Sonntag, 2. Juli 2023

Thunbergs Löschfeldzug: Wenn die Zukunft nicht kommt

Greta Thunberg galt als Klimaprophetin. Nun löscht sie ihre Vorhersagen.

S
ie war so blutjung und so verstört von dem, was sie hatte erfahren müssen. Greta Thunberg, im Sommer 2018 noch ein nahezu unbekanntes kleines Mädchen aus Schweden, das gewieften Öffentlichkeitsarbeitern in die Hände gefallen war, schrie ihr Lied in die Welt hinaus, die nach Überzeugung der gerade 16-Jährigen nichts Genaues über all das wusste, was Thunberg gerade gelesen hatte. Der Planet würde demnächst untergehen, verbrannt von einem glühend heißen Klimasturm. Die Menschheit würde sterben, ausgelöscht durch ihr eigenes verhängnisvolles Tun. 

Nachdem die norwegische Kinder-Umweltserie "Oppdrag Nansen" gezeigt hatte, wie hervorragend Kindergesichter Klimanot verkaufen können, castete der Internetunternehmer Ingmar Rentzhog Greta Thunberg, um sein Startup "We Don't Have Time" zu promoten. Mit größerem Erfolg als der klimasensible Gründer selbst jemals gedacht hatte: Thunberg spielte die Rolle der Jean d'Arc nicht nur, sie war die Jean d'Arc von CO2-Einsparung, globalem Klimaziel und Ausstieg aus allerlei Technologien. 

Katapultstart in die Katastrophe

Mittlerweile gelöscht: Der anstehend Untergang.

Selten hat eine Katapultstart in der Provinz eine so überzeugende Darstellerin in den Olymp der Weltgesellschaft geschleudert. Große Medien hingen an den Lippen des schwedischen Klimaorakels. Die Führer der Welt versammelten sich um das kleine Mädchen, um dessen Weissagungen zur Grundlage ihrer Wirtschaftspolitik zu machen. Auf Klimakonferenzen tanzten Wissenschaftler*innen nicht mehr um das goldene Kalb der nächsten Fördermitteltrance, sondern um die sehr, sehr junge Frau ohne jede Lebenserfahrung, deren Seereise nach Amerika natürlich verfilmt wurde. Höhepunkt des Streifens mit dem bescheidenen Namen "Ich bin Greta": Eine Ankunft in New York, die von zigfach mehr Menschen gefeiert wird als seinerzeit die des Christopher Columbus.

Fünf Jahre hatte das Orakel von Stockholm der Menschheit anfangs noch gegeben. "Ein führender Klimawissenschaftler warnt davor, dass der Klimawandel die Menschheit auslöschen wird, wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht mehr auf fossile Brennstoffe verzichten", schrieb sie im Sommer vor fünf Jahren bei Twitter. Eine dunkle Prophezeiung damals, die helfen sollte, die Menschheit zur Umkehr zu bewegen.

Löschkommando bei Twitter

Lag es daran, dass heutzutage längst nicht mehr alle Menschen bei Twitter sind? Lag es daran, dass die Botschaft sich trotz aller Mühe nahezu sämtlicher Medien nicht weit genug herumsprach? Mit Fristablauf jedenfalls ist die Welt vorerst noch da, der Planet samt seiner gewissenlosen Ausbeuter. Was fehlt ist Thunbergs Tweet: Irgendwann in den zurückliegenden Wochen und Monaten beschloss die mittlerweile 21-Jährige, ihre vielbeachteten dramatischen Voraussagen aus Kinderzeiten nach und nach zu löschen.

