Dienstag, 3. Oktober 2023

Deutsche Einheit: Das westdeutsche Weltgericht

ausgebeintes Haus in ostdeutschland
Das westdeutsche Weltgericht hat gesprochen: "Wie wäre denn ein 4. Reich mit neuer Mauer." (i.O.)

 Doch ich störe keck die Feier,
    Heule rasend Lob und Preiß,
Und der Herrgott hört den Schreier,
    Und ihm wird's im Kopfe heiß.

Karl Marx, Weltgericht, 1837

Er hat als einziger Landesteil seinen eigenen Beauftragten, einen echten Kümmerer von Amts wegen. Er verfügt über weite, leere Landschaften, die von hochmodernen Schnellstraßen durchschnitten werden. Er hat in vielen Belangen aufgeschlossen zu den alten, schon lange in Demokratie geübten Regionen. Und er profitiert seit Monaten zusätzlich von der großen Behördenansiedlungsoffensive der Bundesregierung und der Attraktivität Deutschlands als Standort von Zukunftsindustrien.  

Geld und Liebe für die Hilflosen

So viel Geld und Liebe hat der Westen gegeben, so viel Solidaritätszuschlag, so viele Landes- und Bundesgartenschauen, Sommerreisen der Kanzlerinnen und Kanzler, wagemutige Expeditionen an den Rand der Zivilisation. Und doch: Der Osten leert sich, schneller noch als zu DDR-Zeiten. Die Gesunden, Kräftigen, Klugen und Durchsetzungsfähigen wandern ab, die Jungen, Studierten und Zukunftsgewissen brechen auf, sich dem Kampf um die Fleischtöpfe direkt in den Wohlstandszentren der alten Länder zu stellen.

Furchtlos ist diese neue Generation Ost, ohne Dialekt und ohne falsche DDR-Romantik. Es kostet sie keine Kraft, die verlorenen Dörfer und ausgeweideten Kleinstädte hinter sich zu lassen, um dort eine Zukunft zu gewinnen, wo Pullfaktoren wie eine schnelle Terminvergabe beim Zahnarzt klappt, wo der Kaffee to-go im klimaneutralen Keramikbecher eine Selbstverständlichkeit ist und der Arbeitgeber selbstverständlich Weihnachtsgeld und Inflationsausgleich zahlt.

Das Altenheim der Republik

Im Gegenzug sinkt die Zahl der Menschen im Erwerbsalter in Ostdeutschland immer weiter. Die Region, die in den Jahren des staatlich propagierten sozialistischen Zukunftsoptimismus noch jünger war als der alte Westen, wird auch aufgrund der günstigeren Pflegeheimtarife zum Altenheim der Republik. Während alle fortziehen, die irgend können, bleibt auch die Zuwanderung in die Sozialsysteme aus dem Ausland trotz niedriger Mieten und viel Platz gering. 

Zu schlecht ist der mit Millionen Euro aus der Gebührenkasse verbreitete Ruf des Menschenschlages, der sich weiterhin in den weitgehend entleerten Landschaften versteckt hält. Rechte und Rechtsextreme sind es zumeist, rauchende Trinker ausschließlich zweierlei Geschlechts, die sich beharrlich weigern, Führungsaufgaben in Politik, Verwaltung, Industrie und Zivilgesellschaft zu übernehmen.

Seelenabgründe des Ostens

Es ist häufig versucht worden, die Seelenabgründe der Ostdeutschen zu erkunden, mit dem "Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit " (nur als Download, max. drei Exemplare pro Person!) forscht die Bundesregierung im Auftrag des Bundestages seit Jahrzehnten nach den Urgründen, die den Ostdeutschen daran hindern, sich an der geplanten Angleichung der sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Lebensbedingungen der Menschen im vereinten Deutschland auch emotional zu beteiligen. Ist es Trotz? Ist es Dummheit? Sind es die Einflüsterungen der aus dem Westen zugezogenen falschen Propheten? Woher kommt die Fremdenfeindlichkeit? Die Sehnsucht nach Abschottung? 

