Donnerstag, 11. April 2024

Sunshield: Ein Hitzeschutzschild für die EU

Eine leicht rötliche Färbung des Himmels verrät, dass Sunshield®© in Betrieb ist.

Es war nur ein erster, größerer Versuch. Doch Jens Urban ist am Tag danach nicht nur erleichtert, sondern auch hochzufrieden. "Alle meine Berechnungen haben sich als tragfähig herausgestellt", sagt der junge Erfinder aus Mitteldeutschland, der die ungebrochene schöpferische Kraft deutscher Ingenieurleistungen in der Vergangenheit schon als Entwickler eines nachhaltigkeitsgerechten Atommüllofens und als "Speicherrevolutionär" für besonders fluide Energieströme unter Beweis gestellt hatte. 

Urban wird weltweit oft als "Vater der Zukunft" gerühmt, doch er kann nicht anders, er macht einfach weiter. "In meinem Kopf sind so viele Ideen, die unsere Welt besser machen können", sagt er, "ich würde meiner Verantwortung nicht gerecht, setzte ich sie nicht um."

Schutzschirm für die Menschen

Deutlich sind die Anfahrphasen von Sunshiled zu sehen.

Das aktuelle Projekt, auf das Urban in diesen ersten heißen Sommertagen so zufrieden schaut, nun ist aber größer als alles, was der recht kleingewachsene Bastler jemals angegangen ist. 

"Sunshield" (®© Sunshield GmbH) hat Urban die Unternehmung genannt, die sich einer direkten Anregung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verdankt. Im vergangenen Klimasommer hatte der Sozialdemokrat sich erstmals eindringlich an die Bürgerinnen und Bürger gewandt und vor den tödliche Folgen des Klimawandels gewarnt. Die Folgen der menschengemachten Erderwärmung drohten nicht nur, frühere Urlaubsparadiese im Süden einfach wegzuschmelzen, sondern auch in Deutschland, vulnerable Gruppen förmlich zu verbrennen. 

Lauterbach traf mit dem nationalen Hitzeschutzplan strenge Vorsorge. Die mit klimabedingten Hitzeerscheinungen weitgehend noch nicht vertraute Bevölkerung wird seitdem vorab vor den Gefahren jahreszeitlich bedingter Wettererscheinungen gewarnt. Kommunen sind verpflichtet, ihren Bewohnern ein Netz von Trinkbrunnen anzubieten, Sonnencremespender müssen aufgestellt und an Hutstationen Kopfbedeckungen auf Vorrat bereitgehalten werden, bis die erste Hitzeschutzimpfung verfügbar sein wird.

24 Turbinen in der Wüste

Doch Jens Urban war das von Anfang an nicht genug. Der gebürtige Ostdeutsche, der wegen seiner politischen Haltung nie hat studieren dürfen, denkt stets größer, umfassender und grundsätzlicher. "Wer Hitze vermeiden will, braucht keinen Hitzeschutzplan, sondern einen Hitzeschutzschild", hat er nach dem Besuch eines der letzten deutschen Stahlwerke im niedersächsischen Salzgitter festgestellt. 

Es war der Ursprung einer Idee, die nun in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission einen ersten Test absolviert hat: Urban hat dazu in Marokko und Tunesien mit 24 gewaltigen Turbinen sogenannten Saharastaub bis in die Stratosphäre aufwirbeln lassen, der sich den Berechnungen des Forschers zufolge von dort aus wie ein schützender Schleier vor die Sonne legen sollte.

Das so fantastisch klingende Unternehmen gelang. "Meteorologen zufolge haben wir in Deutschland und der EU die erste klimabedingte Hitzewelle des Jahres besser überstanden als die meisten anderen Weltregionen", beschreibt der Wissenschaftler. Sei vor Beginn des ersten Aprilsommers überhaupt noch mit Temperaturen über 30 Grad gerechnet worden, blieb es dann letzten Endes doch nur bei unter 28 Grad. 

