Mittwoch, 13. Dezember 2023

Klimagipfel: Die Ehrgeizigen und die Ehrlosen

Deutschlands Weg ins neue Klima ist kohlegetrieben - das soll weltweit Schule machen.

Es fing gut an in Dubai und wurde immer besser. Nach einer Woche der größten und historischsten Klimakonferenz aller Zeiten war der Sekt schon kaltgestellt. Selbst Greenpeace hielt den großen Kompromiss für greifbar, eine Art Ausstiegsbeschluss der Menschheit aus der Nutzung fossiler Energien, die dem deutschen Paukenschlag mit der Gründung des großen Klimanotfonds zum Start und der Gründung des neuen deutschen Klimaklubs wenig später die Krone aufsetzen wollte.  

Kaltstart in die Hitze

Den letzten kleinen Schubster sollte Deutschlands Außenminuisterin Annalena Baerbock herbeiverhandeln, Uno-Chef Antonio Guterres, so weit er seine Zeit nicht Protesten gegen Israel verbringen musste, unterstützte nach Kräften: Wenn Deutschland, dass in diesen trüben Herbsttagen bis zu 70 Prozent seines Strom aus fossilen Quellen bezieht, schon in sechs Jahren komplett auf Kohle verzichten kann, warum sollen die Ölförderländer nicht auch aufhören, Erdöl, und Erdgas zu fördern?  

Von Anfang an, so stand es überall, wollte der Gipfel den Ausstieg besiegeln. Deutsche Medien erwarteten fest, dass sich die angereisten "rund 200 Staaten" (Tagesschau) auf ein "Energiepaket" (®©BWHF) einigen, das nicht nur eine Verdreifachung der theoretischen Stromerzeugungskapazität in den kommenden 72 Monaten und eine "Verdoppelung der Verbesserungsrate bei der Energieeffizienz", sondern auch die Zustimmung der Öl- und Gasförderstaaten zur Schließung ihrer Wohlstandsquellen enthalten würde. Bis 2030 würden die ihre Methanemissionen um drei Viertel senken. 2050 dann das letzte Barrel aus dem Boden pumpen.

Fabelhafte Verhandlungen

Was genau die 70.000 Teilnehmer in den ersten sieben Tagen in Dubai trieben, ist nicht bekannt, über den Energieausstieg verhandelt können sie jedenfalls nicht haben. Denn als alles zusammenkam, um den nächsten großen Erfolg im Überlebenskampf der Menschheit zu feiern, stand im Entwurf für den rituellen Abschlusstext nichts vom Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Eine "Reduzierung" war stattdessen als Ziel vorgegeben – für "Deutschland und die EU" (Tagesschau) und "Dutzende weiterer Staaten" (RND), die nicht im Einzelnen genannt werden, nicht hinnehmbar. 

Die Klimaweltmächte begehrten auf. "Kompromiss" buchstabieren Europäer traditionell mit "Wasichwillmuss", weil sie aufgrund ihrer längeren Zivilisationsgeschichte besser als andere wissen, was gut für alle ist. Annalena Baerbock, der nach Dubai geeilte ARD-Korrespondent Martin Polansky, Umweltschützer und "der ehemalige US-Vizepräsident und Klima-Veteran Al Gore" (RND) waren sich einig, dass es dabei bleiben soll. Es gelte nun, "der gloablen Süden klarzumachen, wo wir hinmüssen", sagt der Klimaforscher Ottmar Edenhofer. Und "diejenigen zu isolieren, die den Ehrgeiz bremsen", empfahl ein Vertreter der vom Auswärtigen Amt mitfinanzierten Denkfabrik E3G. Bei der hatte sich Jennifer Morgan, Baerbocks aktuelle Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, einst die ersten Sporen als Global Climate Change Director verdient.

Die Welt muss

Warnungen, der Ehrgeizigen, die an den ehrlosen Drittweltlern abprallten. Al Gore nannte den Text "von den Ölstaaten und für die Ölstaaten" und dachte dabei sicherlich an America first, denn die USA sind deren größter. Nicht ganz zufällig hatte die Biden-Administration vor beginn der Klimakonferenz einen Vorschlag vorgelegt, der keinen Ausstieg, sondern eine "Reduzierung der Emissionen, die den Klimawandel vorantreiben" beinhaltet. Die Methanemissionen der US-amerikanischen Öl- und Gasindustrie würden dadurch "stark eingeschränkt" - etwa genau das, was der nicht hinnehmbare Entwurf des Abschlussdokuments vorsah, der "suggeriere", so Baerbock, dass "fossile Energien in der Zukunft weiter eine entscheidende Rolle spielen könnten".

Inakzeptabel für Deutschland, das "strenge Vorgaben" und "verbindliche Ziele" liebt, auch wenn die Geschichte zeigt, dass deren Auswirkungen auf das Weltklima umso geringer sind, je deutlicher sie missachtet und verfehlt werden. Die brüske Zurückweisung erzürnte nun wieder die arabische Welt, die von Deutschland geplante globale Abkehr von allen fossilen Energieträgern mit scharfen Tönen zurückwies. 

Ein aggressiver Angriff

Als "aggressiven Angriff" bezeichnete Kuwaits Ölminister Saad Hamad Nasser al-Barrak das "außergewöhnliche Beharren, Völker und viele Länder einer grundlegenden Energiequelle zu berauben". Wenn die USA beinahe so viel Öl fördern wie Saudi-Arabien und Russland zusammen und Norwegen Milliarden in die Erschließung neuer Felder investiert, wirke das Vorgehen "einer Reihe von westlichen Staaten rassistisch und kolonialistisch". 

