Uroma stand noch am Waschbrett, Uropa lag vor Moskau im Schnee. Die Großmutter plagte sich mit drei Kindern und einem Vollzeitjob, engagierte sich daneben aber auch in der Frauenbewegung und gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen beim Ausbau des Hauses, das das Paar damals noch günstig von einem Onkel geerbt hatte, der nach Jahren in Zwölf-Stunden-Wechselschichten im Untertagebergbau an einer Staublunge gestorben war, weil er nach seinem Wechsel in eine Chemiefabrik keinen Anspruch auf den heilenden Bergmannsschnaps mehr hatte.
Ein Leben im Karrierekampf
Gestorben wurde damals oft und früh, doch es fiel den Menschen nicht leicht, loszulassen. Das Leben, das sie führten, ein Leben zwischen gnadenlosem Karrierekampf, Kleingarten und dem Wochenend-Ausbruch auf Camping- oder Fußballplatz, schien vielen bei allen Beschwernissen doch beglückend. Es hatte Momente, sagen ältere Leute heute noch, wenn sie an besonders lustige Abende a, Stammtisch denken, an besonders große Demonstrationen gegen besonders große geplante Schweinereien der Regierung oder an die besonders große Überraschung, wenn ein Mädchen, das sie hatten rumkriegen wollen oder den Mann, den sie schon lange im Blick hatten, plötzlich ja sagte.
Wunderbare Jahre. Die Lebenserwartung war überschaubar. Die Luft schmutzig. Die Zinsen waren hoch, die Gehälter niedrig. Einen VW Golf konnte sich noch jeder leisten, ein Gesellengehalt reichte fast schon, um ein Einfamilienhaus zu erwerben. Arbeiten gehen galt als notwendiges Übel, ein saurer Apfel, in den Millionen und Abermillionen jeden Morgen zwischen fünf und acht bissen, weil das Berufsleben seinerzeit noch deutlich früher startete als heute.
Auf den Leim gegangen
Sie waren verblendet, sie waren den Einflüsterungen des Kapitals oder der Planerfüllungspropaganda der Kommunisten auf den Leim gegangen. Generationen, betrogen um ihr Lebensglück. Generationen, gezwungen in die Plagemühlen der Produktion von meistenteils überflüssigen Gütern, Waren und Dienstleistungen.
Ganze Gesellschaften waren auf die erweiterte Reproduktion auf allen Ebenen ausgelegt: Mehr Waren für mehr Menschen, mehr Wachstum für mehr Profit, mehr Straßen, Häuser, Fabriken, Cafés und Schulen, Universitätslehrstühle, Wissenschaftssparten, technische Spielzeuge, Kommunikation und Fernsehprogramme. Als "das Vorhandensein einer übertriebenen Anzahl nützlicher Dinge endet in der Erschaffung einer übertriebenen Anzahl von unbrauchbaren Menschen", hatte schon Karl Marx das beschrieben.
Das Ende von allem
Es war klar, dass es enden muss. Es war klar, dass nicht alle von nun an noch kommenden Generationen mitspielen werden in diesem perfiden Spiel der modernen Gesellschaftsdesigner. Dass Heranwachsenden heute in den Schulen, die seit Jahren auf der Jagd nach dem Pisa-Titel sind, notgedrungen immer mehr Bildung immer höherer Qualität vermittelt werden muss, sorgt beinahe zwangsläufig dafür, Millionen von jungen Menschen die Augen zu öffnen.
Sie erkennen, dass das Leben anders ist als sie erwartet hatten. Sie begreifen, wie viele Lügen es wirklich waren, die ihnen in den Jahren ihrer Kindheit beigebracht wurden. Sie stehen auf einmal da, mit beiden Beinen in einem Leben, von dem ihnen so viel versprochen wurde. Und sehen: Es waren fake news. Desinformation.
Im Realitätsschock
Oft geschieht das allerdings immer noch erst, wenn es zu spät ist. Schockartig bricht eine Realität herein, gegen die Urgroßvaters Knechtschaft in der Naziarmee, der Grubenonkel und selbst Mutters Einsatz für gleichberechtigte Chancen von Frauen im gnadenlosen Karrierekrieg wie ein trunkener sommerlicher Tanz auf einer Blumenwiese wirken.
Junge Frauen, aufgewachsen in der Erwartung, dass ihnen die Welt dereinst zu Füßen liegen wird, schlagen auf in einer Realität, die ihnen 20, 30 oder sogar 35 Stunden Wochenarbeitszeit abverlangt, die zwar frisches Obst im Büro anbietet, aber keinen Grubenschnaps, die kaum 3.000 Euro im Monat als Sklavenlohn auslobt und schon nach Tagen im Hamsterrad alle Energie absorbiert hat. Marx behält auch angesichts dieser Schreie nach Liebe recht: "Die Philosophie verhält sich zum Studium der realen Welt wie das Onanieren zur sexuellen Liebe."
Man hat kein Leben mehr, keine Freunde, keine Zukunft, nicht einmal die Kraft, sich wie frühere Revolutionäre aufzulehnen gegen das unmenschliche System, das so etwas zulässt, um selbst an die Spitze der Pyramide aufzurücken. Mit Tränen in den Augen berichten immer mehr junge Menschen, aufgezogen im Schoß der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft und ausgebildet im teuersten Schulsystem der Welt, von ihrem Moment der Erkenntnis, dass diese Zeit, dieses Land und dieses zerstörerische System keinen Platz für sie hat, trotz Studium der Kulturwissenschaften, trotz bachelor of arts-Abschluss und organischen Kenntnissen in pidgin-Englisch.
Jung, hoffnungslos, zurückgeblieben
Ein Leiden in Vollzeit, das gesellschaftlich noch kaum einen Widerhall findet. Keine Partei hat Betreuungsangebote für Betroffene im Programm. Kein Ministerium plant Schritte, die Enttäuschten, Wütenden und Verstörten aufzufangen und sie zurückzuholen in den Kreis der Demokraten. Sie sind jung, sie sind hoffnungslos und sie bleiben zurück wie Abfall auf einer Autobahnraststätte. Ein Trauerspiel, gerade für das "reichste Land der Welt" (ZDF).
Die Quelle für ein Fake-Zitat sei noch nachgewiesen.
AntwortenLöschenhttp://www.mlwerke.de/me/me03/me03_168.htm
Bernd hat schallend gelacht .
AntwortenLöschenund wünscht 40 harte Rentenbeitragsjahre in der sozi Großküche ( denn da gehört sie hin ) ; möge das doofe Internetzmädchen einen prügelnden Gatten kennenlernen und ihren Fliesentischurlaub auf Malle genießen .
so ein saudummes Pack .
Ist halt Kacke, dass nicht jeder einen grünen Job in einem Parlament kriegen kann.
AntwortenLöschenIch wäre auch lieber Influencer, der Stories über andere Influencer macht und große Marken schmeißen mir dafür Millionen hinterher und die anderen machen dann Stories über mich.
Die Schnalle ist natürlich jenseits von Gut und Böse, aber seien wir nicht ungerecht: Eix heutigex Berufsanfängex m/w/d kann es von vornherein auch bleiben lassen. Vom Tellerwäscher zum Millionär war einmal.
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