Gerade in den Resten des bürgerlichen Mittelstandes gilt individuelle Mobilität im fossilen Verbrenner noch immer als lässliche Sünde. Gemälde: Kümran, Öl auf Eisen
Es ist ein weltweit einzigartiges Ritual, das Deutschland wegen der Klimakrise immer wieder vollzieht. Eine Beichte vor sich selbst, eine Standortbestimmung im Liegen, ein Eingeständnis, dass alle und auch die immer wieder verschärften und verschobenen Ziele für Einsparungen von CO2, Ausstoß und allem sowohl im Verkehr und als auch bei Gebäuden verfehlt werden. Während 193 Staaten der Welt, darunter auch alle, die das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet, aber auch nach acht Jahren noch nicht ratifiziert haben, den Klimagott einen guten Mann sein lassen, reibt sich die bei Atomausstieg, Neustart der Kohlekraftwerke und Wärmepumpenplanung führende Nation regelmäßig Salz in ihre Wunden.
Und sie ist stolz auf ihren Schmerz, gibt er der Gemeinschaft doch Gelegenheit, sich Sorgen zu machen, sich noch höhere Ziele zu stecken und noch strengere Pläne zu entwerfen.
Fortgesetzte Verfehlungen
PPQ-Kommunistinlumnistin Svenja Prantl reicht das alles allerdings noch nicht. Wer seine Klimaziele wie Deutschland fortgesetzt verfehlt, sollte umgehend bestraft werden. Und wenn er, wie es den Anschein hat, selbst nicht zur Geißelung in der Lage ist, müssen das eben andere übernehmen - die EU etwa könnte harte und gerechte Strafen verhängen.
Svenja Prantl steht zu ihrer Meinung. |
Eine echte Krux, denn im Schweigen über den Stand der Dinge zeigt sich exemplarisch, wie schwer
sich die Politik mit der Umsetzung ihrer auf endlosen Konferenzen erreichten Kompromissbeschlüssen und ehrgeizigen Zeitplänen tut. Stets kommt die Wirklichkeit den Verantwortungsträgern dazwischen. Der radikale Gesellschaftsumbau, der immer wieder neu angekündigt wird, mal mit einem Begriff wie "Zeitenwende", mal mit dem erklärten Abschied von allen "roten Linien", er stockt.
Die Realität ist zu behäbig für Revolutionen von oben. Der Rechtsstaat, die Behörden, die Physik, die Chemie, die Industrie und der alte deutsche Michel in seiner bundesweit anzutreffenden sächsischen Ignoranz, sie sind die Hürden auf einem Parcour, der im Kreise herumführt. Zugleich aber werden die Rufe immer lauter, dass das jüngste
Klimagericht nicht wartet: Wenn das Umweltbundesamt (UBA) seine vernichtenden Emissionsdaten für Deutschland veröffentlicht, dämmert kurzzeitig die Dringlichkeit entschiedener Schritte. Aber: Das war's dann auch.
Zu langsam, um die Welt zu retten
Ein Zukunftskonzept ist das nicht. Zwar sinkt alles, aber zu langsam, um die Welt zu retten. Die Zeit läuft den Schonlängerhierlebenden davon, denn im Klimaschutzgesetz ist vorgesehen, dass der Zeitplan eingehalten wird, an dessen Ende Deutschland klimaneutral sein wird - ganz unabhängig davon, ob das Land dann wie noch vor einigen Jahren 81 oder vielleicht schon 90 Millionen Einwohner haben wird. Zuletzt sanken die Emissionen nur um weniger
als zwei Prozent bei einem Anstieg der Bevölkerung um 1,3 Prozent. Das ist viel zu wenig. Ab sofort müssten es pro Jahr ab jetzt mindestens sechs Prozent
sein, damit Deutschland nicht 2050 blamiert vor der Weltgemeinschaft steht.
Der Vorteil der schrecklichen Situation ist die Hoffnungslosigkeit, mit einem Weiterso noch irgendetwas erreichen zu können. Sechs Prozent minus bei den Emissionen, das haben nicht einmal die Lockdowns auf dem Höhepunkt der Corona-Hysterie erreichen können. Deutschland braucht also mehr Eingriffe, brutalere Maßnahmen und eine ganz anderes Ausmaß an Entschlossenheit, um voranzukommen. Dazu wären zudem günstiges Wetter, mehr warme Winter, noch viel höhere Gas- und Strompreise, viel Sonne, Wind und eine zurückgehende Industrieproduktion bei schwindendem Individualverkehr. Eine Wahrheit, die niemand hören möchte. Der aber, je länger die Klimaplanwirtschaft sich im Stil der DDR-Führung selbst in die Tasche lügt, immer drängender um Einlass bitten wird.
