Es gab sie schon immer, sie waren mal sorgfältiger angefertigt, mal weniger sorgfältig. Sie flirrten als Radioaktivitätswerte aus Fukushima durch Deutschland, sie erklärten eine Sondersteuer zur Basis der Demokratie, erfanden "Steinbrück"- und "Schulz"-Effekte und erklärten jeden Versuch, einer außer Rand und Band geratenen Staatlichkeit mit Dutzenden bundeseigener Banken, bundeseigenen Kohle- Telekom- und Immobilienunternehmen durch Privatisierungen beizukommen zu einem "Ausverkauf der Staatlichkeit".
Grundlage jeder Regierungstätigkeit
Sogenannte Fake News galten über Jahrzehnte als feste Grundlage jeder Regierungstätigkeit: Was heute noch wahr war, konnte morgen feindliche Propaganda geworden sein. Mit der Präsidentschaft Donald Trumps allerdings verwandelte sich der Blick auf Halbwahrheiten, Lügen und Schwindeleien. Statt wie in der Vergangenheit mit einem lapidaren "Wer's glaubt" achselzuckend hinzunehmen, dass Menschen auch heute noch bereit sind, an höhere Wesen, untergegangene Reiche und die oft militaristischen und nationalistischen Werte der Vergangenheit zu glauben, wiesen sich die Staatsorgane die Aufgabe zu, Bürgerinnen und Bürger auf mentalen Abwegen zurückzuholen in die Gemeinde derer, die nur amtliche Angaben glauben.
Aus achselzuckend anerkanntem Blödsinn Marke Loch Ness, Wahlumfragen oder Elektroautos, die sich über Solarzellen auf dem Dach selbst aufladen, wurden staatsfeindliche Ansichten, die es konsequent zu bekämpfen galt. Impfgegner und Klimaleugner wurden zu verfassungsfeindlichen Delegitimierern und wer erfundene Nachrichten in gutem Glauben verbreitete, stand nicht nur blamiert da, sondern gelegentlich sogar vor einem weltlichen Richter. Falscher Glaube macht sich nicht nur lächerlich. Er ist nicht mehr nur teuer. Er führt auch zu gesellschaftlicher Ausgrenzung, Verlust der Freiheit und zu finanziellen Schäden.
Dezent ist wirksamer
Wie eine Studie der Eliten-Schmiede "Otto Beisheim School of Management" - nur echt ohne Bindestriche - empfiehlt stattdessen manipulative Argumentationstechniken, mit denen richtige Nachrichten so verzerrt werden können, dass sie die öffentliche Meinung beeinflussen, ohne sofort als Falschnachrichten erkannt zu werden. Dadurch, so die Forscher, werde "ihre Verbreitung weniger bemerkt". Insgesamt, so die Wissenschaffenden, seien mehr als 200 manipulative Argumentationstechniken bekannt, die eingesetzt werden, um Einfluss auf die Meinung von Lesern zu nehmen, die eigene Position im öffentlichen Diskurs zu stärken oder die guten und richtigen Argumente von Ministerien, Institutionen und Parteien in Abrede zu stellen.
Weniger bekannt aber sei, so die Studie "Shades of Fake News: How Fallacies Influence Consumers’ Perception", dass die so viel gefürchteten Fake News nicht nur durch falsche Inhalte zustande kommen, sondern auch durch die Art und Weise, wie die Nachricht präsentiert wird. Eine manipulative Technik, die sechs Zeilen aus einem Papier zitiert und drumherum 60 strickt, die deren Inhalt in Abrede stellen, ist für die arglosen Konsumenten kaum zu enttarnen. Ein erfundener Inhalt, der auf Verschwörungstheorien, Erfindungen und ungeprüften Angaben anonymer Quellen beruht, kann je nach Erzählweise als absoluter Unsinn oder aber als lautere Wahrheit dargestellt werden.
Graubereich besonders erfolgreich
Dieser Graubereich von Fake News ist sogar besonders erfolgreich, auf diese Weise hergestellte Halbwahrheiten verbreiten sich oftmals ungehindert weiter und sie bleiben gesellschaftlicher Kernglaube, auch wenn sie längst widerlegt wurde. Bis heute glauben selbst Wissenschaftler und renommierte Journalisten weiterhin, dass mazedonische Teenager und russische Trollfabriken bei der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten eine entscheidende Rolle spielten, während es vier Jahre später bei der Wahl Joe Bidens keinerlei Manipulation durch niemanden gab.
