Samstag, 17. Februar 2024

Kreuzworthülsenrätsel: Kevin wird was machen

Kevin Kühnert hat sich mit seinem Satz von den grundsätzlichen Milliarden auf der Einnahme- oder Ausgabeseite ins Goldene Buch der Spruchbeutelschüttler eingeschrieben.
 
Es war ein Satz wie in Stein gemeißelt, den Kevin Kühnert in einer der Talkshowrunden des ZDF in den Raum stellte. "Wahrscheinlich 25 Milliarden und so weiter, wenn nicht auf der Einnahmeseite oder auf der Ausgabenseite irgendwas Grundsätzliches gemacht wird", versetzte der 27-Jährige in einem unbeobachteten Moment. Im Studio reagierte kaum jemand, beinahe schien es in den Tagen danach, als werde der Beitrag des einstigen Juso-Chefs  zur deutschen Finanz-, Haushalts-, Steuer- und Wettbewerbsfähigkeitsdiskussion folgenlos verhallen.

Stunde der Analytiker

Doch es ist anders gekommen. Wenn Kühnert spricht, einst angetreten als großer Erneuerer der SPD, schlägt stets die Stunde der Analytiker. Die Sentenzen des ehemaligen Jurastudenten werden von Politologen auseinandergenommen, von Philologen seziert und an Stammtischen überall im Land gedeutet. Was könnte der Mann gemeint haben, der sich in einer ausgreifenden TV-Dokumentation als der Marionettenspieler hinter dem Siegeszug der späteren Parteichefs Saskia Esken und Walter Borjans hatte porträtieren lassen? Um welche Summe geht es bei "25 Milliarden und so weiter"? Und wie weit grundsätzlich würde der Boss der Genossen in großer Not werden wollen?

Die aus Sachsen gebürtige Gebärdendolmetscherin Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech, die in Lyon und Klagenfurt Körpersprache studierte, hat in den zurückliegenden Tagen gemeinsam mit dem Kryptiker Alexander Langenbach eine Tiefenprüfung des Kühnert-Satzes vorgenommen. "Uns ging es darum, die Menschen draußen im Land nicht länger im Dunkeln tappen zu lassen, sondern noch besser zu erklären, was ein so einflussreicher Vordenker wie Herr Kühnert wohl gemeint haben dürfte."

Im Grunde gehe es nur um 19 Worte, verpackt in einen Satz von beinahe "verstörender Schönheit". "Wenn wir uns aber vergegenwärtigen, von welchen Summen da gesprochen wurde, erahnen wir die Dimension dieser im ersten Moment verschroben wirkenden Ankündigung." Die Experten ordnen Kühnerts Satz heute schon bei den ganz Großen der Kreuzworthülsenrätselbranche ein: Von Karl Marx' "die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern" über Hitlers Satz von den flinken Windhunde, "zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" bis zu Angela Merkels "Wir schaffen das" und Walter Steinmeiers Prophezeiung "Es kommt auf jede und jeden von uns an" hätten solche geflügelten Worte sich in die tiefsten Rindenschichten der Hirne ganzer Generationen eingebrannt.

25 Milliarden und so weiter

Kühnerts Satz wird ähnliches Potenzial zugetraut. Schließlich habe der Sozialdemokrat nicht nur einfach von 25 Milliarden gesprochen, sondern der Zahl ein unbestimmt erscheinendes "und so weiter" angehängt. Das könne alles oder nichts bedeuten, angesichts der intellektuellen Klasse Kühnerts aber wiesen alle Zeichen auf alles und noch mehr hin. "25 Milliarden und so weiter", sagt Kryptiker Langenbach, "ist Geld ohne Grenze." Als studierter Enigmatiker bewundere er nach seinen mit Hilfe der KI ChatGPT vorgenommenen Untersuchungen noch mehr, wie raffiniert Kühnert mit Erwartungen spiele, sie gegen den Strich bürste und breche, um aus den Teilen Visionen zu bauen. "Er sagt faktisch wenig, lässt aber sämtliche Möglichkeiten zugleich aufblitzen."

