Dienstag, 6. Februar 2024

Nicht wissen wie: Die neue Kraftwerksstrategie

Mit der neuen Kraftwerksstrategie kann nichts mehr schiefgehen.

Es hat gedauert, aber am Ende ist es nach übereinstimmenden Berichten ein schöner Erfolg geworden. Um die Nachricht "Bundesregierung einigt sich auf Kraftwerksstrategie" für in diesen erneuten Schicksalsstunden zwischen Aufstand der Anständigen und Ende der Demokratie kein Weg herum. Für Neugierige enthalten alle Berichten in nur wenig verändertem Wortlaut Hinweise darauf, dass Energiebranche zuvor schon "seit Langem auf eine Strategie zum Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke" gewartet habe, die Bundesregierung aber nun erst "nach langem Ringen" die "wesentlichen Elemente" vereinbart hätte.

Zankapfel der Ampel

"Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, sollen zunächst Gaskraftwerke die nötige Energie bereitstellen, die dann später mit klima- und korruptionsfreundlichem Wasserstoff betrieben werden, wie es die "NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie" seit 2006 geplant hatte. Ehe sie 2020 auf Geheiß der damaligen Kanzlerin voll auf Elektromobilität umschwenken musste." 

Die Rückkehr zum Wasserstoff ist nun ein umso lauterer Paukenschlag! Nicht nur, dass ein "Zankapfel der Ampel" (n-tv) mit einem kühnen Schlag abräumt wird. Nein, Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner haben, so zitiert die "Tagesschau" halbamtlich aus der Pressemitteilung der Bundesregierung, zudem auch einen "festen Rahmen geschaffen für Investitionen in moderne, hochflexible und klimafreundliche Kraftwerke, die in der Lage sind, zukünftig mit Wasserstoff betrieben zu werden". 

Wie immer selbstverständlich samt Zeitplan: Bis 2030 werden, das ist nun amtlich, 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Später geht gar nichts mehr fossil und deshalb werden die nagelneuen Gaskraftwerke, die "Dunkelflauten" abdecken sollen, bis Sonne und Wind das selbst erledigen, ab 2035 komplett auf Wasserstoff umgestellt. Knapp drei Jahre nach dem grünen Wahlkampfversprechen, Deutschland von der Kohle herunterzuholen, indem überall neue Gaskraftwerke errichtet werden, ist der seinerzeit noch mit billigem russischen Erdgas rechnende Umbauplan zumindest theoretisch wieder back on track

Ein großer grauer Elefant

Gut, es gibt derzeit weder den Wasserstoff, der die Kraftwerke antreiben, noch die Leitungen, die ihn zu den Kraftwerken transportieren könnten. Auch steht der große graue Elefant im Raum, auf dem ein Preisschild klebt, nach dem sogenannter grüner Wasserstoff wenigstens viermal teurer ist als fossiler. Was den aus ihm produzierten Strom nicht eben zu einem Schnäppchen machen dürfte, wenn die Kraftwerksbetreiber schon beim Baum einen Komplettumbau nach fünf Jahren miteinrechnen müssen.

Doch dabei handelt es sich um kleine Petitessen, denn die Kraftwerksstrategie wird für "Investitionen in moderne, hochflexible und klimafreundliche Kraftwerke, die in der Lage sind, künftig mit Wasserstoff betrieben zu werden". Gedacht ist an eine Kapazität "von bis zu viermal 2,5 Gigawatt", die in den kommenden zehn Jahren auf jeden Fall mit fossilem Erdgas betrieben werden wird. 

Aber bitte keine Einzelheiten dazu. Deutschland hat bekanntlich kein Stromproblem und wird nicht einmal eins bekommen, wenn die zehn Gigawatt Erzeugungskapazität der aus dem Klima- und Transformationsfonds geförderten neuen Kraftwerke im Zuge der kompletten Elektrifizierung des ganzen Landes auf den derzeit noch zu vier Fünfteln fossil gedeckten deutschen Energiebedarf treffen.

Champagner der Energiewende

Deutschlands derzeitiger Verbrauch von 870 Terrawattstunden Erdgas wird sich zwar im Zuge der Elektrifizierung eher erhöhen, aber bereits heute werden ja rund drei Terrawattstunden des "Champagners der Energiewende" produziert, so dass nur noch ein kleiner Schritt zu gehen bliebt, bis die "aus einem Sondertopf des Bundes" (DPA) mit "ungefähr 16 Milliarden Euro für die kommenden etwa 20 Jahre" geförderten neuen Kraftwerke komplett mit CO2-neutralem und nachhaltigem H2 beschickt werden können. Ein Großteil davon wird von einem Perpetuum Mobile geliefert werden, das eine sogenannte Energiebrücke in die Wasserstoffzukunft bilden wird, sobald es erfunden ist.