Oft genug an möglichst vielen Stellen gleichlautend erzählt, vermögen sich vermeintlich durchschaubare Geschichten von hoher Unwahrscheinlichkeit als Erzählmuster gesamtgesellschaftlich durchzusetzen, bestätigt der Medienforscher Hans Achtelbuscher, der am An-Institut für angewandte Entropie seit Jahren zu den Strukturen öffentlicher Debatten, dem Themensterben in deutschen Medien und der Aufmerksamkeitsspanne des Publikums forscht. Intelligente Argumentationstechniken seien auch während der Coronapandemie zum Tragen gekommen, als die weitgehende Uneinigkeit der Virologen über den Verlauf der Pandemie dadurch aufgelöst werden konnte, dass die eine Fraktion fortwährend Wahrheiten verkündete, während die andere nur gelegentlich zitiert wurde.
Hilfe aus dem Dilemma
Damit sei die Politik dem Dilemma entgangen, sich zwischen verschiedenen Entscheidungsoptionen zerreiben lassen zu müssen. Eine Mehrheit in der Bevölkerung war allein aufgrund der höheren Frequenz und der vernehmlicheren Lautstärke der Vermittlung der Argumente einer Seite überzeugt, dass es sich bei dieser Position um die bessere handeln müsse, so dass sie dadurch mehrheitsfähig wurde. Eine hinderliche Diskussion um mögliche Mittelwege oder alternative Maßnahmen konnten zumeist frühzeitig und damit vorbeugend diskreditiert werden - mit Hilfe eben jener manipulativen Argumentationstechniken, die Hans Achtelbuscher für "ganz herausragende Instrumente bei zur Ansprache der Bürgerinnen und Bürger auf einer emotionalen und nicht auf einer sachlichen Ebene" hält. "Es ist diese Art fake news", sagt der Wissenschaftler, "die einem Gemeinwesen hilft, durch unsichere Zeiten zu steuern."
A propos Jesusfotos. Ich würde gern mal die Bibel von einer AI verfilmen lassen.
AntwortenLöschenOT Fefe v Kapitalismus
Fefe:
Aus der beliebten Reihe "der Markt regelt das", heute: Der Markt regelt eine nahende Hitzewelle in Texas, indem der Spotpreis für Strom von $75 auf $4750 steigt
Ja Scheiße Bernd, dieser Kapitalismus macht alles teuer!
Und nun aus der beliebte Reihe 'wir benutzen Google':
The average cost of residential electricity in Texas in 2022 is 13.9 cents per kilowatt hour (kWh),...
https://www.ecowatch.com/electricity/rates/tx
Schrecklich, wie die unter dem Kapitalismus leiden!
pol. Hans Emik-Wurst sagt
AntwortenLöschenam 21. August 2023 um 11:11 Uhr auf Jewwatch, äh, Jouwatch - Es gäbe keine Viren, auch die spanische Grippe hat es nie nicht gegeben. Wat wisste da noch saren.
Seien wir nicht ungerecht: Auf der gewesenen Alten Media gab es allerdings noch Beklopptere, von wegen Bakterien gäbe es auch nicht, einer sogar - auch keine Fotosüntehse.
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Was für Kapitalismus? Ich wollte, wir hätten einen - haben wir aber nicht.
Dann gäbe es echte Konkurrenz, der Kunde könnte zu einem wechseln, der einen nicht so sehr abkocht, und der Wucherer schaute in die Röhre.
Heidi Walter sagt:
AntwortenLöschen21. August 2023 um 11:54 Uhr
Gibt es da Parallelen? https://www.hdg.de/haus-der-geschichte/ausstellungen/1936-die-olympischen-spiele-und-der-nationalsozialismus Frage nur für meinen Nachbarn.
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Dieser Nachbar heißt Mike Godwin ...
Facebook hat gerade gesagt, dass das Video nicht mehr abgespielt werden kann.
AntwortenLöschenDie reaktionäre Plattform X hat es immer noch im Angebot.
Im Übrigen ist der schwedische Sonderweg gescheitert. Aber so was von. Das kann man gar nicht oft genug wiederholen. Aber ich glaube, das wollen die Querdenker gar nicht verstehen.