Dienstag, 5. Dezember 2023

Entscheid der Klimawandelkomission: Wann Wetter Klima ist und wann nicht

Oft ist es Klima, manchmal aber täuscht der Augenschein und es handelt sich eindeutig nur um Wetter.

Es schneit, es ist kalt, es kommen die Leugner aus ihren Löchern und sie schreien überall, dass all der Schnee und Frost den wissenschaftlichen Konsens von der Klimaerwärmung nun wohl endlich widerlegt habe. Winter mit Schnee und starkem Frost habe es ja nie mehr geben sollen, in unseren Breiten. Statt frostiger letzter Herbstwochen drohten milde Winter mit Sonnenbädern im Münchner Hofgarten und kräftiger Entlastung für die deutschen Erdgasspeicher, die Robert Habeck mit nahezu dausend Prozent (Bernd Förtsch) gefüllt hatte. Die nun aber nach nur einer kleinen Winterwoche von vielleicht zwölf schon nur noch zu 95 Prozent gefüllt sind.  

Noch nie seit 43 Jahren

Doch die Tatsache, dass es schneit wie in München "noch nie seit 43 Jahren" (DPA), ist kein Gegenargument für den Klimawandel - darin sind sich Klimaexperten einig. Ganz im Gegenteil: Es ist ausgerechnet die Erderwärmung, die "teils sogar für mehr Schnee sorgt" (Tagesschau). Wichtig ist, klar zu unterscheiden, was nur Wetter ist und was schon Klima und Klimawandel. Viel Sonne, das hat nicht zuletzt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als Hitzebeauftragter der Bundesregierung bereits im Juni mit seinem Plan für mehr Wärmeschutzinseln und Wasserspender deutlich gemacht, ist definitiv immer Klima, ebenso wie wenig Regen, viel Dürre, hohe Temperaturen und zunehmende Zuwanderung. 

Bei viel Schnee hingegen handelt es sich um ein weiteres "Zeichen für den Klimawandel, nicht gegen ihn", wie der Politikwissenschaftler Ingwar Perowanowitsch errechnet hat: Pro ein Grad Erwärmung nehme die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasserdampf auf, das führe "im Sommer zu Starkregenfällen und im Winter eben zu Starkschneefällen". Eine einfache, aber einleuchtende Logik,  gerade mit Blick auf Versuche der Fossillobby bei der UN-Klimakonferenz in Dubai, auf ein Roll back der deutschen Bemühungen um ein Verhindern des Ausbleibens von "Wintern mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren in unseren Breiten"

Schnee ist kein Beweis

Schnee, auch in großen Mengen, taugt nicht als Beweis dafür, dass die Erderwärmung und der Klimawandel ausbleiben. Vielmehr zeigen beide hier ein besonders hässliches Gesicht. Nach dem wärmsten Sommer seit mindestens 100.000 Jahren" (DPA), womöglich aber auch sogar seit "125.000 Jahren" (T-Online) brachte auch der Oktober einen neuen Hitzerekord, ehe halb Europa mitten im Herbst im Schnee versank. Zwar gab es 2023 nur 11,5 sogenannte "Heiße Tage" (DWD), eineinhalb  mehr als 1965 und ebenso viele wie 1993. 

Doch selbst die Schneemassen hinzugezählt kann das allein "kein Gegenargument dafür sein, dass die Temperaturen weltweit im Schnitt wärmer werden" (Tagesschau). Klimaexperten widersprechen zwar der Perowanowitsch-Formel und beharren darauf, dass wärmere Winter weniger Schnee bedeuten. Doch  wie die Nordatlantische Oszillation in den vergangenen Jahren stets verlässlich auftauchte, um kalte Phasen inmitten der Hitzerekorde zu erklären, sind nach deren plötzlichen Verschwinden nun "Jahresschwankungen" (DWD) dafür verantwortlich, dass sich die "generelle Temperaturerhöhung im Winter auch in den Minusgraden abspielen" kann.

Kälte trotz Rekordhitze

Schnee gehe auch bei minus fünf Grad, begründet die DWD-Klimatologin Gudrun Mühlbacher, warum es trotz Rekordhitze kalt genug werden kann, dass es schneit und der Schnee liegenbleibt. Nur eben kürzer: So zeige eine Datenreihe des DWD zu Oberstdorf in Bayern, die über 135 Jahre reicht, dass es zwischen 1961 und 1990 im Mittel noch 127 Schneetage gegeben habe, zwischen 1991 und 2020 aber nur noch 106 Tage. Die Zeitspannen, in denen Wetter zu Klima wird, schrumpfen also, hingegen dehnen die sich den physikalischen Gesetzen folgend hitzebedingt aus, in denen das Klima das Wetter diktiert.

