Seit einigen Jahren schon geht zum Weihnachtsfest nicht mehr harmonisch zu. Politikernde haben aus der stillen Zeit ein Schlachtfeld gemacht, auf dem sie ihre Argumentationsarmeen aufmarschieren lassen, um ein ideologisches Süppchen zu kochen. Kein Baum oder gerade jetzt betont demonstrativ? Aus kultureller Rücksicht nur "Bunte Festtage" wünschen oder noch "Weihnachten" sagen, obwohl der Begriff durch seinen Missbrauch im Dritten Reich verbrannt ist? Gehen noch Kerzen am Baum, trotz ihrer entsetzlichen CO2-Bilanz? Wie warm darf das Wohnzimmer nach aktueller Verordnungslage überhaupt sein, wenn sich all die Lieben einfinden?
Kampf dem Öko-Onkel aus Schwaben
Und was, wenn die klimabewegte Enkelin, der feiste Onkel aus Schwaben, der im politischen Berlin arbeitet, oder die Schwiegertante aus der Öko-NGO unter dem traditionell geschmücktem Weihnachtsbaum beginnt, von speichernden Netzen, grünem Wasserstoff, Gentomaten, einem Genozid in Gaza und einer menschenverachtenden Flüchtlingspolitik der EU schwurbeln?
Natürlich: Familie ist Familie und Blut dicker als Wasser, selbst wenn es nur angeheiratet oder angepartnerschaftet ist. Doch Gegner eines Weiterbetriebes von Kohlekraftwerken über das Jahr 2030, Verwandte, die an die israelische Schuld für die Lage im Gazastreifen glauben, und allzu vertrauensselige Zeitgenossen, die dem Bundesklimaminister unbesehen glauben, dass der Staat für Bürgerinnen und Bürger die EEG-Umlage bezahle – man trifft
sie nicht nur auf Demos, sondern auch beim Familientreffen zu
Weihnachten. Dazu reisen oft auch Gäste an, die darauf bestehen, Winnetou-Filme anzuschauen, deren Social-Media-Accounts zeigen, dass sie auf X nicht nur vertreten sind, sondern dort auch Annalena Baerbock folgen. Oder die Freude dabei empfinden, jüngeren Kindern ohne Triggerwarnung ältere Ausgaben von "Max & Moritz"- oder "Pippi Langstrumpf"-Büchern oder "Pumukl"-VDVs zu schenken-
Erlaubt im privaten Rahmen
Jeder darf sich das bieten lassen, im privaten Rahmen erst recht. Es gibt keine Meldepflicht, das ist klar. Unwidersprochen aber sollten ihre Versuche nicht bleiben, auch wenn neuerdings eine eigene Leitkultur für Politiker propagiert wird, zu der es gehöre "Menschen nicht ins Private rein zu quatschen, und sie die Festtage einfach so verbringen zu lassen, wie sie möchten".
Nein, der Staat hat hier eine Fürsorgepflicht, zu der es eben auch gehört, die Verbreitung von Verschwörungstheorien zu verhindern. Wenn der im Umweltbundesamt beamtete jüngere Bruder also beginnt, über Weihnachtsbäume zu schimpfen, die zu über zwei Drittel mit Pestiziden belastet seien, die in München zahnarztende Tante die Taurus-Rakete zur Waffe erklärt, die den Ukrainekrieg gewinnen werde, und es bei Rotkohl, Klößen und Gans um die Gefahren der Gentomate, die Hochrisikotechnologie Genschere, um das "Merkelgift" Glyphosat, um Chlorhühnchen und knochenzersetzendes Klonfleisch geht, dann ist jeder Bürger in der Pflicht, den verschwörerischen Ideen entgegenzutreten.
Neue Handreichungen vom BBAA
Aber wie, fragen sich viele? Bei der Beratungsstelle für Opfer von Meinungsverschiedenheiten, die am Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin angesiedelt ist, sind bereits in den Zeiten der Impfkrise hilfreiche Handreichungen für den Kampf gegen Zweifel und Kritik an den seinerzeit notwendigen Regierungsmaßnahmen erarbeitet worden.
Mit der Zunahme der Spaltung der Gesellschaft hat die Behörde nun auch zu weiteren Themenbereichen kurze, aber überzeugende Argumentationsrichtlinien erlassen: Nicht mehr nur die mRNA-Impfung ist sicher und zudem ein sehr guter Schutz gegen Ansteckung - jetzt dürfen auch Zweifel an Gentomate, Goldenem Reis, Glyphosat und Chlorhühnchen entsprechend entschieden zurückgewiesen werden: Weder können Tomaten die menschliche DNA umbauen, noch werden plombierte Zähne durch Chlorhühnchen magnetisch, wie "Influencer" (auf Deutsch: Einflüsterer) es glauben machen wollen.
Misstrauen an den Feiertagen
Fest steht: Angeführt von durchaus prominenten Mitbürgern frisst sich das Misstrauen in die Fähigkeiten von Staat und Parteien zum stabilen Weiterregieren gerade über die politisch meist ereignislosen Festtage durch die Familien. Obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz direkt vor dem Fest versichert hatte, dass das aktuell beschlossene Steuer- und Abgabenerhöhungspaket niemals im Alltag der Menschen ankommen werde, nährt sein Vize demonstrativ den Verdacht, das könnte gelogen gewesen sein. Der Verrat kommt selbst aus der Kanzlerpartei: Frühere Spitzenkräfte der SPD sprechen von Deutschland als "krankem Mann in Europas" und machen damit delegitimierende Ansichten hoffähig.
