Donnerstag, 9. November 2023

Wirtschaftswunderland: Dann werden tausend Märchen wahr

Eines Tages wird der "schwächelnden Konjunktur" (Spiegel) nichts anderes übrigbleiben als sich dem Lächeln des Kanzlers zu beugen.

Der Begriff "Wachstumsschwäche" beschreibt es so gut wie die Vokabel "Laufschwäche" die Galoppfähigkeiten eines Pferdes ohne Beine. Doch bei der Präsentation der Vorhersagen der Kaffeesatzleserrunde der sogenannten Wirtschaftsweisen setzte Olaf Scholz trotzig sein übliches Hanseatenlächeln auf. Es hätte schlimmer kommen können, ist also wiedereinmal sehr gutgegangen. Um nur 0,4 Prozent wird die Wirtschaftsleistung am Ende schrumpfen, das ist selbst für die im Gesundbeten der Situation nicht unerfahrenen Propheten eine so lehrbuchreife Rezession, dass die zuletzt am liebsten verwendete Beschreibung als "Stagnation" diesmal außen vor blieb.

Kein kranker Mann nirgendwo

Eine Langzeitaufnahme, die wundergeheilt wird

Doch mit dem Begriff "Wachstumsschwäche" (®© BWHF) lässt sich selbst das Desaster, das wie immer weit schlimmer war als vorhergesagt, noch auf Hochglanz polieren. Kein kranker Mann weit und breit, nur ein recht schwacher. Deutschland, diese Interpretation des Niedergangs gilt ab sofort, duckt sich derzeit ab wie ein Sprinter in den Startblock. Sieht für einen Augenblick klein aus. 

Wenn er aber er losläuft, aus der Grube, der Kuhle, den Loch, dann wird er förmlich explodieren. Gerade wer von ganz unten kommt, hat richtig Schwung, jeder Gewichtheber kennt das. Eben noch scheint das Eisen stärker zu sein, die Gravitation allmächtig. Schon spricht das Bundesverfassungsgericht hinter verschlossenen Türen mit der Bundesregierung, um über die "Krise als Motor der Staatsmodernisierung" zu sprechen. Und auf einmal, scheinbar ohne ersichtlichen Grund, "springt das Wachstum an" (DPA). Gleich um lediglich 0,7 Prozent sehen es die Experten nach oben springen. Wenn alles gut geht.

Dass nichts dafür spricht, spricht nicht dagegen

Nichts spricht dafür. Aber das spricht nicht dagegen. Mag auch die Industrieproduktion schon seit 2016  dauerhaft schrumpfen und selbst der Zuzug von 2,5 Millionen neuen Kundinnen und Kunden weder den Arbeitsmarkt belebt noch mehr Investitionen oder noch mehr Konsum bewirkt haben. Dass die  Gesamtproduktion zurückgeht, ist eine Momentaufnahme, wenn auch langzeitbelichtet. 

Nach den letzten Zahlen vom September ging es auf Monatssicht nochmal um 1,4 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt ausgerechnet hat. Dieser vierte monatliche Rückgang in Folge vermag den Wunderglauben im Rat der Weisen, im Kanzleramt und in den angeschlossenen Abspielstationen aber nicht beirren. Man "justiert die Konjunkturprognosen nach" (Westdeutsche Zeitung), erwartet "leichtes Wachstum" (Tagesschau) einfach etwas später und erst nach einer "schwächelnden Konjunktur" (Spiegel). Hat aber mit China, der Inflation, den Kriegen und Krisen ein ganzes Bündel an externen Gründen gefunden, warum die Superpolitik, über die man jeden Tag begeistert berichtet, so beharrlich nicht greifen will, dass selbst die treuesten der Treuen, die es bisher wie auf Befehl vermieden hatten, die Rezession eine Rezession zu nennen, nun doch davon schreiben.

Unverhofft kommt ziemlich oft

Nein, es ist nicht mehr nur die Stimmung, die schlecht ist, es sind nicht mehr nur die Hetzer, die alles kaputtreden und nicht glauben wollen, dass die Industrie ihre Produktion "unerwartet" (Spiegel, 7.11. 2023) heruntergefahren hat. Aber vielleicht ist es der Moment, an dem die Nacht am tiefsten ist und die Tag am nächsten. Immerhin hat Scholz schon im Frühjahr ein Wirtschaftswunder wie in den 50er Jahren versprochen. Und Robert Habeck sei sogar, reportiert der "Spiegel", noch 2024 optimistischer als die Wirtschaftsweisen. 