Ausreißer, also Schneefälle wie vor 20 Jahren und starker Frost, lassen keine Rückschlüsse auf das Klima zu, wie Peter Hoffmann vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bestätigt hat. Bestimmte Wetterbedingungen könnten Winter "auch mal ungewöhnlich ausfallen" lassen, womöglich sogar mit immer mehr Schnee, je länger die Klimaerwärmung andauere. Durch die fortschreitende Annäherung an das 1,5-Grad-Ziel könnte es künftig zwar seltener schneien, "dafür aber in der Masse genauso viel oder gar mehr" (Hoffmann) Schnee geben. 

Ein einfacher Grund

Der Grund dafür ist, dass es durch die Klimaerwärmung mehr regne - vor allem im Herbst und im Winter, um die sommerlichen Dürren und der Grundwassermangel nicht zu gefährden. Laut DWD hat die mittlere Niederschlagsmenge in Deutschland seit dem Winter 1881/1882 bereits um rund 48 Millimeter zugenommen, der Großteil dieser Steigerung etwa ein Viertel entfalle auf die Niederschlagsaison in den Wintermonaten. 

Zudem beobachten Forschende des Climate Watch Institutes im sächsischen Grimma mehr Resilienz beim Schnee, mit größeren Flocken und härteren Kristalle. "Das führt dazu, dass mehr Schnee liegen bleibt, auch wenn die Temperaturen insgesamt hochgehen." Das sei aber nicht beunruhigend, sondern hilfreich, denn geschlossene Schneeflächen bilden nach dem aktuellen Forschungsstand einen natürlichen Reflektor für einfallendes Sonnenlicht: "Die strahlen viel Hitze zurück in den Weltraum und wirken so kühlend." Einerseits verlängere das die Schneelliegezeiten, andererseits auch die Heizperiode, wobei noch nicht klar sei, welcher sich selbst verstärkende Prozess in der aktuellen Wetterlage obsiege und zu einem wissenschaftlich verwertbaren Klimabeitrag werde.

Fakt sei, dass der Klimawandel zu mehr oder weniger Schnee führen könne, aber auch zu höheren Temperaturen, die sich als tiefere Temperaturen äußern. Frost sei somit kein Beleg für mangelnde Erwärmung, denn nachts sei es nach wie vor kälter als draußen. "Mehr Wetter insgesamt verwandelt sich jeweils in Klima, aber das passiert eben nicht tagesaktuell", heißt es in Grimma.

6 Kommentare:

  1. Globale Erwärmung gibt es aber auch auf einem unbewohnten Planeten: auf dem Mars. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre stieg die mittlere Temperatur dort um rund 0,6 Grad Celsius. Es gab also einen größeren Sprung als auf der Erde.

    https://www.deutschlandfunk.de/ein-fall-globaler-erwaermung-100.html

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  2. Nun entspannt euch. Wie in neunzehn von zwanzig Jahren gewohnt, wird es Mitte Dezember gelinder werden. Dann wird Väterchen Frust nochmal zu langen, sei es Anfang Januar, sei es Ende März. Wie schon Kohelet sagt, nichts neues unter der Sonne.



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  3. Karsten Hilse: AfD wird Klima-Spuk beenden

    Bei PIPI. Kommentar: Lachlachlach. Einen Dreck werden die Pfeifen.
    Die sind erstmal damit befasst, das Sechsualstrafrecht zu verschärfen. Alsdann auch den §130. Brauchen wir ja dringend.
    Slick mig i rôvet.

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  4. Besser: ...i röven. Kann ja mal passieren. Sonst hieße das, etwa, leck' mich in das Arsch.

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  5. großartige Zeiten - schon bald : völlig nutzlose Mittelschichtkinder werden im Gleisbau oder in arbeitslagerähnlichen Zusammenhängen hart arbeiten .Bernd wird das alles sehr wohlwollend beobachten .

    sitzen zwei blöde Pipimädchen am Dammrohrbahnhof ( Uni ) und nörgeln herum . dies und das . und die Perspektiven für Lala und Lara - La .

    handwerklich ungeschickt , nicht soooo hübsch ...

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  6. "dafür aber in der Masse genauso viel oder gar mehr"

    Erinnert an den seligen Eberhard Cohrs:
    Ich trinke zwar wenig, aber dafür oft - und dann eben viel!

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