Einnahmeseite, Ausgabenseite, dazu "etwas Grundsätzliches", das man "machen" müsse. Frauke Hahnwech sieht in der Nutzung des schwachen Verbes anstelle des seinerzeit noch von Lenin in seinem Klassiker "Was tun?" benutzten "tun" einen Ausweis der Lässigkeit, mit der die Generation Parteiarbeiter mit Milliarden Euro und Millionen Menschenschicksalen zu jonglieren verstehe. "Das ist verbal auf Augenhöhe mit den offenen Hemdkragen der Minister, hemdsärmlich, aber gezielt auf Außenwirkung bedacht." Kevin Kühnert schwafele nicht umständlich von Lkws, die demnächst etwas mehr zahlen müssten, und er ergehe sich nicht im üblichen Kabinettskleinklein um neue Fleischsteuern und höhere Abgaben hier und da.

Unbekannte Details

"Ihm geht es um etwas Grundsätzliches, er sagt aber offenbar mit Bedacht nicht, worum genau." Alexander Langenbach vermutet, Kühnert habe Angst, mit zu vielen Details Teile der Bevölkerung zu beunruhigen, Hahnwech hingegen vermutet, die Einzelheiten, die gemacht werden müssten, kenne der früher "Next Generation Leader" selbst noch nicht. "Was er mitzuteilen hat, ist Ungewissheit: Eingaben oder Ausgaben, bei denen etwas gemacht werden muss, das grundsätzlich ist." 

Eine Botschaft auf vier Pfeilern, aufgeschichtet aus dem Sand multipler Bedeutungsmöglichkeiten. "Kühnert zeigt hier, dass er von den Klassikern gelernt hat, er bleibt konkret im Ungefähren, gibt aber eine Ahnung von der noch unabsehbaren Dimension der Aufgabe", lobt Frauke Hahnwech. Ihr Kollege Alexander Langenbach ist ebenso des Lobes voll. "Schmeckt man den Satz kryptografisch ab, bleibt er in jeder Beziehung rätselhaft, obwohl er doch zweifellos Härten und jähe Wendungen ankündigt." Kühnerts Geheimnis

7 Kommentare:

  1. Das männlich gesehene Wesen heißt Kevin. Noch Fragen?

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  2. Das Wort "Milliarde" sollte abgeschaft werden. 25 000 Millionen hört sich ganz anders an als 25 Milliarden. Unter einer Millon kann man sich noch was vorstellen, Millonär wäre jeder gern. Die kann man bei Günther Jauch gewinnen. Bei 25 Milliarden hört man 25, zuckt mit der Schulter und geht weiter. Vorstellen kann man sich solche Summen nicht mehr. z. B. müsste man bei einem Stundenlohn vo 10 000€ 100 000 Stunden arbeiten für 1 Millarde. Das sind bei 2000 Stunden im Jahr 50 Jahre. Es auf Kevin Diäten umzurechnen wird mir jetzt zu viel.

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  3. Irgendwie hört man wenig von dem. Wäre sicher ein kluger Schachzug der SPD, es dabei zu belassen.

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  4. War eh eine sonnige Talkrunde. 3 kreischende Weiber und 2 Heckfänger.

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  5. enttäuschend, wie herrn kühnert auch hier blanker hohn entgegenschlägt. ein mann, der sich einsetzt, der tut und macht und eines tages kanzler werden will. und dann sowas

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  6. Wäre sicher ein kluger Schachzug der SPD, es dabei zu belassen.

    Heilige Einfalt.
    Keiner der jeweiligen Parteiniks ist in der Lage, wider den Stachel zu löcken.
    Der wird sagen oder nicht sagen, was ihm gebeuen wird.

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  7. gebeut, Scheiss Sprachkorrektur.

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