Dienstag, 4. Juli 2023

Recht auf Reparatur: EU für die Ewigkeit

Nur weil ein Handy uralt, technisch völlig überholt und kaputt ist, muss es nicht weggeworfen werden. Die EU will dafür sorgen, dass künftig alles, was noch irgendwie repariert werden kann, in Betrieb bleibt. 

Acht oder neun oder zehn Monate vor der nächsten anstehenden EU-Wahl ("Europa-Wahl") ist die EU-Kommission auf der Suche nach Themen, die den 440 Millionen Bürgerinnen und Bürgern nachdrücklich ins Gedächtnis rücken, welch hohen Wert und großen Nutzen für jeden Einzelnen die Gemeinschaft hat. Nachdem die EU jahrelang vom Nimbus gelebt hatte, eine friedensschaffende und friedensbewahrende Vereinigung zu sein, fällt dieses Argument diesmal weg. Auch das EU-weite kostenlose Roaming für Handykunden, die in anderen EU-Staaten ihren Heimattarif nutzen können, wird sich nach Überzeugung von Brüsseler Experten nicht noch einmal stimmenträchtig nutzen lassen.

Auslaufmodell Wegwerfgesellschaft

Deshalb beschloss die EU-Kommission im Frühjahr bereits, das Modell der Wegwerfgesellschaft abzuschaffen und ein sogenanntes "Recht auf Reparatur" einzuführen. Das soll sicherstellen, dass in der Gemeinschaft technische Geräte aller Art nicht mehr aussortiert werden, wenn sie defekt sind. Sondern Verbraucher darauf bestehen können, dass Hersteller auch für ältere und ganz alte Waschmaschinen, Kühlschränke, Smartphones, Kaffeemaschinen, Kleider, Mäntel und Schuhe Reparaturen anbieten müssen. Wichtig auch wegen der galoppierenden Inflation: Reparaturen müssen für Verbraucher stets kostengünstiger sein als ein Neukauf.

Ein Geschenk an 440 Millionen Verbrauchende, aber auch an die Umwelt, die von den 27 Kommissaren immer mitgedacht wird. Bis zu 35 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr würden künftig durch die Reparatur alter Geräte vermieden, hat Brüssel ausrechnen lassen. Das ist noch einmal deutlich mehr als das Verbot von aus Plastik hergestellten Behältern, Tüten und Folienverpackungen für Lebensmittel, Feuchttüchern, Strohhalmen, Luftballons und Plastiktüten für den Globus erbrachte.

Vorbild alte Meister

Bei Gemälden und Kunstwerken, aber auch bei Möbelstücken, Autos und Schmuck wird das längst mit großem Erfolg praktiziert: Statt neue alte Meister zu produzieren, werden ältere Produkte immer wieder aufwendig saniert und repariert. Nun soll auch die Reparatur von Handys, CD-Playern, Fönen und Kaffeemaschinen ein entscheidender Faktor werden, "wenn es darum geht, das Modell der Wegwerfgesellschaft ad acta zu legen, das für unseren Planeten, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft so schädlich ist", wie Frans Timmermans, der Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal, angekündigt hat. 

Ein fehlerhaftes Kabel oder ein beschädigter Ventilator dürfen dann nicht mehr weggeworfen werden, es besteht die Pflicht, sie löten, schweißen oder anderweitig zusammenknibbern zu lassen. Für Europa, das nicht mehr über eine eigene Industrie zur Herstellung der vielen kleinen elektronischen Helferlein verfügt, ist das ein großer Schritt nach vorn. Einerseits müssen die Hersteller in Asien und den USA künftig alle Produkte zu konzipieren, dass Artikel grundsätzlich reparierbar sind. Andererseits kann in Europa eine milliardenschwere Reparaturindustrie entstehen, die Verbraucherinnen und Verbraucher unwiderstehliche Angebote für die Reparatur alter und liebgewordener Smartphones, Tablets, Steckdosenleisten, Bohrmaschinen oder Jeanshosen macht.

Europäische Reparaturampel

Eine einfache und attraktive Option für alle soll es werden, die beispielsweise Waschmaschinen und Fernsehgeräten ewiges Leben einhaucht. Als Basismodul für die Durchsetzung plant die EU ein europäisches Formular für Reparaturinformationen, über das Bürgerinnen und Bürger den passenden Reparaturbetrieb für ihr jeweiliges Problem finden. Noch im Gespräch ist eine Reparaturampel, die Verbraucher schon beim Kauf darüber informiert, wie oft ein Produkt repariert werden kann und welche wie viel günstiger das verglichen mit einem Neukauf wäre. 

Schon bei der Wahl im nächsten Frühjahr können sich die Bürgerinnen und Bürger für die großzügige Geste bedanken.

6 Kommentare:

  1. https://europa.rlp.de/de/aktuelles/detail/news/News/detail/eu-kommission-stellt-recht-auf-reparatur-vor

    Das Recht auf Reparatur im Sinne von Louis Rossmann (und Fefe) bedeutet, dass man als Besitzer das Recht und die Möglichkeit hat, Reparaturen an Geräten/Maschinen durchzuführen oder durchführen zu lassen.
    Hersteller z.B. von Handys oder Landmaschinen wollen nicht, dass andere außer ihre eigenen Leute etwas reparieren. Unabhängige Techniker, die kompetenter und günstiger sind, würde man gern ausschließen. Das nicht hinnehmen zu müssen, ist das, was das 'Recht auf Reparatur' eigentlich bedeutet.
    Keine Ahnung, was die EU da macht, die haben wohl ein paar Blogposts falsch verstanden.

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  2. sobald die alten weißen Bastlerbernds weggestorben sind muss die aische ihr Kaputthändy neu vom emre klaun lassen

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  3. Man muss größer denken! Die EU teilt uns mit, dass man die EU nicht wegschmeißen muss, bloß weil sie in Teilen nicht funktioniert; nein, man kann die EU reparieren. Das ist viel günstiger, weil es viel Geld spart ( haha )!

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  4. OT, muss trotzdem sein.
    Wir haben in Deutschland bekanntlich den Antisemitismus der Straße.
    Und in Israel fahren die Autos einfach so in die Menschenmenge.

    Wäre die Welt nicht eine bessere, wenn man Straßen und Autos verbieten würde?

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  5. Autos fahren in Menschenmengen, Messer greifen Menschen an. Da ist bestimmt eine AI außer Kontrolle.

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  6. Jag är inte registrerad hos kvittret. Men jag skulle älska att läsa det om att bilen blev galen.

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