Verunsicherung schüren: Längst sind sogenannte Messerattacken kein Thema mehr. Aber das ZDF sattelt den toten Gaul rechter Verschwörungsideologen noch einmal. |
Achtung, Messerstecher! Und das im ZDF! Jahrelang waren es Rechte, die auftretende Fälle von Straftaten mit Stichwaffen für sich zu instrumentalisieren suchten und die Mär vom kriminellen Messer erzählten, um Unsicherheitsgefühle zu schüren. Schlagzeile verbreiteten Nachrichten über eine angebliche "Messer-Angst in Deutschland", die AfD sprang in gewohnter Weise auf das Thema auf selbst die Frankfurter Rundschau generierte Klicks mit Meldungen über steigende Zahlen "nicht-deutschen Tatverdächtigen" nach 2015.
Differenzierter Stichwaffengebrauch
Erst geduldiges Zuwarten vermochte es, "Ausmaß und Entwicklung der Messerkriminalität in Deutschland" (Elena Rausch u.a.) zu enthysterisieren. Der "Horror" (FR) verschwand ab 2021, nachdem die Landeskriminalämtern mit Hilfe einer umfassenden Datenerhebung klargestellt hatten, dass der Blick auf den Stichwaffengebrauch in deutschen Straßen deutlich differenzierter ausfallen muss. Hier und da gebe es einen Anstieg, anderswo einen Rückgang oder gar keine Informationen über eine Häufung von Vorfällen.
Für eine allgemeine, ganz Deutschland betreffende Aussage fehlt also zum Glück stets schon die Datengrundlage. Wo sich Auffälligkeiten zeigten oder ein angeblichen Anstieg von Messerangriffen nicht wegzudiskutieren war, hatte das immer gute Gründe: In Leipzig etwa verdankte sich ein Anstieg um 300 Prozent zwischen 2011 bis 2017 allein der Häufung von einzelnen Vorfällen in den Asylunterkünften, bei denen die Opfer selbst vielfach Asylsuchende oder Beschäftigte in den Heimen waren, eine Gefährdung der Öffentlichkeit also überhaupt nicht vorgelegen hatte, weil es sich quasi um Betriebsunfälle handelte.
Das Messer als Waffe der Rechtsextremisten
Dennoch wetterten rechte Populisten und Extremisten hartnäckig gegen "Messerkriminalität" und "Messergewalt", sie schürten Ängste vor "Männern" und verhöhnten Einzelfälle. Vor allem bis 2022 wurden solche Begriffe als Schlagworte von rechten Einpeitschern und ausländer- oder islamfeindlichen Internetportalen genutzt, die anhand der fehlenden Daten über die eingebildete Gefahrenlage argumentierten, hier solle etwas verschwiegen werden, um nicht Teile der Bevölkerung zu beunruhigen.
Dabei sprachen die 2021 zur Beruhigung der Lage einmalig veröffentlichten Zahlen eine deutliche Sprache: Gerade mal bei 6,6 Prozent der kriminellen Delikte wurde ein Messer benutzt. In 93,4 Prozent der Fälle diente es nicht einmal als Drohmittel.
Viel gefährlicher für die öffentliche Sicherheit war demnach der anhaltende Anstieg rechter Gewalt und politisch motivierter Straftaten von Rechts, unter anderem im Tatraum Internet ausgeübt als virtuelle Gewalt unter anderem durch Hetze, Hass und herabwürdigende Beleidigungen. So muss sich die aus Funk und Fernsehen bekannte Schlagersängerin Helene Fischer derzeit wegen ihres mutigen Eintretens für Demokratie und Bundesregierung mit Sätzen wie "Sie sollten keine Politik machen, bleiben Sie bei Ihrer Mucke" und Vorwürfen wie "Wie kommen Sie dazu, rechtsschaffende Bürger zu verunglimpfen?" attackieren lassen."
Aufputschen mit rechten Mythen
Doch statt sich diesem brennenden Themenfeld zu widmen, versucht nun auch das ZDF offenbar, rechts anzudocken. Im Film "Achtung, Messerstecher! - Gewalt auf unseren Straßen" beschwören Sebastian Galle und Torsten Stahlhut den rechtsextremen Mythos von der "Tatwaffe Messer", die "im Regionalzug oder im Fitnessstudio" so plötzlich auftauche, dass "die Angriffe jeden treffen" können.
Im typischen Stil professioneller Verunsicherer berufen sich die Filmemacher zur Begründung dafür, dass sie das tote Pferd der Messerangriffe noch einmal satteln, auf angebliche "Schlagzeilen", durch die "Messerattacken bundesweit" Aufmerksamkeit erregten. Für die Opfer seien die Taten oft fatal, für die gesellschaftliche Stimmung aber sind sensationsheischende Sendungen dieser Machart verheerend.
Hatte sich die Aufregung um die immer wieder gezielt aufgebauschten Einzelfälle zuletzt gerade erst ein wenig beruhigt, droht durch das erneute Hervorzerren der längst erledigten Problematik eine neuerliche Eskalation. Vor dem Hintergrund der aktuellen Protestwelle gegen rechts leistet das ZDF dem gesellschaftlichen Frieden damit zweifellos einen Bärendienst.
Kann man sich nicht ausdenken: "Jetzt also doch: Polizei korrigiert Demo-Zahlen nach Druck von oben" (https://www.mopo.de/hamburg/jetzt-also-doch-polizei-korrigiert-demo-zahlen-gabs-hier-druck-von-ganz-oben/)
AntwortenLöschenWenn einer schon Stahlhut heißt, da weiß man doch sofort mit welchen teuflischen Kräften er im besten Deutschland das es je gab heimlich sympathisiert.
AntwortenLöschen@carlgustaf: wenn schon nach nur drei wochen weniger leute kommen, dann muss eben am rechenschieber für ein mehr gesorgt werden. ist ja bekannt: sobald bei einer bewegung (partei, aktie, tv-serie) der zulauf nachlässt, ist das ende absehbar
AntwortenLöschenZDF nennt auch die Problemgruppe:
AntwortenLöschenViele Jugendlich gehen nicht mehr unbewaffnet aus dem Haus..
Irgendwelche speziellen Jugendlichen? Wer weiß. Ich werde mir die 30 Minuten dramatisches Geschrammel und Geschnarre, rührseligen Personalityscheiß, Wackelkamera und Hispeed-Schnittfolgen und Zooms ganz sicher nicht anschauen.
"Messerkriminalität" und "Messergewalt" werden hier bunt durcheinandergewürfelt.
AntwortenLöschenAllein der Besitz eines vom Versanddienstleister hübsch martialisch präsentierten Gegenstands nach § 52 III Nr.1 WaffG (Einhandmesser, doppelt geschliffene Schneide, gerne in Kombi u.a.) wird mit bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe bedacht.
Das Führen eines (Küchen-)Messers mit >12cm langer Klinge ist immerhin noch ordnungswidrig, also auch kriminell.
Daher ist Messerkriminalität eine rechtsdeutsche Domäne. Denn der Michael mit Tarnklamotten, Tarnrucksack, Fusselbart und wirrem Haar zieht mit seinem 52'er- Potential mehr Aufmerksamkeit einer BP-Streife auf sich, als ein paar kleine Jungs mit ihren 20cm-Bußgeldmesserchen nach § 53 I Nr. 21a WaffG.
Von seinen Waffen / gehe weg der Mann / keinen Fußbreit im freien Felde.
AntwortenLöschenHavamal