wollen.

    Und weil dem so ist, tut man in Brüssel gut daran, den beginnenden Aufstand der Iren nicht abzutun bzw. zu unterschätzen ...
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    Diesmal, denkt der karrenziehende Esel, werde ich die Karotte, die mir vor der Nase baumelt, aber endgültig schnappen ... Lächerlich. Diese (Selbstzensur) haben, als eitel Psychopathen, keine Angst. Wenn sie, viel zu selten, mal zum Richtblock geschleift werden, sind sie der Empörung voll, was dieser Pöbel sich eigentlich herausnimmt ...

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  2. Neuer Deppenapostroph:

    Sigrid B.

    Es schmerzt mich’ zu sehen ...

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