Als US-Außenminister Donald Rumsfeld den friedliebenden Teil Europas das "alte Europa" nannte, irrte er tragisch. Alt war hier nichts, es wurde erst: Wie eine Statistik zum Tag der deutschen Einheit zeigt, ist das wirkliche, das echt alte Europa ein Landstrich, der sich östlich der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze erstreckt, rund um eine Insel aus der deutschen Zuzugshauptstadt Berlin und ihrem westwärts gewandten Speckgürtel. Dort frischt das Blut derer die Alterspyramide auf, die es in den Kiezen und Gentrifizierungserwartungsgebieten nicht mehr aushalten und auf Land fliehen, dorthin, wo Bionade noch nach Natur schmeckt und das Lastenrad unangeschlossen in der Garage stehenbleiben kann.

Der Osten verliert

Alt dagegen sehen die Gegenden aus, die selbst der Ostbeauftragte der Bundesregierung schon lange aufgegeben hatte. Die Bilanz von 31 Jahren deutscher Einheit übertrifft alles, was sich die Montagsdemonstranten von 1990 erwünscht und erwartet hatten: Verlor die DDR in ihren traurigen 40 Jahren nur knapp 2,3 Millionen ihrer ursprünglich 18,3 Millionen Bürger, verließen in den 30 Jahren seitdem noch einmal so viele Ostdeutsche ihre Heimatstädte und -Dörfer, um im goldenen Westen der entwickelten Demokratie ihr Glück zu machen.

Deutschland strebt in der Einheit unablässig auseinander. Lebten am Tag der Ausrufung des Beitritts der damals irrtümlich noch nicht gegründeten neuen Bundesländer rund 64 Millionen Menschen im altgedienten Bundesgebiet und Westberlin, sind es heute nahezu 70 Millionen. Auf der anderen Seite hat sich die Waagschale gesenkt: Aus 16 Millionen Menschen mit DDR-Personalausweis wurden 13,5 Millionen Zurückgebliebene, unter denen sich inzwischen rund 2,5 Millionen ehemalige Alt-Bundesbürger befinden, deren Zuzug die Abwanderung von alles in allem fünf Millionen Ostlerinnen und Ostlern abfedern, aber nicht ausgleichen konnte.

Immerhin: Nach 34 Jahren kann das Land, ohne die Probleme zu verschleiern, stolz sein auf das, was die Menschen in Ost und West erreicht haben. Die Deutsche Einheit ist schon lange erwachsen geworden und damit eine große Erfolgsgeschichte, die den anderen Völkern voranleuchtet. Dass es dazu kommt, war in der alten BRD Staatsziel, in der DDR aber nur eine jkurze Zeit lang. Danach beschlossen die SED-Funktionäre, dass ihnen das halbe deutschland ganz lieber war als das ganz Deutschland halb.

Die Gewichte verrutschen

Die Gewichte rutschen seit der Wiedervereinigung aber schneller als sonst irgendwann. Machte die Bevölkerung im Westen bis 1990 etwa das Vierfache derer im Osten aus, leben heute in Westdeutschland schon etwa fünfmal so viele Menschen wie in den ostdeutschen Bundesländern. Gleichzeitigkeiten, die einander bedingen und zu immer mehr Ungleichheiten führen: Der urbane Westen regiert auch den immer mehr zu den natürlichen Urwäldern der Zeit vor den großen Rodungen zurückstrebenden Osten. 

Dort, wo kaum mehr Industrie arbeitet, und schon gar keine vom umweltverschlingenden Format der Stahlküchen im Westen, sorgen Regierungsbeschlüsse dafür, dass die, die die Hälfte ihres Lebens eingesperrt hinter dem Eisernen Vorhang vegetieren mussten, in den letzten paar bisschen Jahren in Freiheit an ihre Neubauwohnung von 1972 gefesselt mit Reisedokumentationen vom Amazonas vorliebnehmen müssen, weil Mallorca unerreichbar geworden ist.

Das große Glück der gemeinsamen Gesellschaft ist das Alter der im Osten Zurückgebliebenen. Ein bisschen um den Marktplatz marschieren, ein paar Leserbriefe schreiben und trotzige Kreuze auf Wahlzetteln machen, mehr ist nicht zu befürchten. Was vor 31 Jahren als fünftes Rad an den Wagen genagelt wurde, dort hinten, wo keine Bodenberührung zu fürchten ist, hat sich in einem Anhänger verwandelt, auf dem das liegt, was auf Kompostierung wartet.

