Die Uno-Dekade für "Nachhaltige Energie für alle" wird in wenigen Monaten erfolgreich abgeschlossen. |
Es war das Jahr 2012, als die Uno es amtlich machte. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen, das höchste Gremium der Welt, erklärte die zehn Jahre zwischen 2014 und Jahr 2024 einstimmig zur Dekade für "Nachhaltige Energie für alle". Ein Ruck ging durch die Welt. Es begann ein verrücktes Bauen und vor allem Planen: Wann sollte was bis wohin weg sein? Wie viel wovon würde dann anderweitig und was gar nicht mehr?
Musterknabe der Dekade
Deutschland, dass sich stets als Vorreiternation verstand, der die übrigen Länder nacheifern können, nutzte die Dekade beispielhaft: In jenen zehn Jahren wurden die eigenen CO2-Ziele ein Dutzend Mal nachgeschärft, verbessert und noch strenger gestaltet. Die Kyoto- und Paris-Ziele wurden verfehlt, aber die Energiewende machte Hoffnung. Erst würde die Kernkraft abgeschaltet, dann die Kohlekraftwerke, danach die Ölversorgung und schließlich zum Schluss auch das Erdgas. Angetrieben von Luft und Liebe würde Deutschland schon b
Beinahe wäre es in den zurückliegenden Monaten dazu gekommen, hätten die Menschen draußen im Lande nur noch ein wenig eifriger mitgemacht. So aber wachsen nun die Zweifel. Wenn die große Dekade der nachhaltigen Energie für alle in zwölf Monaten endet, muss sich das Blatt dann nicht nun ganz schnell wenden? Muss nicht jedes Haus sofort seine Wärmepumpe bekommen, jeder Wohnblock sein Mieterwindrad und jedes Fensterbrett sein Simssolarkraftwerk?
Nicht nur gierige Unternehmer, Spekulanten und skrupellose Manager bangen um ihre Firmen, weil die Energiewende in den neun Jahren seit 2014 kaum vorangekommen ist. Auch viele ganz normale Bürgerinnen und Bürger fragen sich allmählich besorgt, wie die Ausbaus und Sparziele in den wenigen verbleibenden Monaten noch gestemmt werden können.
Verhöhnt als Schönwetteridee
Zweifel, die von interessierten Kreisen bewusst gestreut werden, obwohl die Bundesregierung bekräftigt hat, dass es 2030 zu 80 Prozent grünen Strom geben wird. Als "Schönwetteridee" wird der Energieausstieg selbst von lange Zeit hoch angesehenen Medienhäusern verhöhnt. Wind, Wasser und Sonne, die
wetterwendischen Schlüssel zu einer gelegentlichen Energieversorgung, sie werden ganz offen in Zusammenhang gebracht mit fehlenden Speichertechnologien, gewaltigen Umweltbelastungen durch zehntausende dezentraler Kleinanlagen und drohenden Billionenkosten. Dämmungstechniken gelten plötzlich als teuer und vielerorts untauglich. Wärmepumpen wird vorgeworfen, zu viel Strom zu verbrauchen.
Obwohl der weltweit beispiellose Ausstieg aus sämtlichen fossilen Energieträgern "auf Innovationen beruht, deren Erforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird", wie die Bundesregierung betont, mehren sich die kritischen Stimmen. Kann der Wohlstand einer Gesellschaft von einer Energieversorgung abhängig gemacht werden, die Strom, Wärme und Mobilität nur zur Verfügung stellt, wenn die Sonne scheint und der Wind weht? Wie wird sich der Alltag verändern, wenn es keine jederzeit sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung mehr gibt?
Und reichen neuartige Mess- und Regeltechnik, um gegebenenfalls dort regulierend einzugreifen, wo zu viel verbraucht wird, vielleicht für ganz unsinnige Privatangelegenheiten, um besonders vulnerable Gruppen wie Parlamente, die Bundeswehr, Feuerwehr und Ministerien auch in Mangellagen stabil am Netz zu halten?
Es muss nun schnell gehen
Um eine nachhaltige Energieversorgung bis zum Ende der "Energie für alle"-Dekade aufzubauen, braucht Deutschland sicherlich keine fossilen
Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Nötig sind vielleicht nicht einmal noch strengere Vorgaben der Bundesregierung und noch ehrgeizigere Klimaziele für ein noch weiter in der Zukunft liegendes Datum. Was benötigt wird, ist vor allem Geschwindigkeit: Neuneinhalb der geplanten zehn Jahre der Uno-Dekade sind bereits vergangenen, erneuerbare Energien aber decken immer noch nur etwa vier Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Industrie, der seit 2003 überdies um 15 Prozent gestiegen ist. Aus den 20 Prozent, um die der Energievebrauch eigentlich sinken sollte, wurden schmale 9,4 Prozent, überwiegend pandemiebedingt eingespart.
Es muss nun müssen, denn es bleiben im Grunde nur noch sechs Monate, um eine Energiewende zu vollenden, die nicht nur von den Bundesregierungen unter Angela Merkel, sondern auch dem neuen SPD-Kanzler Olaf Scholz hinhaltend verschleppt und verharmlost wurde. Der Ausbau von Windparks und Solarfarmen, von denen es bei günstigem Wetter heute schon zu viele und bei ungünstigem immer zu wenig, kam und kommt kaum in Fahrt. Die Frage der Energieeffizienz ist ebenso ungelöst wie die der Erfindung neuartiger Speichertechnologien, die in der Lage sein müssten, den gesamten Energiebedarf des Landes für drei, vier oder besser noch sechs Tage vorzuhalten.
Ein schweres Stück Arbeit
Ein schweres Stück Arbeit liegt noch vor den Frauen und Männern, die nun gefordert sind, die im Zuge der Energiewende zum Ersatz von Kohle, Atomen, Gas und Öl erforderlichen Erneuerbaren Energien wie Wasser- und Solarkraft, Windenergie, Erdwärme und nachwachsende Rohstoffe sehr, sehr schnell auszubauen. Klappt es nicht bis nächstes Jahr, steht das nächste Zieldatum aber schon fest im Raum: Die Erneuerbaren sollen bis 2050 rund 60 Prozent am Bruttoendenergieverbrauch und 80 Prozent am Bruttostromverbrauch ausmachen, so sieht es die aktuelle Beschlusslage vor.
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