"Das ist Sunshield zu verdanken, denn durch die vielen, vielen Tonnen Staub, die wir aufgewirbelt haben, lag Europa während der Aprilwelle durchgehend im Schatten", erklärt Jens Urban. Als Nebenwirkung des Großexperiments in der Erdatmosphäre verzeichneten die Forscher etwas Staub auf Fahrzeugen und einige Klagen von Solaranlagenbetreibern, deren Erträge zurückgingen. "Das Ergebnis des Modellversuchs gibt uns aber durchweg recht."

 EU hilft mit Verhandlungsmacht

Ein kühles Deutschland, ein schattiges Europa der 27, sie sind möglich. Ausdrücklich bedankt sich Jens Urban für die Möglichkeit der Durchführung des mit rund 16 Millionen Euro nicht ganz günstigen Tests bei der EU-Kommissionspräsidentin. Sie haben bei ihren Reisen nach Marokko und Tunesien mit ihren "Team Europe" in aller Stille und hinter den Kulissen viele Gespräche mit den Partnern des "Euro-marokkanische Partnerschaft für gemeinsamen Wohlstand" und den Vertretern des unterdrückerischen Systems des tunesischen Machthabers Kais Saied geführt, um eine Genehmigung für das Experiment zu bekommen.

Keine einfachen Verhandlungen, mit nicht absehbarem Ergebnis. Doch "als dann die Nachricht kam, dass unser Sunshield Teil des neuen Satzungsrahmens ist, der die bilateralen Beziehungen zwischen EU und dem autokratischen System in Tunis regelt und auf vier strukturierende Bereiche ausgerichtet ist, war ich glücklich". 

Sunshield stehe nun davor, in den Regelbetrieb zu gehen, "unser Unternehmen wird wohl als Teil der Bemühungen um wertemäßige Annäherung, wirtschaftliche Konvergenz und sozialen Zusammenhalts, gemeinsamen Wissens, der politischen Abstimmung und verstärkten Zusammenarbeit im Sicherheitssektor sogar von Brüssel gefördert werden", ist Urban optimistisch. 

Staubmantel spart Temperatur

Die Ergebnisse sprächen eine deutliche Sprache. So habe der Staubmantel, den die Mitarbeitenden der Sunshield GmbH zwischen das brennende Sonnenrad und die nach einem langen Winter bereits ausgedörrten europäischen Landschaften hatten legen können, die sengende Hitze EU-weit um etwa zwei bis vier Grad mindern können. 

"440 Millionen Europäer haben davon profitiert", rechnet Urban vor. Verglichen mit anderen Maßnahmen wie dem Trinkbrunnenbau oder den nach dem Pandemiemuster geplanten Ausgehverboten bei besonders großer Hitze sei Sunshield nicht nur wirksamer, sondern auch deutlich günstiger. 

"Wir verwenden zwar große Turbinen, die werden aber mit Sonnenstrom angetrieben", erläutert der Erfinder des Systems. Beim Staub, der verwendet werde, um den Schutzschirm über besonders bedrohten Regionen aufzuspannen, handele es sich sogar um ein hundertprozentiges Naturprodukt. "Wir warten nun auf grünes Licht aus Brüssel, um das System zu perfektionieren und zu verstetigen", sagt Jens Urban. 

Fördermittel aus dem Topf für die Stärkung der sogenannten "grundlegende Achsen mit horizontalem Charakter" zwischen der EU und Nordafrika stünden dann bereit. "Sunshield wäre Gegenstand spezifischer operativer Maßnahmen bei der Zusammenarbeit im Umweltbereich und bei der Bekämpfung des Klimawandels" schaut der Entwickler des ersten menschengemachten Atmosphärenregler optimistisch in die Zukunft.

4 Kommentare:

  1. Fürtrefflich, aber: "Wer liest das schon? Alle Leute, die ich kenne, lesen DIE ZEITUNG! " - Aus: Die verlorene Ehre der Katharina Böll.

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  2. "Staubmantel spart Temperatur". Wie spart man Temperatur? So wie Geld, wenn mal was übrigbleibt,
    für schlechte Zeiten? Wärme kann man Speichern, eine Weile und mit hohem Aufwand. Warmes Wasser in einer Termoskanne z. B. Temperatur kann aber auch ziemlich kalt sein. 20 Grad Minus im Winter sind auch eine Temperatur.

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  3. leugnen sie die wissenschaft?

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