Sonntag, 8. Oktober 2023

Auslaufmodell: Der Abschied der Liberalen

Die Liberalen sind der Einweg-Becher unter den Parteien: Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern droht der FDP ein noch fürchterlicheres Schicksal als Linkspartei und SPD.

Sie sollten das Korrektiv sein in einer Koalition der Träumer, die Sachwalter der Vernunft unter bekennenden Sozialisten, die Verteidiger der Freiheit in einem Kabinett, in dem sich eine Mehrheit aus von Kindesbeinen an ausschließlich Politikbetreibenden zusammengefunden hat, die sich selbst als Pflegekräfte und Erziehungsberechtigte für ein betreuungsbedürftiges Volk begreift, dem es an Überblick und Weitsicht fehlt, seine eigene Lage zu begreifen und sich zur Abwehr aufkommender Gefahren entsprechend kräftig ins eigene Fleisch zu schneiden.  

Die Versuchung der Macht

Die FDP, nach den Jahren unter Westerwelle, dem am Ende alle alles Misslungene untergeschoben worden war, in der Opposition so stark mit Hornhaut überwachsen, dass sie der Versuchung der Macht ohne Machtoption im ersten Anlauf noch widerstand, sah sich auch selbst so. Ohne sie würde nichts gehen, was auch immer an grünen Fantasien verwirklicht werden sollte. Und ohne sie hätte auch die stets gebefreudige deutsche Sozialdemokratie keine Chance, tief genug in die Taschen anderer zu greifen, um die üblichen Wohltaten über der eigenen Klientel zu auszustreuen.

Alle hätten, so wenigstens sah es der Plan von Parteichef Christian Lindner vor, den Liberalen dankbar sein sollen. Sie allein stoppten das Heizungsgesetz. Sie allein bewaffneten den Kanzler im Ukrainekrieg. Ohne sie keine Schuldenbremse mehr. Und ohne sie kein ausgeglichener Haushalt, zumindest alle Schattenkassen und Sonderposten mal beiseite gelassen. Dazu eine sinkende Steuerlast für alle, Technologieoffenheit, Innovation und Digitalisierung.

Leistung lohnt sich nicht

Es hätte so schön sein sollen. Die Dankbarkeit der Menschen. Die wachsende Einsicht im Land, dass alles erst erwirtschaftet werden muss, dass genau das aber auch richtig Spaß machen kann. Leistung lohnt sich wieder! Nur eben nicht in Deutschland, wo der ganz gewöhnliche Mittelverdiener von 300 Euro Lohnerhöhung ganze 120 behalten darf, die nicht ganz reichen, um die gestiegenen Kosten für Strom, Gas, Brot, Benzin und kommunale Kinderbetreuung abzudecken, weil sich der in der FDP-Ortsparteigruppe engagierte Klempnermeister weigert, die 3.000 Euro steuerfreien Inflationsausgleich zu zahlen, die die Bundesminister zähneknirschend einstecken mussten, weil die Gesetzeslage eben so ist.

Statt der großen Freude, mit der FDP einen Erwachsenen im Kindergarten der Ampel-Regierung zu wissen, kam früh Ärger auf. "Warum macht der Lindner das mit", fragten die FDP-Wähler, die unter liberaler Wirtschaftspolitik weder ein Verbrennerverbot noch staatliche Stichtage für den privaten Heizungsaustausch, weder die Verordnung einer grünen Transformation für alle noch das Versprechen von demnächst ausbrechenden Wirtschaftswundern, wo doch jeder sieht, wie der Karren nur immer noch tiefer in den Modder fährt.  

Siechtum und nahender Tod

Wie die Linkspartei, deren Siechtum und nahender Tod schon länger als trauriges Schauspiel auf offener Bühne aufgeführt wird, und die SPD, der ihre frühere Gefolgschaft irgendwann nicht mehr gendersensibel, nachhaltig und feministisch-vegan war, hat auch die FDP irgendwo unterwegs auf den langen nächtlichen Ritten zu kafkaesken Kompromissen ihre Wähler verloren. Lindner, Buschmann, Stark-Watzinger und Wissing, sie fungieren in einer Bundesregierung, die immer wieder trotzig gegen den Willen einer Bevölkerungsmehrheit anregiert, nicht als Korrektiv gegen die übergriffigen Attacken ihrer roten und grünen Kabinettskollegen. Sondern als Mäntelchen, das im Wind weht, als hofften seine Träger, dass es zum Segel werde und das lecke Boot des von den Deutschen mehrheitlich stets verachteten, verlachten und abgelehnten Liberalismus zu neuer Popularität trage.

Mit den Wahlen in Hessen und Bayern droht sich diese Hoffnung zu zerschlagen. Die Rolle des Züngleins an der Waage, die die FDP früher bundesweit ganz selbstverständlich für sich reklamierte, haben in München die Freien Wähler übernommen. In Hessen geht es vollständig ohne sie - ein Zustand, der sich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon im kommenden Jahr im gesamten Osten herstellen wird. 

