Mittwoch, 15. November 2023

Street-Art-Anklage: Wie ein falscher Banksy die Palästinenser basht

Hier der tatenlos herumstehende Palästinenser, dort der emsige Jude, der Wasser herangeschleppt hat, um den Baum zu gießen. Das falsche Banksy-Bild aus dem Netz strotzt nur so von Klischees.

Auf den ersten Blick ist einfach ein schönes, trauriges, hoffnungsfrohes Bild. Augenscheinlich friedlich widmen sich zwei Kinder, der eine vielleicht sechs Jahre alt, der andere vier oder fünf, einem der schönsten Dinge, die sich die Götter gleich welcher Gestalt für ihre Geschöpfe auf Erden ausgedacht haben. 

Gartenarbeit gilt seit den Tagen in Eden nicht nur als nahrhaft, sondern auch als bildend, zudem weisen neuere Studien darauf hin, dass Gärtner deutlich weniger häufig der Mörder sind, als es westdeutsche Schlagerpropaganda gegen den arbeitenden Mann früher hatte suggerieren wollen.

Kinder in einer Trümmerlandschaft

Das Bild, das der britische Street-Art-Maler Banksy geschaffen haben soll, verbreitet einfach Frieden: Zwei Kinder in einer Trümmerlandschaft, die darangehen, alles wiederaufzubauen. Und sie beginnen mit einem Baum, sensibilisiert vielleicht von der globalen Klimabewegung, die weiß, dass Klimagerechtigkeit auf besetztem Land nicht möglich ist.

Aber ohne umfangreiche Neuanpflanzungen von Bäumen, wie sie dank der großen Grünen Mauer in Afrika so langsam vorankommt, dass in Deutschland schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr über das Rettungsprojekt für das Weltklima berichtet worden ist, wird es nicht gehen. Banksy, dieser Meister der Pinselpropaganda, hat es klar erkannt.

Er erreicht die Herzen mit seiner Botschaft, er verbreitet Hoffnung und Liebe, so scheint es zumindest. Unzählige Male ist das über asoziale Netzwerke und Hassplattformen verbreitet worden, versehen mit romantischen Hinweisen wie "Entfernen Sie alle Erwachsenen in der Nähe und ich bin sicher, diese Kinder werden Freunde sein…“ oder "die schönsten Träume kommen von den verrücktesten Köpfen".

Selten nur formulierten Kritiker Zweifel daran, ob die baumpflanzenden Kinder im Krieg wirklich ein Werk Banksys sein können, der doch als überzeugter Vertreters der israelkritischen Kunst gilt - seit Jahrzehnten immer wieder in den Palästinensergebieten unterwegs, um "Israel an den Pranger" (Mena-Watch) zu stellen.

Das neue Meisterwerk

Dass das neue Meisterwerk nicht von ihm sein kann, dafür sprechen nicht nur die undatierte und ohne Verortung vorgenommene Verbreitung, sondern vor allem inhaltliche Gründe. Denn hinter der Fassade der auf den ersten Blick so friedlich gärtnernden Kinder versteckt sich harsche Kritik, eingepackt in gleich mehrere muslimfeindliche und islamophobe Klischees, wie der Kunstkritiker und Farbökonom Gerhard L. Zahn in einer umfangreichen Werkkritik beim Kunsthändlerportal ArtStreet festgestellt.

Zahn sieht in der Komposition westliche Vorurteile aufs Schlimmste bestätigt: "Der jüdische Junge gießt und kümmert sich, der arabische spielt nur in den Blättern herum." In der Hand halte er zudem offenbar einen Gegenstand, "der eine Handgranate oder ein Geldbündel sein kann". Auch ein Feuerzeug sei möglich. "Vielleicht zündelt der Junge." Gerard L. Zahn ist sicher, dass es sich um eine Anspielung handelt. "Wir wissen im Moment nur noch nicht, worauf."

Gefährliche Rollenverteilung

Für gefährlich hält der Kunstexperte aber nicht nur diese traditionelle Rollenverteilung, die dem Verhältnis im richtigen Leben entspricht und damit Werbung für eine Zementierung von Verhältnissen macht, "in denen die Palästinenser als Kostgänger von Hilfsleistungen aus Israel, Deutschland und von der Uno durchs Leben gehen, während die Juden sich um den Aufbau und die Bewässerung der oft kargen Landschaft in den alttestamentarischen Landstrichen von Palästina kümmern."