Jedenfalls ist es eigene Schuld, wie ein Blick auf die differenzierten Urteile zeigt, die das bessere Deutschland nach 33 Jahren intensiver Bemühungen um die Integration der Ostdeutschen fällt. Der "Stand der deutschen Einheit" nach drei Jahrzehnten, dokumentiert in Originalzitaten aus dem westdeutschen Weltgericht.

The real Venkmann @Creeptonian: Wie wäre denn ein 4. Reich mit neuer Mauer. Vorher dürfen noch alle "Nicht-Nazis" rüber und dann wird ohne Tor verspachtelt

LangsamesDenken @LangsamesDenken: Wenn die letzten Vernünftigen aus dem Osten verschwunden sind können wir den antifaschistischen Schutzwall wieder aufbauen.

PepperCat 🇪🇺 @real_Gideon: Das Gehälter und Renten niedriger sind als im Westen ist sicherlich kaum ein Problem.

Holger Hinz #StandWithUkraine 📯 🐦 @holgereluard: National befreites Vakuum. 

William H. Bonney @Oneworld53: vorbildlich, so geht Klimarettung 

nikki1325#werAfDwählt,hätteauchAdolfgewählt @13und13: Mal ehrlich- welcher Zuwanderer aus dem Ausland, will nach Ostdeutschland? Vergleichbar mit Harakiri!

Thomas Wolf @meissen929: Mitteldeutschland lohnt sich nur als Rentner oder Student

KW @kalalewe: Wer geht da freiwillig hin ?

Jo No @jono0815: Das kommt jetzt völlig überraschend. Nicht.

@Endzeit_Archivar@troet.cafe @EndzeitArchivar: Ich wär echt irgendwann mal gerne mal nach Sachsen gefahren auf einen Kurzurlaub, Erzgebirge und so. Aber ehrlich gesagt hab ich überhaupt keinen Bock mehr drauf, ein Drittel (!) der Bürger sind da mittlerweile AfD-Wähler - da würde ich nicht mal mehr gegen Bezahlung hinfahren...

Good Seed 📯🌱🌾🌍 @KerstinPoe: Ist mir mittlerweile ziemlich scheißegal, ob es in Ostdeutschland noch irgend eine Fach-oder Hilfskraft gibt. Wenn die dann irgendwann für Arztthermine nach Westdeutschland kommen müssen, merken die vielleicht mal was..( um hier dann vor nem syrischen Arzt zu sitzen🤡).

Staaken01 - Norbert Thelemann @staaken1955: Niemand will hin. Ich kann es verstehen.

Dirk Müller -🌈🚵💚- @Save_Planet_A: Das wird noch weiter gehen, wenn die #fckafd noch stärker wird. Alle DemokratInnen, die es können, werden den Osten verlassen - Überalterung droht. Frage mich nur, wie die Infineon-, Intel- und Tesla-Fabriken dann an qualifizierte Angestellte kommen 🤔

Reinhard @Reinhar89974956: Tja, auch durch Verhinderung von Zuwanderung und den, im Reiseweltmeisterland leider häufigen blinden und offenen Ausländerhass, kann eine Volkswirtschaft zugrunde gehen. Irgendwann stirbt jeder oder fällt dauerhaft als Arbeitskraft aus. Der Osten ist ein wenig mehr Hinterwald.

Ulf Radlof @foldar: Gut so, hab ich mehr Platz.

DirtyBirdy @DirtyBirdy66: Ich dachte ohne Migranten wird alles besser?🤔

geisterblitze @geisterblitze: Und derweil widmen sich Ronny und Mandy weiter der arterhaltenden Inzucht.

Doris Streitschuster @Streitschuster: Klar ziehen die alle weg bevor es zu spät ist. Wenn die AfD da an die Macht kommen sollte, kann man die Mauer wieder hoch ziehen.

AlterSack @AlterSa56170984: Wer möchte auch schon mit Menschen dieser Gesinnung zusammen leben.