Rädchen ohne Getriebe

Die FDP, sie wird nicht mehr gebraucht, nicht einmal zur Verteidigung von Brandmauer oder Außengrenzen. Die hat auch die FDP erst entdeckt, als sämtliche Parteichefs, Talkshowpolitiker, Bundespräsidenten und Fraktionsanführer bis hin zur ehedem jedem Nazi-Gedankengut unverdächtigen Ricarda Lang härtere Bandagen bei der Abwehr ausländischer Ankommender gefordert hatten. Nun, wo alle gegen das sind, für das sie eben noch waren, zeigen auch die FDP-Oberen klare Kante. Vielleicht nicht ganz so rücksichtslos wie der grüne Koalitionspartner. Aber zweifellos getrieben von der gleichen mächtigen Angstvorstellung, dass bald nicht mehr viel fordern kann, wer dann neben der Linken, der Tierschutzpartei, den Volt-Hypereuropäern und dem Dritten Weg in allerlei Kommunalparlamenten ein betrübliches Schattendasein fristet.

Wer zu spät kommt, den bestraft der Wähler, der selten bereit ist, für eine Partei zu stimmen, die ihm verspricht, das Allerschlimmste zu verhindern, indem sie nur Minderschlimmes mitbeschließt, unwillig und mit innerer Abwehrhaltung. Die Landtagswahlen in Hessen und Bayern drohen, die Liberalen in eine neue Existenzkrise zu stürzen. Was, wenn der Wähler die FDP wirklich wieder einmal nicht mehr will? Diese FDP?

7 Kommentare:

  1. OT
    A. von Steinberg 8. Oktober 2023 at 10:42

    Ich bin großer Freund Israels und ... Zum Thema „Israel“ ist zahlreichen deutschen Menschen gar nicht bekannt, wo die Grundlagen des heutigen Staatswesens liegen.
    Bekannt ist wohl den meisten, dass unter A. H. etwa sechs Millionen Juden umgebracht wurden. Diskutiert wird immer wieder die „Schuldfrage“. Das ist sinnlos, denn die Schuld des Deutschen Reiches ist bewiesen. ----
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    Was ich von den blaublütigen Degeneraten von und zu Rotz* an der Backe halte, habe ich gelegentlich angedeutet.
    Was heißt hier "etwa". Lächerlich. Es waren GENAU sechs Millionen. Und zwar mindestens sechsmal seit 1918.

    *Beispiel: Kontantin von Rotz von den Grünen Khmer

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  2. Nun ganz OT:
    Eben beim Salonbolschewistensender ARTE: Der Gemahl der Kleopatra II., Physkon, wäre ein Bimbo gewesen ...
    Das kennt man einkich nur vom ZDF: Die Germanen und Kelten sehen wie Süditaliener aus, die Römer wie hellere Mulatten, die Alten Ägypter gar wie Mumbawumbas.

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  3. Gerade vorm / beim Wegzappen noch mitbekommen, ein Wahlplakat der Lauwarmen: "Wirtschaft mit Weitsicht" - Köstlich. Das nennt man Alliteration. "Brünstig zeugte dich Bruno im Bette" (Ludwig Thoma).
    An den Wurzeln der Weltesche nagte der Wurm ...

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  4. Kleiner Bruder Staunemann (Selber gurgeln):
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    Packdeutscher 8. Oktober 2023 at 15:03

    @ Der Christ 8. Oktober 2023 at 11:13

    Die Bilder aus Israel ähneln jenen, die den aufmerksamen Leser aus Bergkarabach erreichten. (Im Mainstream leider nicht gezeigt). Was mich dabei ziemlich entrüstete war folgender Sachverhalt:

    Israel leistete Aserbaidschan Militärhilfe bei der Rückeroberung von Bergkarabach

    https://test.rtde.tech/international/182867-bericht-israel-leistete-aserbaidschan-militaerhilfe/

    Ich bin der Ansicht, dass man sich nicht wundern braucht, wenn man mit (militanten) Moslems gemeinsame Sache macht, dass das auf einen selbst als Echo zurückschlägt.
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    Wie kommt das nur? So hör' ich fragen. Oh, Geliebte, ich will es euch sagen!
    (Kortum, Die Jobsiade - Bildvariante von Wilhelm Busch)

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  5. Armenien war das erste offiziell christliche Staatswesen. Infolgedaher lassen die Jodler ihrer schon früher nicht ganz unbekannten Lust an der Irrationalität die Zügel schießen.

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  6. OT Zeller ist der einzige, der den Überblick behält

    Letzte Generation spendet CO2-Zertifikate für Hamas

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  7. OT nur eine Instanz schlägt Zeller in seinem Fach: die Bundesregierung (via Danisch Depeschen)

    Es ist völlig klar, dass deutsche Steuergelder weder direkt noch indirekt zur Finanzierung von Terrorismus verwendet werden dürfen
    ...
    Dies wird durch die Bundesregierung gewährleistet.


    Dann werden die Hamasis ab jetzt wohl Kassenbons sammeln müssen.

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