Ein großes Streitthema am Weihnachtstisch, das sich hervorragend eignet, klare Kante zu zeigen. Wo Menschen auf Angehörige treffen, denen sie das Jahr über wegen deren Ansichten etwa über angeblich "unhaltbare Zustände in Europa" bietet sich die Gelegenheit, Behauptungen über die Situation in Israel und Gaza, auf einen vermeintlichen Antisemitismus von Muslim*nnen und Widerspruch zum Sparpaket der Bundesregierung entgegenzutreten. Dabei gilt es nach Ansicht des BBAA, nicht unmittelbar auf einen sofort messbaren Erfolg zu setzen, denn Zweifler an Deutschlands richtigem Umgang etwa mit Hochvermögenden, an einer sicheren Energieversorgung durch Einsparungen und den Erfolgsaussichten einer raschen Verzehnfachung des Ausbaus der Erneuerbaren zu stellen und sie vor den vielleicht noch schwankenden übrigen Familienmitgliedern zu entlarven.
Gefährliche Positionen der Staatsfeindlichkeit
Jeder Satz hilft, Positionen der Staatsfeindlichkeit oder Staatsleugnung zurückzudrängen. Rücksicht auf Heranwachsende, die Sympathien für das Vorgehen der Letzten Generation gegen Kritische Infrastrukturen (KRITIS) äußern, darf dabei nicht genommen werden. Wer davon schwurbelt, dass die Welt untergehen werde, wer es ablehnt, für seine Handlungen Verantwortung zu übernehmen oder sich weigern, Steuern zu zahlen, muss zum Konflikt gezwungen werden - nicht nur mit den Behörden oder vor Gericht, sondern gerade von seinen engsten Angehörigen. Wenn die Enkel unterm Weihnachtsbaum ihre kruden Thesen über die Schuldenbremse, die Gefahren des Rechtsextremismus und die Schutzwirkung der Corona-Booster verbreiten, muss ihnen ein steifer Gegenwind ins Gesicht blasen.
Es gilt, den Leidensdruck der Verschwörungsgläubigen zu erhöhen, indem ihnen die Konsequenzen ihres Festhalten an falschen Narrativen unerbittlich vor Augen geführt werden: Ausschluss aus dem Familienverband, keine Geschenke mehr, kein Erbe, kein Verzeihen. Der Gefahr, dass man sich komplett zerstreitet und Beziehungsabbrüche drohen, muss fest ins Auge geschaut werden.
https://www.klonovsky.de/wp-content/uploads/2023/12/Bildschirmfoto-2023-12-23-um-20.49.44-768x838.png
AntwortenLöschenVersuch macht kluch.
Ich dünke mich immer der König der Hacker, wenn mir solches gelingt ...
AntwortenLöschenAnsonsten: Do hockst di hi, wie der Bajuware zu sagen pflegt.
Auch nicht uninteressant, der Vorname zumal:
https://www.klonovsky.de/wp-content/uploads/2023/12/Bildschirmfoto-2023-12-23-um-22.05.02-768x854.png
Man könnte den Zeitungs(Selbstzensur) zugute halten, dass sie ein gewisses Gruselmärchen verinnerlicht haben (die abgehackten Kinderhände in Belgien sind nicht gemeint), das haben sogar hochgewitzte Zeitgenossen wie Klonovsky - aber das tu ich nicht. Übrigens, Louis Aragons Definition des Journalisten ist seit Jahren im Internet nimmer zu finden.
AntwortenLöschenich debattiere nie mit dem rassistischen Onkel sondern lausche gespannt
AntwortenLöschenWie verhält man sich eigentlich bei Debatten mit journalistenfeindlichen Kräften in der Familie? Beispiele für guten Journalismus zu finden ist ja nicht so einfach.
AntwortenLöschen>Auch nicht uninteressant, der Vorname zumal
AntwortenLöschenhttps://levinkubeth.com/
Das ist die deprimierendste Seite im ganzen Internet. Zumindest Top 10.
mit dem rassistischen Onkel ---
AntwortenLöschenThough I reject that term as such, I'm a racist, as a matter of course.
Abér - nicht darum geht es, sondern um jenes Gruselgeschichtchen. Diese (Selbstzensur) sind besten Gewissens, wie vor so vierhundert Jahren ein engagierter Hexenrichter es gewesen sein mag. Bekämpfen sie doch ihrer Meinung nach das Böse unter der Sonne.
ok einhammernoch
AntwortenLöschenich heiße Levin Kubeth und arbeite als Journalist
ääh...
...
Das journalistische Handwerk habe ich an der Henri-Nannen-Schule gelernt.
Was auch immer der dort gelernt hat, DAS ganz sicher nicht.
*mic drop
fröhliche weihn8
Oh welches Glück, dass mich ein Menschenherz begreift ... Alois Revecki
AntwortenLöschenHännry Nonnen ? war der nicht bei den Nazis Mitlaufbeauftragter oder so ?
AntwortenLöschenmeinten Sie Lewin Betkuh ?
AntwortenLöschenDie Medien sind in den Händen von Minderwertigen, s. Bildschirmfoto Klonovsky.
AntwortenLöschen