Der Heizungsmann sieht die Talsohle erreicht: Wenn allerlei Steuern, Abgaben, Aufschläge und Zuschläge für eine Vielzahl guter und sehr guter Zwecke ab Dezember, Januar und später im Jahr 2024 schön dosiert hintereinander steigen, wird dem seit 2016 anhaltenden rückläufigen Trend nichts anderes übrigbleiben als sich dem Lächeln des Kanzlers und dem Optimismus seines Wirtschaftsministers zu beugen und einen Freudensprung nach ganz oben zu machen. 

Dann werden, wie Bruno Balz schon vor 100 Jahren vorhergesagt hat, tausend Märchen wahr.

10 Kommentare:

  1. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundesverfassungsgericht-redet-mit-bundesregierung-19295577.html



    Das ist ganz sicher kein Thema für Verfassungsrichter, das sich aus ihrer Jobbeschreibung ergibt. Oder aus irgendetwas anderem ergibt außer Parteiengekungel.
    Immerhin hat man es geschafft, die Phrase 'Krise als Chance' leicht umzuformulieren.

    Die Treffen im Rahmen dieses Dialogs oberster Verfassungsorgane seien „gänzlich ungeeignet, Zweifel an der Unvoreingenommenheit der Richterinnen und Richter des Bundesverfassungsgerichts zu begründen.“

    Was für Schwachmaten.

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  2. Heinrich Morgenthau hat es nie gegeben.
    Alles eigentlich ungewollte Fehlentwicklungen, weil die Politiker nämlich doof sind.

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  3. >> Die heutigen politischen Entscheidungsträger verstehen nicht, dass alles, was Strom braucht, mit Petrochemikalien aus Erdöl, Kohle oder Erdgas hergestellt wird, von der Glühbirne bis ... <<

    Doch, ihr kleinen EIKE-Spießerlein, die eigentlichen "Entscheidungsträger" wissen ganz genau, wo der Frosch die Bejkeles hat. (Was wäre, wenn ...)

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  4. >> Einederfrauen 9. November 2023 at 15:40

    Diese Diskussion ist genauso unsäglich, wie die Diskussion über Abtreibung (bis zur 12. Woche).
    Ich bin seit fast 10 Jahren vegan, es ist einfach gesünder. Alle Nährstoffe können wir aus pflanzenbasierter Kost bekommen (außer B12, aber das wird den Tieren auch nur zugefüttert). <<


    Unwertes Leben.

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  5. A. von Steinberg 9. November 2023 at 16:49

    >> Ergänzung
    für alle, die meine obigen Ausführungen möglicherweise anzweifeln:

    Es zeigt die Forschung, dass auch erwachsene Personen, die sich rein vegetarisch oder gar vegan ernähren, deutlich erniedrigte Kreatin-Werte besitzen.

    Für die Entwicklung des menschlichen
    Gehirns im Baby- und Kleinkindalter ist Kreatin ganz besonders wichtig.

    QUELLE: Watt K.K, Garnham AP, Snow RJ.: Skeletal muscle total creatine content and creatine transporter gene ex-pression in vegetarians prior to and following creatine supplementation. Int J Sport Nutr Exerc Metab 2004 Oct; 14 (5): 517–531.

    Der menschliche Körper ist zwar in der Lage, bei genügender Versorgung mit den Aminosäuren Alanin, Arginin und Methionin ungefähr die Hälfte des täglichen Kreatinbedarfs selber zu decken; für die andere Hälfte ist er aber mehr oder weniger auf alimentäre Quellen, das heisst auf Kreatin in Fleisch und Fisch, angewiesen. Kreatin und speziell Phosphokreatin ist für die Energieversorgung vor allem von Muskeln, Gehirn und ...

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    @ Blaublütigen Degeneraten:

    Ich hatte Biochemie bei Peter Bohley persönlich, zusammen mit Hoko Lee Frey vom Stamm der Zulu. Also steck dir deine Weisheit dorthin, wo die Sonne nur selten scheint.

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  6. Aaschloch von Steinberg, das Übliche. Das Wildpret für die selbsternnannten Edlen, für die Skalke Erbsenbrei. Näheres bei Georg Büchner - Woyczek.

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  7. Was Ananas: G*ttlob, bis zum 27."Jänner" (um unserem Freund Le Penseur zu schmeicheln) ist nun erst einmal Ruhe von dem Gedenkscheixx.

    Es kommen allerdings die Tage Gébet den Armen ...
    Würden Sie über Weihnachten einen kleinen Palästinenser nehmen? - Ach, da muss ich erst mal meinen Mann fragen. Meistens nehmen wir eine Gans ...

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  8. (((spiegel.tv))) hetzt erneutgegenVolkundPartei - sachdienliche Hinweise erwünscht

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  9. seit dem titelbild "der windmühlenwahn" liest kein anständiger freund von erneuerbaren und nachhaltigem rückbau dieses ja immer noch auf der basis tausender vernichteter bäume hergestellte blatt

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  10. https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-2004-14.html

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