Die neue Kraftwerksstrategie ist damit ein Meilenstein auf dem Weg einer quadratischen Verbindung von eckigem Kreis und rundem Karo, eine kraftschlüssige Fusion von Ökologie und Ökonomie, Generationengerechtigkeit und Menschenrechten, CO2-Abgabe, innovativer Nachhaltigkeit und Sparpaket zur Finanzierung der Wirtschaft durch den Staat. Alles zusammen und noch viel mehr wird zweifellos zu einer Erneuerung und Modernisierung des Landes führen, in jedem Fall aber zu einer Verzögerung bei der Auszahlung des mystischen Klimageldes, das nun erst einmal als Bauzuschuss für die Gaskraftwerke gebraucht wird, um den abgesagten Industriestrompreis zu finanzieren.

Nur noch 300 Mal mehr

Mehr als 30 sogenannte Elektrolyseure zur Herstellung des grünen Stöffchens stehen bereit, noch sind es überwiegend Demonstrations- und Forschungsanlagen, die eingesetzten Überschussstrom in chemische Energie umwandeln und als Wasserstoff speichern. Noch 300 Mal mehr davon, und die neue Strategie der Energieversorgung mit Hilfe wasserstofffähiger Gaskraftwerke kann nur aufgehen. 

Bis zur Umrüstung ab 2035 sind es noch zehn Jahre, Genehmigung und Bau dauern in Deutschland derzeit fünf bis sechs Jahre. Wo aber nun die "wesentlichen Elemente einer Kraftwerksstrategie sowie Festlegungen zu weiteren Vorhaben" festgezurrt sind, wird nichts mehr schiefgehen. Bis zum Sommer will die Bundesregierung weitere Pflöcke einschlagen, dann muss nur noch die EU-Kommission zustimmen und es müssen Energieunternehmen gefunden werden, die das lukrative Angebot annehmen, Kraftwerke zu errichten, die schon vier Jahre nach ihrer Fertigstellung stillgelegt und grundlegend umgebaut werden.

Was soll da noch schiefgehen?

12 Kommentare:

  1. Ein Forschender müsste Kraftwerke erfinden, die als Brennstoff Dummheit und ideologische Verblendung verwenden können, dann wäre die Stromversorgung dieses Landes auf Jahrzehnte hinaus gesichert.

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  2. Wir phantasieren uns was zusammen, und wenn die studierten Besserwisser mit ihrem ganzen Technikkram das nicht umsetzen können, dann ist es ja nicht unsere Schuld.

    Ricarda & Robert

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  3. wenns rauskommt, sind die doch ohnehin längst professor in washington oder general beim natoführungsstab

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  4. Carl GustafFebruar 06, 2024

    Zu DDR-Zeiten gab es da mal einen Witz, der fing so an: "Wie wird die Frau vom Wirtschaftsminister genannt? ..."

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  5. Der lachende MannFebruar 06, 2024

    Habe ich seinerzeit nicht zu hören gekriegt. Wie ging der weiter?

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  6. OT
    Die Bäckereikette "Karlchen's Deppenapostroph" wird NICHT pleite gehen.

    So etwas wie mit dem Tunten-Budweiser war erfreulich, passiert aber kaum einmal in zwanzig Jahren.

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  7. Für einen Kinderbuchautor, der von quadratischen Kreisen träumt, kann das Wort "Wirkungsgrad" nur eine verbotene Nazichiffre sein.

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  8. Manchmal habe ich ja so bei mir gedacht, die BWHF ist eine Erfindung von PPQ und der Schawidow so eine Art Stachanow in Wortdrechselei.

    Die gibt es aber wirklich, wie der Landfunk mitteilt.
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    108 rbbtext Di 06.02.24 19:04:29

    Woidke: Wachstumschancengesetz muss nachgebessert werden

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  9. Woidke: Wachstumschancengesetz muss nachgebessert werden ...

    Mit Kerkeling:
    Ich glaube es näächt! Ich glaube es gerade näächt!

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  10. Ja, Himmel, wie wird denn nun die Frau vom Wirtschaftsminister genannt?

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  11. Der Führer hat auch sehr auf die Armee "Wenck" gesetzt, hat ja auch super geklappt.
    Wir erinnern uns mit Grausen.

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  12. Der Führer hat auch sehr ...

    Danke für diese Belehrung, welche von hohem Verstand und tiefreichenden Geschichtskenntnissen zeugt.

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