Eine Zeitenwende. Seit ihrem letzten Bucherfolg mit "Das Klima-Buch" tauchte Greta Thunberg nur noch gelegentlich auf, um ihre alten Mahnungen Revue passieren zu lassen. Über das legendäre "Ich will, dass Sie in Panik geraten!" von 2019 ging es nicht viel hinaus. Mal äußerte sie den Vorwurf, die Regierenden lebten "in der Verleugnung" , mal bewegten sie sich "aktiv in die falsche Richtung", mal musste das "als der beispiellose Verrat gesehen und verstanden werden, der es ist". Nach ihrem noch einmal vielbeachteten Auftritt in Lützerath, bei dem die fleischgewordene Klimaikone mit stolz lächelnden Polizisten posierte, und der Verleihung eines Ehrendoktorhuts für Theologie in Finnland kam nur noch ihr Protest gegen Windmühlenflügel in Lappland. Thunberg war endlich dort angekommen, wo Don Quixote schon vor 400 Jahren wacker für das Richtige gestritten hatte: Das Aufkommen der ersten wassergetriebenen Energieerzeugungsmaschinen. 

Das ist der Status quo. Und er zeigt: Es wird noch schlimmer werden – aber nicht mehr nach Zeitplan. Seit 30 Jahren warnen Klimakonferenzen, dass es zu spät ist, dass jetzt etwas getan werden müsste und alles aus dem Ruder läuft, wenn nicht noch mehr neue und noch viel strengere Klimaziele verabschiedet werden. An denen herrscht nie Mangel, ebenso wenig an aufrüttelnden Studien, die das Ausmaß kommender Schrecken beschreiben. Ausgerechnet Greta Thunberg, das gute Gewissen der Klimawelt, nimmt nun ein Stück sicher geglaubte Apokalypse zurück - eine Enttäuschung für alle, die ihr geglaubt hatten, ein Trost aber auch für die, die es schon immer noch besser wussten.

8 Kommentare:

  1. Jetzt ist die Greta in der Ukraine. Sie will sich in der Ukraine selbst ein Bild der Lage machen.
    So hat sie wieder mal alle Couch Potatos beschämt.

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  2. Naja, "die Führer der Welt" - das sind die Gemeinten eher nicht.

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  3. Grrr, Bullezisten. Posieren grinsend mit der dummen Urschel, statt ihr eine in die Magengrube zu zimmern, dass sie oiks oiks macht, bis der braune Ring kommt.

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  4. Die hätte das nach alter Väter/Mütter Sitte mit mehr Deutungsspielraum formulieren sollen:

    Im Zeitalter der Zukunft, wo Nebel das Wissen umhüllt, sehe ich die Schatten der Prophezeiung.
    Ein Papst wird auftauchen, einst ein Licht der Hoffnung, doch von Zweifel umgeben.
    Das Klima wird stöhnen, als Regen und Sturm sich vereinen, die Erde in Zorn ertränken.
    Der Mond, ein stummer Zeuge, wird finster und seine Geheimnisse verbergen.
    Doch die Zeit wird den Krieg bringen, wenn Länder in Konflikt verfallen, Brüder gegen Brüder.
    Wahrlich, diese Vision birgt Warnung und Hoffnung gleichermaßen. Der Mensch muss lauschen, um zu verstehen und handeln, um das Schicksal zu formen.


    Erstellt mit Open AI. Sie wünscht sich sicher, das hätte es damals schon gegeben

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  5. Köstlich.
    Und es wird eine große Verwirrung kommen, und die Verwirrten werden verwirrt sein, und einer wird nicht wissen, wo er den Hammer seines Bruders hin getan hat ...

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  6. OT
    gonger 2. Juli 2023 at 22:04

    Die frz. Kolonien, die werden elegant Überseedependencen genannt ... ... ...
    Qualle: Meine Frau, die von der Nachbarinsel stammt, welche fast immer FREI war und deshalb wütend auf die Franzosen ist weil ihr Land gegen den Shithole-Staat Haiti (ebenfalls ex. Frz.) einen Zaun errichten muß.

    Schokostecher! Schokostecher!

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  7. @ Anmerkung: Eine combustio in totalis kann man bestenfalls in spiritu "überleben", nicht aber in carne. Und "leugnen" kann man nur etwas wider besseres Wissen.

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  8. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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