Entschlossen hat sich Deutschland an die Seite der überfallenen Ukraine gestellt. |
Die Fronten festgefroren, die Nachschubfragen ungeklärt, die Aussichten eher schlecht als ungewiss. Zwei Jahre nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine steht es nicht gut um das angegriffene Land. Erst hatte sich Wladimir Putin zwar verschätzt. Der Durchmarsch bis Kiew und die Besetzung des Nachbarstaates waren mit den anfangs aufgebotenen 140.000 Mann wirklich nicht zu schaffen.
Im Gegenzug aber geriet die peinliche Pleite des Kreml-Herren zum gelungenen Täuschungsmanöver: Gern wollte der Westen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach den ersten Abwehrerfolgen glauben, dass es gelingen könne, Russland nicht nur zurück, sondern wieder ganz aus dem Land zu treiben, runter von der Krim, raus aus Luhansk und Donezk.
Auf der Kontinentalwippe
Die Ukraine, jener Schlüsselstaat auf der west-östlichen Kontinentalwippe, wäre danach endlich dort, wo ihn Vordenker wie der US-Stratege Zbigniew Brzezinski schon Ende der 90er Jahre hatten sehen wollen. Auf dem "großen Schachbrett" ("The great Chessboard", Brzezinski) links, im Schulterschluss mit der "einzigen Weltmacht" (Brzezinski) USA, gegen Russland, gegen China. Was es dazu brauchte, war nur eine vorsichtige Eskalation der Unterstützung. Neben den sogenannten Wirtschaftssanktionen, deren überwiegend symbolische Wirkung sich die europäischen Staaten und vor allem Deutschland einen hohen Preis kosten ließen, ging es von Anfang an um Waffenlieferungen. Legendär sind die 5.000 Helme, die die Bundesregierung unmittelbar nach Kriegsbeginn schickte.
Damals als hilflose Geste verlacht, heute erkennbar als furchtsam in Wasser gestreckter kleiner Zeh. Wie würde Putin reagieren? Schickt er Atomraketen? Sucht er Vergeltung? Mit dem Ausbleiben einer Reaktion des Kreml wuchs der Mut ins Unermessliche. Die Bundesregierung der Ungedienten rief eine Zeitenwende aus, die Ministerriege, die beim Gewehr nicht vorn finden würde, zeigte sich fest entschlossen, die Lage mit Geld und, falls das nicht reichen würde, mit noch mehr Geld zu reparieren.
Einigkeit und Opferbereitschaft
Die Euphorie war groß. Rathäuser wurden bunt angestrahlt, um Putin in die Schranken zu weisen. Einigkeit und Opferbereitschaft beschworen. Wie immer zumindest in den zurückliegenden acht Jahrzehnten steht Deutschland dabei "auf der richtigen Seite der Geschichte" (Olaf Scholz) in einer "neuen Realität" (Scholz). Statt endloser Diskussionen gab schnelle Entscheidungen, statt langem Abwägen wurde getan, was nötig war. Die ersten ewigen Tabus fielen binnen von nur 72 Stunden: "Neue, starke Fähigkeiten für die Bundeswehr" würde es geben. Neue, schnittige Flugzeuge aus Amerika, die eines Tages tatsächlich geliefert werden würden. Neue Rekrut*innen langhin, wenn der Russe genug Geduld hat.
Mehr Soldaten. Eine "hochmoderne, leistungsfähige Armee" (Scholz) war nun das Ziel, mit "Flugzeugen, die fliegen, und Schiffen, die schwimmen", so der Kanzlertraum. Fähigkeiten, die Heer und Marine neu lernen mussten. Zum Glück war die Corona-Pandemie genau an dem Tag vorüber, als sich die neuen Probleme offenbarten. Im politischen Berlin legten sie die Masken ab und Olivgrün samt Tarnmuster an. Wer noch etwas werden wollte, musste nun von Schwerenwaffen schwärmen, die "Infrastruktur zu schützen dadurch", dass sie "dann mit diesem Rohr in die Luft" schießen". Hinterbänkler wurden zu Kriegsgewinnlern: Sie kannten Deutschlands Panzervorräte auswendig, sie trugen helmgerechte Kurzhaarfrisuren, sie waren bereit, jeden einzelnen kampffähigen Ukrainer einzusetzen, um die westlichen Werte zu verteidigen.
Zweifel am Sieg sind Verrat
Abgesehen natürlich von den ukrainischen Männern, die es vorgezogen hatten, ihr Heimatland vorsorglich schnell zu verlassen, um nicht zum Dienst an der Front eingezogen zu werden. Diese waren auch zu verstehen. Jeder von ihnen hatte sicher gute Gründe für seine Flucht.
Wer unter den Schonlängerhierlebenden allerdings Zweifel daran äußerte, dass das Ausfechten des Konflikts bis zum Punkt, wo eine der beiden Seiten nicht mehr kann, womöglich nicht die intelligenteste Art ist, aus dem heißen Krieg wieder einen kalten zu machen, galt als Vaterlandsverräter. Zweifel am Sieg waren Zweifel daran, dass in der Geschichte der Menschheit letztlich immer das Gute gesiegt hat.
Und außerdem: Erstens könne niemand mit Putin reden. Zweitens könne niemand Putin glauben. Drittens sei es allein Sache der Ukraine, zu entscheiden, wie lange die restliche oder zumindest die westliche Welt sie unterstützen müsse. Und viertens sei es ohne nur eine "Frage der Zeit" (Ursula von der Leyen), bis Putins Regime unter dem Druck der Sanktionen zusammenbrechen werden.