Aus Sicht der Förderländer bedeutet ein Beschluss zum weltweiten Ausstieg aus Öl und Gas, dass "wichtige Teile unserer Volkswirtschaften in der Region auszuschalten, von denen unsere Zukunft abhängt". War der Vorschlag, es bei der windelweichen Formulierung "Reduzierung" zu belassen, für Deutschland und die EU "nicht akzeptabel", so sei der Vorschlag, statt Reduzierung Beendigung zu schreiben, für die Ölstaaten "vollkommen inakzeptabel".

Die starke Allianz für den Ausstieg

Viele Wege hat die Weltgemeinschaft nun nicht mehr, um eine Brücke zu bauen zwischen Baerbocks "starker Allianz für Ausstieg aus fossilen Brennstoffen mit vielen Inselstaaten wie Palau, die Marshallinseln oder Fidschi" und der arabischen Welt, Indien, China, Venezuela, Russland und dem Iran, die eine starke und Kontinente übergreifende Allianz gegen den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bilden.

Das entscheidende Zünglein an der Waage könnte einmal mehr Deutschland sein. Verweigern die Produktionsstaaten von Öl und Gas und Kohle die Einstellung der Förderung, bleibt nur der harte Weg der Erziehung zu Besserung: Deutschland, die EU-Partner und die anderen "mehr als 100 Staaten", die den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas fordern, hören zum Stichtag einfach auf, fossile Brennstoffe zu kaufen. Ein Ausstieg durch die Hintertür, an dem kein Förderstaat die in der "High Ambition Coalition" zusammengeschlossene Gruppe von Industriestaaten und besonders verwundbarer Länder hindern kann. 

Energiewende für Afrika

Die nötige Energiewende würde über das gute Beispiel zweifellos schnell viele Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas erreichen, die nur auf ein Zeichen warten, um die fossile Ära hinter sich zu lassen und eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz anzugehen. Alternativ zu dieser einfachen und eleganten Lösung ist freilich auch denkbar, dass sich die Konfrontation mit einer interpretationsergiebigen Formulierung auflösen lässt. Das Deutsche gäbe "Ausstiegsreduzierung" oder "Beendigungsanfang" her, im Englischen wären "Reduction to exit" oder "Terminationstart" wunderbar leere Worthülsen gegen ein globales Klimascheitern. 

Update: Die "Abkehr" ist es dann geworden.

11 Kommentare:

  1. Also gehen die Inseln jetzt unter. Oh nein.

    Mal schauen:
    Palau: 17.614 Einwohner
    Marshallinseln: 42.782
    Fidschi: 896.000
    Nettozuwanderung D 2022: 1,462 Millionen

    https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/zuwanderung-deutschland-114.html

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  2. immer wieder https://www.politplatschquatsch.com/2009/12/tuvalu-gibt-keine-ruh.html

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  3. OT How To Whistleblow mit Fefe

    Fefe:
    Geheimnisse lieber nicht per Post leaken, und wenn doch dann jedenfalls nicht mit personalisierten, trackbaren Briefmarken frankieren

    Lol und Fefe hat natürlich völlig recht.
    Profitip für Nachmacher:
    Schicke Deine Geheimnisse niemals an irgendeine Flöte vom Tagesspiegel, der dann den ganzen Scheiß für die Spurensicherung herumliegen lässt.

    https://www.bz-berlin.de/berlin/house-of-cards-in-lichtenberg-wegen-hoenicke

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  4. sind sozis tatsächlich dümmer als Menschen oder Bürger ?

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  5. "sind sozis tatsächlich dümmer als Menschen oder Bürger ?"

    Das Fußvolk auf jeden Fall.
    Ob das auch für die Anführer zutrifft, wäre zu untersuchen.

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  6. Was genau die 70.000 Teilnehmer in den ersten sieben Tagen in Dubai trieben, ist nicht bekannt.
    Interresant wäre der Anteil von Prostituierten an den 70 000. Mein Tip so um die 15 %. Man könnte mal Hannah Lakomy fragen, sie hat da bestimmt einen Einblick. Zu solchen Anlässen fährt man zum Ficken und Saufen. Sonst bringen diese Veranstaltungen nur Kälteeinbrüche, Frost und Schneechaos.

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  7. >> Jennifer Morgan ... einst die ersten Sporen als Global Climate Change Director verdient.

    Die ersten Sporen hat sie sich wohl gänzlich woanders verdient. Das wäre aber eine andere Geschichte, nehme ich an.

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  8. Ach die Jennifer hat's drauf.
    Die Jennifer:
    „Deutschland kann viel von Kenia lernen“, sagte Morgan. ... das Bemühen des Landes beim Ausbau der regenerativen Energien – sie machen in Kenia bereits 93 Prozent aus.


    Alexa, spiel I'm a big, big girl in a big , big world!

    Energieverbrauch Deutschland 2016: 592,7TWh
    Energieerzeugung Kenia 2016: 9,6TWh (123% des Eigenbedarfs)
    Nach Adam Riese 1,6% des deutschen Wertes. Scheiß Mathe.

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  9. sind sozis tatsächlich dümmer als Menschen oder Bürger ?

    Die Anhänger jeglicher Parteien einschließlich der Affe-D sind in der Tat dümmer, aber so groß ist der Unterschied einkich nicht.

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  10. "Hannah Lakomy"

    Man wird nicht jünger. Das merkt auch die Nutte für die gebildeten (oder die sich dafür halten) Schichten. Deshalb bemüht sie sich in einer Anschlusskarriere. Statt Prostituierte versucht sich Salomé Balthus nunmehr als Presstituierte.

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  11. Kannte ich noch gar nicht ...

    Ick bin Prostitätowierte/fest uff Hieb un Stich/du bist heute schon der Vierte/willste oder nich?/Keene Angst, ick bin jewaschen/Mensch, ick möchte dir vernaschen ... (Erich Kästner)

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