Grml @grmlX: Aber, aber, die ganzen Migranten. Die fluten doch den Osten. Gar kein Platz mehr. Sieht man auch auf dem Foto!!!

dierk schäfer @dierkschaefer: Wer will auch schon in Dunkeldeutschland wohnen?

Linksrutscher 💚🌻 linksrutscher.bsky.social @Linksrutscher: Der Osten in 10 Jahren 👇

Tanja 🇺🇦🌈🧘‍♀️🌱 @TanjaGlitzernd: Dabei habt ihr doch diese blühenden Landschaften! Zieht das als Argument alleine denn nicht? Mal im Ernst: es ist wirklich schade, das ein paar Menschen eine ganze Region nach hinten katapultiert.

Robert for sustainability - нетвойне @RobertB_Fishman: Besser ist es ;-)

Hanno Klausmeier @HannoKlausmeier: Je mehr die AfD waehlen desto schneller geht dort die Einwohnerzahl zurueck.

Fanpage24 @fanpage24: Wer will denn ernsthaft in diese Nazizone? Das machen doch nur noch Teppichhändler mit. Wir alle haben im Osten komplett versagt.

Dr. Berthold Forssman Übersetzungen @BertholdForssma: National befreit ist halt kein Standortvorteil 

ElSaboteur ®📯 @el_saboteur: Es is schon traurig es auf die Zuwanderung zu schieben , anstatt zu schauen warum die Menschen keine Kinder bekommen wollen oder können ! Ich versteh einige wenn sie sagen das es ihn zu teuer ist und sie nur für die Kids arbeiten gehen würden , sie das aber nicht möchten .

(-o-) @MerZomX: Danke #Doepfnerclan: Springer-Chef Döpfner äußerte sich abfällig über Ostdeutsche und Merkel: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Nazis"

Fella📯😉 @CMR_Fella: damit löst sich ein Problem von allein? 😈

Pedalier @ProPedelec: Wer mobil genug ist nach Deutschland zu kommen ist auch mobil genug sich innerhalb Deutschlands eine gute Gegend auszusuchen.

Fiete Quincke 🎈 @FritzQuincke: Was Wunder!

klaus t.k.meyer @Haching1: Verdammt und wir müssen die auffangen

Drei Rosen📯🎩🤝 @Drei_Rosen: Eigentlich ist die Abwanderung junger Menschen in den Jahren nach der Wende verantwortlich.

OldandWise 🐦📯 🇺🇦 oberhesse.bsky.social @Warum_denn_das: Wer will auch da schon hin, bei dieser ausgesprochen menschenfreundlichen Bevölkerung?

3 Kommentare:

  1. Syrische Ärzte demnächst auch in ihrer Turnhalle.
    Diese Beispiele von Voksverhetzung erfüllen einen alten Volksverhetzer mit Hoffnung.

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  2. @anonym

    >> Syrische Ärzte demnächst auch in ihrer Turnhalle.
    >> Diese Beispiele von Voksverhetzung erfüllen einen alten Volksverhetzer mit Hoffnung.

    Genau zu diesem Thema könnte ich einen ellenlangen Post schreiben, der die Bundesregierung und alle an sie angeschlossenen Teilhaber der Menschenrechtsverletzung zichtigt, der Rechte jener Menschen, die schon lange hier leben und durch unterlassene Hilfeleistung zu Tode kamen, weil syrische Ärzte (praktische Erfahrungen in der inneren Medizin ohne Ende) nicht ihrer Profession nachgehen dürfen und auf'm Bau malochen müssen, oder sich eine junge Frau im Praktikum an einem Krankenhaus als voll ausgebildete Ärztin herausstellt, dortselbst aber nicht sofort eingestellt werden darf, weil es das Regelwerk der Bundesregierung untersagt.

    Das wäre allerdings verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates,obwohl es weitestgehend nur um Arschlöcher gehen täte.

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  3. Hase, Du bleibst hier...Oktober 03, 2023

    Und dann die vielen Raketentechniker, welche dem lauen deutschen Ingenieurwesen mal auf die Sprünge helfen könnte. Kein Werkzeug und Quantentechnik in der Turnhalle. Nur ein Springmesser. " Es entwickelt sich, das Flugwesen, liebe Geschwister des Islam"

    Auszug aus : "Der Koran im Propeller"

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