Schlimmer noch als das sei die Ausstattung der beiden kleinen Jungen mit den typischen Bestandteilen der religiösen und kulturellen Mode ihrer beiden Kulturen. "Jüdische Jungs tragen die Kippa zwar ab ihrem dritten Geburtstag", klärt Zahn auf, " aber das gilt für Besuche in der Synagoge, nicht für die Gartenarbeit." Der arabische Junge hingegen sei mit einem sogenannten Palästinensertuch ausgestattet worden, um ihn ausdrücklich als Angehörigen dieses Volkes zu kennzeichnen. "Das ist ein Spiel mit Missverständnissen, denn das Tuch Kufa kommt aus dem Irak und ist damit so palästinensisch wie das gesamte palästinensische Volk." 

Rassistischer Ausschluss anderer Gruppen

Das bestand ursprünglich aus Menschen aller Rassen, die zufällig in der römischen Provinz Palästina (hebräisch פְלֶשֶׁת Pleschet, deutsch Philisterland) lebten. "Seit der Verabschiedung der Charta der PLO im Jahr 1964 beanspruchen allein noch die arabischen Palästinenser diese Bezeichnung für sich." 

Juden, Christen und Drusen würden dabei gezielt ausgeschlossen, sie hätten aus Sicht der mit dem von der UNO anerkannten Erbstatus Status des "Palästina-Flüchtling" (in väterlicher Linie) geborenen heutigen "palästinensischen Volkes" kein Bleiberecht im Land. Das gehört "from the river to the sea" allein den  Arabisch sprechenden Bewohnern von Westjordanland, Gazastreifen, Berlin, Paris, Essen und Düsseldorf. "Man tut sich das Palästinensertuch um wie Greta Thunberg", analysiert Gerhard L. Zahn, "und glaubt dann, man gehört dazu, darf mitleiden und mitanprangern."

Idylle als perfider Kritikversuch

In der Idylle also versteckt sich harsche Kritik, Kritik vor allem an der arabischen Seite, die sich derzeit anschickt, zumindest in Frankreich und Deutschland als moralischer Sieger des "Gaza-Krieges" (ZDF) vom Schlachtfeld zu wanken. Klischeebilder werden bedient - hier der tatenlos herumstehende Palästinenser, der auf Hilfszahlungen wartet. Dort der emsige Jude, der schon mal Wasser herangeschleppt hat, um den Baum zu gießen. 

Tausendfach fielen Nutzer von sozialen Netzwerken auf diese besonders perfide Methode herein, die Verhältnisse zu zementieren. Faktenchecker sowohl bei ARD und ZDF als auch bei den hauptberuflichen Wahrheitsprüfungsagenturen von Mimikama bis Volksverhetzer und Correktiv glänzen bis heute durch Fehlen. So geistert das falsche Bild weiter als echter Banksy durchs Netz. Obwohl die Wahrheit ganz anders aussieht.

4 Kommentare:

  1. Ist es noch Ironie? Oder schon Sarkasmus?

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  2. OT
    >>> bobbycar 14. November 2023 at 19:44

    schwabenblitz 14. November 2023 at 19:22

    Alleine wie man Höcke´s verstorbenen Vater dreckig mit einbezog ...<<<
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    Auch du, bobbycar, auch du ...
    Toiletten 20 m link's.

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  3. Alles, was man über Künstler wissen muss:
    Banksy funds refugee rescue boat operating in Mediterranean

    https://www.theguardian.com/world/2020/aug/27/banksy-funds-refugee-rescue-boat-operating-in-mediterranean

    Alles, was man über das Schiff wissen muss:
    Das Schiff wurde am 25. März im Hafen durch die italienischen Behörden festgesetzt, ...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Louise_Michel_(Schiff)

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  4. Was für ein destruktiver und mit Verlaub dummer Kommentar mit einem Haufen IRREFÜHRENDEN Formulierungen und Inhalt.

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