Mittwoch, 20. März 2024

Ohne Reue: Der DFB beharrt auf zwei Geschlechtern

Stur und unbelehrbar: Für den DFB gibt es weiterhin nur "2 Geschlechter" - eine krude These, die nach den Verbandsstatuten strafbar ist.

Unbelehrbar nicht nur von der Wissenschaft, sondern auch von dringenden Warnungen zivilgesellschaftlicher Akteure, so zeigt sich der Deutsche Fußballbund (DFB) auch mehrere Wochen nach dem Beginn des großen Geschlechterkampfs in den Stadien und auf den Sportplätzen des Landes.  Zwar versuchte der weltgrößte Sportverband, mit einer "ungewöhnlichen Farbwahl" des Auswärtstrikots für die Heim-EM den Eindruck zu erwecken, in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main sei ein gewisses Verständnis für gesellschaftliche Entwicklungen gewachsen. Doch Geschlechtervielfalt? Fehlanzeige.  

Vielfalt? Fehlanzeige

Der von einer sturen Männerriege regierte Amtsfußball bleibt eine Domäne ewiggestriger Vorstellungen von Sexus und Gender. "Diskriminierendes Verhalten" (DFB) durch die Leugnung der natürlichen Geschlechtervielfalt gehört für die DFB-Oberen auch nach dem Ende der unseligen Ära der inzwischen vor Gericht stehenden Altfunktionäre weiterhin zur DNA. Offenbar mit Einverständnis von Ausrüster Adidas, einem Unternehmen, das stets bemüht ist, auf Ballhöhe mit dem Zeitgeist zu agieren, bleibt der DFB in seinem sogenannten Fanshop uralten Stereotypen verhaftet. 

Von Diversität keine Spur. Stattdessen regieren vorurteilsbeladene Kategorien, unwissenschaftliche Fremdzuschreibungen und die queerfeindliche wie nach den DFB-Statuten strafbare These von den angeblich nur existierenden "2 Geschlechtern". Engstirnigkeit, die der Fußballverband mit lautem Getöse über seinen neuen Mut zur schrillen Farbigkeit zu übertönen versucht. Selbst die großen und ehemals seriösen Medien springen ihm dabei zur Seite: Gelobt wird das Festhalten an alten Sitten als "genauso typisch wie Schwarzbrot oder Goethe". Kein Wort fällt zur offenkundigen Frage, wo denn bei alldem die Offenheit für zeitgemäße Geschlechterbilder bleibt.

Ein verschämter Hauch Nationalfarben 

In Frankfurt jedenfalls ist sie nicht zu finden. Für die EM 2024 im eigenen Land bietet der finanziell klamme Verband nicht nur das in klassischem Weiß mit einem verschämten Hauch Nationalfarben gehaltene Heimtrikot, sondern auch das aggressiv-violette Auswärtsleibchen für genau die zwei Geschlechter an, deren Existenz zu behaupten er unter Strafe gestellt hat. "Herren", natürlich obenstehend, und "Damen" dürfen die Jerseys kaufen. Alle anderen werden gezwungen, sich in eine dieser beiden Schubladen zu sortieren. Oder sich als "Kind" beziehungsweise "Baby" lesen lassen zu wollen.

Ein Affront, für den die Bundesregierung mitverantwortlich ist. In Kenntnis der Zustände beim DFB, der sich für hunderte Millionen Euro gläserne Fußballpaläste bauen lässt, zugleich aber begonnen hat, Nachwuchstrainingsplätze auf dem Land rigoros wegzusparen, hatte das Ampel-Kabinett sich zuletzt kollektiv als Werbeträger für das Kommerzspektakel "Euro 2024" zur Verfügung gestellt. Demonstrativ trommelten die Minister für die auch aus Klimagründen kaum zu verteidigende Veranstaltung, zu der mehrere Millionen sogenannter "Fans" von Stadion zu Stadion reisen werden, während parallel bei zentral organisierten "Fanmeilen" zu zwölf Millionen Besucherinnen und Besucher drohen, womöglich erneut in einen nationalen Rausch zu rechtsrutschen wie 2018, als in Berlin Tausende das damals noch demokratisch regierte Argentinien mit einem enthemmt gesungenen "Die Gauchos gehen so!" verhöhnten.

Der europäische Verband erwartet aus dem Turnier einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro, der Gewinn soll sich auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen - eine Umsatzrendite von weit über 40 Prozent, die sich vor allem der Vergesellschaftung der Kosten der Mammutveranstaltung verdankt, während die "DFB GmbH & Co. KG", an die der gemeinnützige Verband die Rechte der Nationalmannschaft verpachtet hat, die Erlöse privatisiert.

4 Kommentare:

  1. Hase, Du bleibst hier...März 20, 2024

    Das viele Bier, dass die Engländer trinken, macht das wieder wett. Also die 19% darauf. Mögen sie bis ins Finale kommen.

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  2. Kleine Textkorrektur: Ein Affront, für (DEN) die Bundesregierung mitverantwortlich ist.

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  3. Korrekt. Der Stofflappen ist nichts weiter als eine größere Armbinde.

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