Erfolgsmeldungen ohne Ende
Dem Diktator gingen anschließend die Waffen aus, die Truppen, die Männer, die Munition un die "Bau- und Ersatzteile" (n-tv). Schon drei Monate nach dem Beginn des völkerrechtswidrigen Überfalls hatten "mindestens zwei russische Panzerfabriken ihre Produktion wegen der Nachschubprobleme bereits eingestellt". Nach einem halben Jahr mangelte es Putin dann auch an Optionen, an Präzisionslenkwaffen und an Raketen, er musste Uralt-Waffen einsetzen und sich bei einer Propagandatour durch Mariupol selbst ans Steuer setzen, weil es Russland nun offenbar auch an Chauffeuren fehlte.
Dank "Ringtausch" und Rechenschieber erstarkte die Seite des Guten fortwährend. Die EU versprach Millionen Schuss Munition. Die Ukrainer revanchierten sich mit einer Frühjahrsoffensive zum 80. Jahrestag des Unternehmens "Zitadelle", bei dem 800.000 Soldaten mit 2.500 Panzern und Sturmgeschützen im Sommer 1943 angetreten waren, die in die Ukraine vormarschierten Truppen der Sowjetunion mit einem gewaltigen Schlag aus der Vorhand zurückzutreiben in die Steppen des Ostens.
Kommissarischer Generalstab
Die Kette der Erfolge riss nie ab. Die Sessel in den Talkshows, auf denen gerade noch Karl Lauterbach, Karl Lauterbach und Karl Lauterbach miteinander um die beste Impfpflicht gerungen hatten, besetzten nun Roderich Kiesewetter, Norbert Röttgen und Marie-Agnes Strack-Zimmermann, eine Art kommissarischer Generalstab, der der Öffentlichkeit reinen Wein einschenkte: Bei allem, was so toll gelaufen ist, aber letztlich wird man "den Krieg nach Russland tragen" müssen.
Ein Gebietsverzicht im Tausch gegen Frieden, früher in der Geschichte der zivilisierten Welt ein üblicher Handel, den Deutsche, Zyprioten, Koreaner und Chinesen jahrzehntelang akzeptierten und akzeptieren, komme auf keinen Fall infrage, entschied der nach seinem Scheitern als Bundesumweltminister, Ministerpräsidentenkandidat in NRW und CDU-Parteichef nunmehr als Verteidigungspolitiker tätige Norbert Röttgen, der den russischen Geheimdienst bis heute im Unklaren über seine eigenen Erfahrungen an der Waffe lässt.
Ein grüner Stratege
Der grüne Stratege Anton Hofreiter, nach eigenen Angaben von der Bundeswehr ausgemustert, ließ zuletzt erkennen, welche Strategie des Bellizisten verfolgen. Erst einmal müsse die "Ukraine versuchen, die Front bis 2025 zu halten". Wenn dann "hoffentlich Europas Produktion von Munition und weiterer Ausrüstung nach oben geht" (Hofreiter), könne die ukrainische Armee später "in die Lage versetzt werden, im Verteidigungskrieg gegen Russland die Oberhand zu gewinnen".
Die Mehrheit der Deutschen hat sich inzwischen davon überzeugen lassen: Waren im Sommer vergangenen Jahren noch 52 Prozent der Wahlberechtigten gegen die Lieferung von mehr und schwereren Waffen an die Ukraine und nur 36 Prozent dafür, hat sich das Verhältnis nun mehr als umgekehrt. 62 Prozent der Deutschen sind nun dafür, dass die europäischen Staaten mehr Waffen und Munition liefern sollen, nur ein knappes Drittel ist dagegen.
Der Endsieg ist das noch nicht. Aber ein hoffnungsvolles Zeichen: Da wächst etwas, das Wladimir Putin die Tour vermasseln wird. Eines Tages kommt Zeit, eines Tages kommt Rat. Eines Tages kommen neue Panzerkatzen, 19 an der Zahl, die sich Russland Schrottpanzerlawine entgegenstellen werden. Eines Tages kommen dann noch die Wunderwaffen dazu. Und eines Tages kommt die Armee Wenck.
Noch so ein sofakriefer.
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https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/nach-hitler-merkel-vergleich-hantel-harry-hat-aerger-mit-der-cdu-87276828.bild.html?wtmc=ob.feed
Landesgeschäftsführer Dirk Reitze per Einwurf-Einschreiben an Hantel-Harry.
Der schwerste Vorwurf: Burkarts per Kurznachricht veröffentlichtes Merkel-Hitler-Bild. CDU-Mann Reitze schreibt: „Die (...) von Ihnen geteilten Bilder verunglimpfen auf die schlimmste Art die ehemalige Bundeskanzlerin und Parteivorsitzende Angela Merkel, so wird sie u.a. in der Rolle des Diktators des Deutschen Reichs, Adolf Hitler, auf einem angepassten Filmplakat des Films 'Der Untergang' dargestellt.“
OT Strack-Zimmermann-Fan Broder allein im Wald
AntwortenLöschenhttps://www.achgut.com/artikel/frau_strack_zimmermann_hat_cojones_ist_aber_not_amused
Der Text ist, wie die meisten Texte von Herrn Broder der neueren Zeit, sachfremd und von Unkenntnis geprägt. Dass er es auf der Plattform „Die Achse des Guten“, einem prominenten Blog der Neurechten, veröffentlicht, die für ihre absurden und wahrheits-widrigen Beiträge...
Das passt schon, Henryk. Du und 'Marie-Agnes' seid im gleichen Team, also nöl nicht rum.
@anonym oben: viel zu kompliziert gedacht.
AntwortenLöschen"... wollte der ukrainischen Regierung lediglich die Folterinstrumente zeigen"
AntwortenLöschenUnd das kam dann ganz überraschend, dass die NATO sich mit Geld und Waffen auf die Ukrainerseite gestellt hat?
Irgendwie unter dem gewohnten Niveau. Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht.
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