Die Brutalität des Umbaus
Klar ist: Je knapper die Zeit, desto durchschlagender werden die Veränderungen sein müssen. Je länger das Versagen aller bei allem andauert, desto totaler werden die staatlichen Eingriffe in achso liebgewordene private Freiheiten ausfallen. "Die Brutalität des Umbaus steigt mit jedem Jahr, in dem wir zu wenig tun", haben Expert*innen bereits vor Monaten festgestellt, ein Unterton froher Erwartung und klammheimlicher Freude war nicht zu überhören.
Und ja, wir dürfen uns freuen! Gerade in Deutschland, einem Staat, der manchmal wie Puppenstübchen wirkt, in den sich niemals etwas bewegt, versprechen gleichzeitige Verkehrs- und Wärmewende, das schleunigste Dämmen aller Wände, die Elektrifizierung des gesamten Landes, das parallel auch noch digitalisiert wird, ein Ausmaß an Lebendigkeit und abenteuerlichen Erlebnissen, das es seit dem Ende des zweiten Weltkrieges nicht mehr gegeben hat. Wo damals die Trümmerfrauen Steine klopften, um das Land neu aufzubauen, wird der anstehende radikale gesellschaftliche Umbau für einen Rückbau in allen Bereichen sorgen.
Transformation ohne Bedenkenträger
Geführt von den besten Klimaforschern und
Energieexperten kommt eine Transformation ins Rollen, die einer Lawine gleichen wird: Der "sehr enge und steile Lösungskorridor", wie es Robert Habeck beschrieben hat, lässt keinen Raum mehr für Bedenkenträger, für die Furchtsamen und Knieweichen, für die, die Dinge Dinge vom Ende her denken wollen und das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Der Sturm bricht los, das Klima verzeiht niemandem noch ein Zögern und Zuwarten, es will beim Schopfe gepackt und gerettet werden, auch wenn das viele Opfer kosten wird.
Je früher sich die Gesellschaft eingesteht, dass es nötig sein wird, desto länger wird es dauern, das Notwendige durchsetzen können. Je länger sie hingegen leugnet, dass die Probleme des Weltklimas sich nicht im Vorwärtsschreiten eines deutschen Staates lösen lassen, an dem sich alle anderen Nationen orientieren, desto früher wird es möglich sein, wirklich brutale, verstörende und Teile der Bevölkerung womöglich auch verunsichernde Schritte hin zu einer nachhaltigen Klimastabilität zu gehen.
OT Alina Lipp läßt vorsorglich schonmal das AKW Saporoschje sprengen.
AntwortenLöschenDafür spricht: ...
https://t.me/neuesausrussland/14966
Ich habe mir einen Funken Resthoffnung aufgehoben, jenen, daß der Personenschutz von Selenski das Kommando Geronimo durchgefunkt bekommt. Ups, ist schon vergeben, dann eben Bandera.
spiegel.de
AntwortenLöschenEs ist eng – und deshalb muss es jetzt disruptiv werden
Ein Kommentar von Susanne Götze
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Die Emissionen in Deutschland sind um weniger als zwei Prozent gesunken. Das ist viel zu wenig. Laut UBA-Präsident Dirk Messner müssten es pro Jahr ab jetzt mindestens sechs Prozent sein.
Die übliche Wendung ist 'es wird eng'. Das muss jemand, der für spiegel.de arbeitet, freilich nicht parat haben, und vieles andere auch nicht.
Solch irreales, ein paar Stunden nach Veröffentlichung verwehtes radikalistisches Geschnatter soll wohl vor allem die Freier auf dem publizistischen Strich zu befriedigen. Die wollen was sehen für ihr Geld.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat Annika Joeres und Susanne Götze zum Schreiben des Buchs „Klima außer Kontrolle“ motiviert.
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Oha, bis wann war das Klima denn unter Kontrolle, und von wem?
Man muß die Dinge positiv sehen. Ein neues Bild von Svenja, super.
AntwortenLöschen...Annika Joeres ...
AntwortenLöschenGiss vem den är! Hennes bästa vänner heter Tommy och Annika. Han har stora kängor, och hennes papa är en negerkung.
Aus Långslidans, äh, Langenscheidts Lehrbuch für Anfänger.