Total selten: In Deutschland heißen mehr Städte nach Achim als nach 42 Millionen Frauen. Bei Straßennamen sieht es ähnlich aus: Dutzende Berliner Straßen, keine einzige Berlinerinnen Straße. |
Es ist ein Männerklub, der Deutschlands Straßen beherrscht. Berlinerstraßen und Hamburgerstarßen, Bremerstraßen und Bremerhaven, Kölner Dom und Dresdner Grünes Gewölbe - obwohl im gesamten Land seit Jahren schon engagierte Menschen um mehr Sichtbarkeit für Frauen kämpfen, ist vom Erfurter Dom bis zum Kieler Platz, von der Kölner Domplatte bis zur Frankfurter Straße in Berlin immer noch nahezu alles nach Männern benannt. Selbst die Münchner Frauenkirche, ehemals als wenigstens klitzekleine gendergerechte Geste in Richtung der besseren Hälfte der Menschheit gedacht, verrät seine wirklichen Absichten: "Münchner" Frauenkirche. Keine Spur von Millionen Münchnerinnen.
Schieflage überall
Um diese Schieflage ist nun endlich eine Debatte entbrannt. Angefacht von der jungen Klima-Unternehmerin Rabeanna Fleißer, die in Sachsen eine Online-Agentur zur automatisierten Rückerstattung des Klimageldversprechens der Ampel-Koalition betreibt, hat sich im Süden von Dresden eine Initiative gegründet, die sich für Gender Equality im deutschen Straßenbild stark macht. Women in the street scene (WSS) beklagt einen klaffenden Gender-Cap sowohl in Ost als auch im schon länger demokratisierten Westen: Insgesamt trügen 96 Prozent der Straßennamen männliche Namen und nur vier Prozent erkennbar weibliche. Im gesamten Land gebe es weder eine Berlinerinnen-Straße noch eine Leipzigerinnen Straße, keine Weimaerinnen Straße, keine Bayreutherinnen Straße und nicht eine einzige Stuttgarterinnen Straße.
Das sei nicht gendergerecht, da nicht nur sehr wenige Straßen ausdrücklich nach Frauen benannt seien, sondern der "allermeiste Rest", wie Rabeanna Fleißer sagt, "eindeutig männlich konnotiert" sei. Die Zahlen gegen den Aktivisten unbestreitbar recht. Nirgendwo in Deutschland findet sich auch nur eine einzige Straße, die nach der alten Tradition der Benennung nach Nachbarstädten benannt wurde, bei der auf eine Festlegung auf das männliche Geschlecht verzichtet wurde.
Konsequente Umbenennung
Das soll sich jetzt ändern", kündigt WSS-Sprecherin Fleißer kämpferisch an. Frauen machten derzeit 51 Prozent der Bevölkerung aus, entsprechend stünden ihnen auch 51 Prozent der Namensrechte zu. Die WSS spricht sich für eine Umbenennung ohne zeit- und nervenraubende Einzeldiskussionen aus. Nach dem Initiativvorschlag der Gruppe sollte in einer ersten sogenannten Sprungrunde jede zweite nach Städten benannte Straße in Deutschland zu einem noch festzulegendem Stichtag nach den jeweiligen weiblichen Einwohnern der betreffenden Orte getauft werden.
Im Weiteren schlägt die WSS vor, anschließend Zug um Zug auch die namensgebenden Städte und Gemeinden. "Aus Köln würde dann Kölnerin, auch Duisburg Duisburgerin, aus Schwerin Schwerinerin", beschreibt Rabeanna Fleißer das geplante weitere Vorgehen, das zu mehr Gendergerechtigkeit nicht nur bei Straßennamen, sondern auch bei den bislang zu 100 Prozent nach Männern benannten Städten führen werde. Deren Lage werde trotz immer wieder aufbrechenden Debatten um die fehlenden Mitmeinung von Frauen bisher sowohl medial als auch politisch vollkommen ignoriert, selbst in Kreisen eigentlich engagierter Menschen. "Abgesehen von Heide in Schleswig-Holstein gibt es keine einzige deutsche Stadt, die einen Frauennamen trägt."
Mehr Achim als Frauen
Diese unhaltbare Situation - Fleißer nennt als Beispiel, dass in Deutschland damit mehr Städte nach den männlichen Vornamen "Achim" tragen als nach mehr als 42 Millionen Frauen benannt sind - könne auf diese Weise schnell und transparent behoben werden. "Frauen stellen nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, sondern sie sind auch entscheidend an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beteiligt", sagt die Aktivistin. Dies müsse sich künftig zwingend auch auf Land- und Stadtkarten widerspiegeln.
"Abgesehen von Heide in Schleswig-Holstein gibt es keine einzige deutsche Stadt, die einen Frauennamen trägt."
AntwortenLöschenUnd was ist mit Frauenstein?
das ist doch kein frauenname. keine frau heißt so
AntwortenLöschenChemnitz hat ja Erfahrung mit sowas, vielleicht fängt man da an mit 'Claudia-Roth-Stadt'.
AntwortenLöschenFür gewöhnlich ist mit "Frau" in diesem Zusammenhang Mariken Joachimsdottir gemeint.
AntwortenLöschenDie, wurde 1950 so festgelegt, in carne ins Jenseits entrückt wurde.
Bei Heide fällt mir sofort ein "Und was wird jetzt aus mir?"
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