Montag, 14. August 2023

Verteidigungsbereitschaft: Experte für höhere Altersgrenze

Eine Einladung an Ältere und ganz Alte: Viele könnten noch, wenn sie wollten.

Angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine hat sich der Klimawissenschaftler Fritz Tackel für eine automatische Anhebung des wehrpflichtigen Alters bei weiter steigender Lebenserwartung ausgesprochen. "Man sollte die Regelaltersgrenze für einen verpflichtenden Fronteinsatz an der Waffe an die Lebenserwartung koppeln", sagte der ehemalige Ausstiegsbeauftragte der Bundesregierung gegenüber PPQ.  

Zu spät wäre zu spät

Fraglos sei es richtig, dass Deutschland bisher jede Art plötzliche Eskalation beim direkten Kriegseintritt vermieden habe. Doch die richtige Zeit, sich auf womöglich kommende härtere Tage vorzubereiten, sei jetzt. "Wenn wir damit anfangen, wenn es zu spät ist, ist es zu spät", mahnt Tackel angesichts der massiven Personalprobleme der maroden Streitkräfte. Im Augenblick sei noch genug Zeit, vor die Welle zu kommen. "Die sollten wir nutzen."

"Es ist fraglos notwendig, auf eine Situation zu reagieren, in der dem gesamten Land nur noch 30.000 an der Waffe ausgebildete Reservisten zur Verfügung stehen". sagte Fritz Tackel, der früher selbst bis zum Leutnant in einem Ballonregiment aufgestiegen war. Russland mobilisiere jeweils Hunderttausende Soldaten, selbst die überlegende deutsche Waffentechnik, werde nicht helfen, wälze sich erst ein Schrottlawine aus T72-Panzern Richtung Oder. Es sei deshalb unumgänglich, das gesetzliche Alter für den möglichen Kriegsdienst von derzeit 65 Jahren  anzuheben."

Faire Neuberechnung

Kreml-Chef Wladimir Putin habe das vorgemacht. Tackel meint, auch in Deutschland dürfe es beim aktuellen Dienstalter "nicht bleiben". Seiner Meinung nach könnte eine faire Neuberechnung folgendermaßen aussehen: "Nimmt die Lebenserwartung um ein Jahr zu, so würden zwei Drittel des zusätzlichen Jahres dem Dienst an der Waffe gewidmet, ein Drittel wird zivil weitergearbeitet." Tackel verweist darauf, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um 1950 herum noch bei nicht einmal 65 Jahren gelegen habe. "Heute sind wir bei fast 85 Jahren und daraus sind Schlüsse zu ziehen." Auch weil die jüngere Generation eher wehrunwillig sei, sollten Ältere, die vielleicht bereits Erfahrungen an der Waffe gesammelt hätten, mit gutem Beispiel vorangehen.

Ausnahmen müsste es freilich bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen geben, wobei sich Tackel nach Beobachtungen bei mehreren sogenannten Para-Weltmeisterschaften auch hier eine liberale Neuregelung vorstellen könnte. "Die Bundeswehr ist heute schon diverse Armee, die integrativ wirkt", glaubt er. Hier gelte es anzusetzen, um im Kriegs- und Krisenfall ohne falsche Scheu vor überkommenen Tabus wehrfähig zu werden.  

Gegen die Altersdiskriminierung

Im politischen Berlin werden entsprechende Überlegungen bislang strikt abgelehnt. Die Idee, das wehrfähige Alter an die Lebenserwartung zu koppeln, wird selbst in CDU und AfD nicht diskutiert. Gerüchten zufolge denkt die Union aber einem internen Konzept zufolge an eine ähnliche Formel wie sie Tackel vorschlägt: Für jedes gewonnene Lebensjahr könne die Altersgrenze für eine mögliche Mobilisierung um vier Monate erhöht werden. Damit, heißt es, begegne man auch dem Vorwurf der Altersdiskriminierung, die häufig von älteren Männer aus der sogenannten Boomer-Generation beklagt wird.

Die Ampel hingegen setzt trotz der akuten Probleme bei der Rekrutierung auf Freiwilligkeit. Jeder solle dienen können – "aber nicht, weil er muss, sondern weil er oder sie kann". Seinem Ansatz widerspreche das nicht, betont Fritz Tackel. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen länger dienen wollen und auch können, dass also das tatsächliche Alter steigt, bis zu dem ein Ruf an die Waffen erfolgen kann." Er habe keinen Zweifel, dass ein Abzug aus Afghanistan auch mit älteren Soldaten genauso durchführbar gewesen wäre.

6 Kommentare:

  1. Wie nett, dass Opas Urenkelin ihm ihre taktische Schutzbrille als Talisman mitgegeben hat. Ich für meinen Teil würde statt Reservistendienst auch eine AK plus Munition bei mit aufbewahren. Für den Fall, dass Putin wieder auf dumme Gedanken kommt natürlich.

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  2. >> Ausnahmen müsste es freilich bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen geben, wobei sich Tackel nach Beobachtungen bei mehreren sogenannten Para-Weltmeisterschaften auch hier eine liberale Neuregelung vorstellen könnte.

    Das Thema Inklusion in der Bundeswehr, Polizei usw. ist bisher auch nicht genügend beachtet worden, obwohl das geht (Polt). Beim Verfassungsschutz funktioniert es doch prima, wie man an den öffentlichen Worten der Bediensteten des Geheimbundes ersehen kann.

    Man darf das Thema nur nicht dem Höcke überlassen, sonst redet der das in Grund und Boden und behauptet womöglich noch, Inklusion in den kämpfenden und Schlagen Truppen funktioniere nicht.

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  3. OT
    So einen Satz wie auf dem Tichy muß man erst mal hin kriegen. Der wäre mir nicht mal unter Androhung von 3 Monaten VHS-Nachhilfe-Kurs eingefallen.
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    Offenbar will Bosetti in die Fußstapfen von Harald Schmidt und Jan Böhmermann treten.

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  4. >Bosetti

    Ich würde Bosetti durchaus mit einem Blinddarm vergleichen, und da spielt sie mit Böhmermann in einer Liga. Mit Schmidt haben beide immerhin den Zeitslot ca. gemeinsam. Genügt wohl für Tichy.

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  5. Ich habe Meniskus! Und, vor gut vierzig Sonnen habe ich noch einen Bierdeckel mit der Kalaschnikow auf 200 Meter getötet. Jetzt bin ich gottselig, wenn ich auf 100 Meter mit dem 7,62x54 Donnerrohr einen Suppenteller treffe. Das Alter bricht den Frieden, den der Ger ihm gab, steht schon in der Edda.

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  6. Wer trotzdem von der Marine aufgegriffen wurde, landete in abgelegenen Insel-Camps auf Nauru oder in Papua Neuguinea – aus den Augen aus dem Sinn, aber mit Erfolg ...

    Ja, Australien hat es besser. Schickt Asylerpresser zu Menschenfresser. Nicht von mir. So dichtete ein Pipifax vor Jahren.
    Aber wie auch immer - die Koroner-Krise wies es - Austräliya ist durchaus nicht das Gelbe vom Ei.

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